Politik

Blick auf die ukrainische Hauptstadt Kiew um kurz nach fünf Uhr am Morgen. Die russische Armee hatte die Ukraine am 24.02.2022 überfallen. (Foto: dpa/Kay Nietfeld)

17.03.2023

Die Arbeit geht weiter, während die Bomben fallen

Die in der Ukraine tätigen politischen Stiftungen haben zwar nach Kriegsbeginn Beschäftigte abgezogen, sind aber weiterhin aktiv

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich auch für die dort vertretenen deutschen politischen Stiftungen vieles verändert. Die deutschen Beschäftigten sind abgezogen, die Büros weitgehend verwaist. Die Arbeit geht aber trotzdem weiter. Nur mit angepasster Agenda und virtueller Vernetzung.

Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung ist die kleinste politische Stiftung. Seit 1992 unterhält sie in der Ukraine ein Büro. Ziel ist, über verschiedenste Maßnahmen der politischen Bildung den europäischen Integrationsprozess zu begleiten. Sieben Ortskräfte arbeiteten bislang von der Hauptstadt Kiew aus, unter der Leitung von Benjamin Bobbe, der auch für Moldau und Rumänien zuständig ist.

Dass sich etwas zusammenbraute, das war allen in der Ukraine bewusst. So war die Familie von Bobbe auch längst ausgereist, als der Krieg ausbrach. Doch das Ausmaß der Invasion überraschte dann doch viele. „Ich erinnere mich noch an die Raketeneinschläge am Morgen“, sagt Bobbe. „Da ist der Krieg plötzlich ganz nah.“

Sobald es ging, reiste auch Bobbe aus, genau wie zwei ukrainische Mitarbeiterinnen. Der Rest entschied sich, trotz der völlig unsicheren Lage zu bleiben. Aber auch diese Ortskräfte meiden seitdem das Büro. „Es gibt keine Stiftung, die mehr richtig vor Ort ist“, erklärt Bobbe. „Wir haben ja auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitenden“, sagt Markus Ferber (CSU), Europaabgeordneter und Vorsitzender der Seidel-Stiftung.

Doch Bobbe und Ferber betonen, dass die Arbeit trotzdem läuft. Mehr als 25 Einzelprojekte sind laut Bobbe seit Kriegsbeginn gestartet worden, insgesamt 452 verschiedene Maßnahmen gibt es in diesem Jahr – deutlich mehr als in Friedenszeiten.

Am wichtigsten sind aus Stiftungssicht derzeit die Stärkung der bisher sehr zentralistisch arbeitenden Verwaltung, die Unterstützung des Qualitätsjournalismus sowie die Beratung von Flüchtlingen innerhalb des Landes. Es gibt Präsenzveranstaltungen und sehr viele virtuelle Angebote. „Digitales Arbeiten genießt in der Ukraine eine sehr hohe Akzeptanz. Die Pandemie hat da sehr geholfen“, sagt Bobbe. So lassen sich problemlos auch Tausende Staatsdiener*innen am Bildschirm zum Thema „Verwaltungsrecht in Kriegszeiten“ weiterbilden.

Auch die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung ist weiterhin im Land tätig, wie ein Sprecher bestätigt. Die ukrainischen Beschäftigten arbeiten von verschiedenen Teilen der Ukraine aus, vieles läuft online. Verstärkt werde mittlerweile an Wiederaufbauplänen der Ukraine nach Nachhaltigkeitskriterien gearbeitet. 

Die beiden größten deutschen politischen Stiftungen, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, sind ebenfalls noch in der Ukraine aktiv. Die Ebert-Stiftung ließ eine Anfrage dazu unbeantwortet, die Adenauer-Stiftung betonte dagegen ebenfalls die „schwierigen Bedingungen“ vor Ort. (Thorsten Stark)
 

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