Politik

Markus Söder beim Automobilzulieferer Zettl in Weng. Das Unternehmen hat angesichts der Corona-Krise seinen Betrieb auf die Produktion von Schutzmasken umgestellt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

02.04.2020

Deutschland benötigt Milliarden Masken

Wo normalerweise Sitzpolsterbezüge und Airbags gefertigt werden, nähen Mitarbeiterinnen nun Schutzmasken: Ein Automobilzulieferer aus Niederbayern hat seine Produktion umgestellt. Und auch bayerische Gefangene nähen Masken

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder prognostiziert im Kampf gegen das Coronavirus in Deutschland auf lange Sicht einen Bedarf von "Milliarden" Masken. "Wir werden auf Dauer enorm viel Masken brauchen. Ich glaube, dass wir am Ende in Deutschland Milliarden Masken brauchen", sagte der CSU-Chef  im niederbayerischen Weng (Landkreis Landshut).

Dort besuchte er gemeinsam mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einen Automobilzulieferer, der seinen Betrieb angesichts der Corona-Krise um die Produktion von Masken erweitert hat. Üblicherweise werden in dem Werk der Firma Zettl Zubehörteile wie Sitzbezüge oder Türverkleidungen hergestellt. Künftig sollen dort bis zu fünf Millionen Schutzmasken pro Monat genäht werden.

Zuerst brauche man die Schutzmasken für das medizinische Personal und dann prioritär auch für Alten- und Pflegeheime, sagte Söder. Man brauche die Masken aber auch "in der breiten Entwicklung auch irgendwann, wenn es um den Arbeitsschutz geht, um das Miteinander".

"Das sind Corona-Schutzmasken", sagte Söder. Diese seien höherwertiger als OP-Masken und "auf dem Weg zu einer FFP2-Maske". Aiwanger ergänzte, die Masken seien von der Prüfgesellschaft Dekra getestet worden und seien zertifiziert.

Sich unabhägig machen vom chinesischen Markt

Mit der heimischen Produktion von Masken will sich der Freistaat Söder zufolge unabhängig machen vom chinesischen Markt - wenngleich diese Kontakte erhalten werden sollen. Momentan hoffe und bange man, ob alle Lieferungen aus China auch kommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefoniere aber mit China, um das sicherzustellen.

Sämtliche Masken - sei es aus dem Ausland, vom Bund oder aus eigener Herstellung - werden Söder zufolge zentral registriert und dann vom Technischen Hilsfwerk (THW) in Bayern verteilt. Das richte sich nach der Einwohnerzahl und nach einem regional spezifischen Bedarf.

Zwischen den Bundesländern gebe es bei den Lieferungen von Schutzmasken keine Konkurrenzsituation. Natürlich bestelle jedes Land, jedoch sei auch hier zwischen mehr und weniger betroffenen Gebieten Solidarität gefragt. Konkurrenz bestehe eher international, gerade die USA träten im Markt "relativ robust" auf, was den Einkauf der Masken und die Art der Preisentwicklung betreffe.

Mitarbeiter von Zettl machen Überstunden

Bei der Firma Zettl sind zwischen 80 und 100 Mitarbeiter mit der Herstellung der Masken befasst, sagte Geschäftsführer Reinhard Zettl. Die reguläre Produktion laufe in reduziertem Umfang weiter und parallel seien Maschinen auf die Fertigung der Masken umprogrammiert worden. Die Mitarbeiter hätten viele Überstunden in Kauf genommen, um das möglich zu machen. "Es ist ein großes Verantwortungsgefühl da."

Grundsätzlich unterscheidet etwa das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zwischen selbst hergestellten Masken, medizinischem Mund-Nasen-Schutz und sogenannten filtrierenden Halbmasken (FFP2 und FFP3). Solche FFP2- und FFP3-Masken dienen auch dem Eigenschutz, die anderen vorrangig zum Schutz der anderen vor möglicherweise infektiösen Tröpfchen des Mundschutz-Trägers.

Zettl ist eine von etlichen Firmen im Freistaat, die vorübergehend Schutzmasken herstellen oder herstellen wollen. Dazu gehören beispielsweise der Hemdenhersteller Eterna aus Passau sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen.

Nach Angaben des Justizministeriums vom Donnerstag sind auch vier bayerische Justizvollzugsanstalten in die Produktion von Schutzmasken eingestiegen. 45 Gefangene in Aichach, Amberg, Kaisheim und München sollen in nächster Zeit 150 000 Masken nähen.
(dpa)

Genähte Masken dürfen keinen hundertprozentigen Schutz suggerieren 
Von Textilbetrieben oder Privatpersonen genähte Gesichtsmasken dürfen nach den Worten von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nicht suggerieren, dass sie gegen alles schützen. Oftmals werden sie auch als Mund-Nasen-Schutz oder als Mundschutz bezeichnet - das Wort Schutz sei dabei kritisch und somit nicht erlaubt, sagte der Freie-Wähler-Politiker. "Das wäre eine Irreführung und somit angreifbar."

Wer die als Geschenk oder für den Vertrieb vorgesehenen Masken schlicht Mund-Nasen-Masken nenne, sei also gut beraten, sagte der Minister. "Wenn man nicht suggeriert, dass das ein hundertprozentiger Schutz ist, dann ist das erlaubt."

Viele Textilbetriebe wie Nähereien oder Kostümabteilungen von Theatern haben in den vergangenen Wochen auf die Produktion von Gesichtsmasken umgestellt. Mehrere Medien hatten darüber berichtet, dass Betriebe sich mit einer Reihe von Abmahnschreiben konfrontiert sahen.
(dpa)

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