Politik

13.12.2019

Die gefühlte Unsicherheit

Ein Kommentar von Angelika Kahl über den Ausbau der Videoüberwachung

Es sind Gewaltexzesse, die fassungslos machen. Ein 49-jähriger Augsburger Familienvater und Feuerwehrmann wird nach einem Weihnachtsmarktbesuch vor den Augen seiner Frau totgeschlagen. Kurz darauf wird ein Polizist mit einem feigen Messerangriff am Münchner Hauptbahnhof schwer verletzt. Viele Menschen fragen sich: Bin ich auf der Straße noch sicher?

Die Unsicherheit nimmt zu, und die jüngsten Vorfälle haben die Angst vor Gewalttaten verstärkt. Klar, dass Innenminister Joachim Herrmann (CSU) darauf reagieren muss. Seine Antwort: eine erhöhte Polizeipräsenz in den Innenstädten und auf Christkindlmärkten sowie ein weiterer Ausbau der Videoüberwachung. Dank der 15 Kameras am Augsburger Königsplatz konnten die Täter schnell identifiziert und verhaftet werden.

Gewalttäter lassen sich  nur selten von Kameras abschrecken

Eines darf man dabei aber nicht vergessen: Kameras können zwar die Aufklärung von Verbrechen erleichtern, Gewalttäter aber schrecken sie selten ab. Denn die agieren in der Regel nicht rational, wie Kriminologen erklären. In den meisten Fällen sind die Täter überdies alkoholisiert oder stehen unter Drogen. Videoüberwachung soll vor allem Vergehen wie Diebstahl, Sachbeschädigung oder Drogenmissbrauch verhindern – und das ist sinnvoll. Die wichtigsten Kriminalitäts-Brennpunkte in Bayern aber werden bereits überwacht.

Was aber nicht sein darf, ist, dass eine Ausweitung der Videoüberwachung jetzt aus reinem Aktionismus erfolgt. Herrmann betont selbst, dass das Sicherheitsniveau in Bayern gestiegen sei. Die Zahl der Gewalttaten nimmt insgesamt ab. Weil sich Angst aber selten von Statistiken beeindrucken lässt, ist es durchaus angemessen, mit einer kurzfristig erhöhten Polizeipräsenz den Menschen einen entspannteren Stadt- oder Weihnachtsmarktbummel zu ermöglichen. Ein Ausbau der Videoüberwachung aber sollte aus Datenschutzgründen nicht einfach per Schnellschuss erfolgen.

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