Politik

Erneut muss die CSU unter Söder ein Wahlergebnis verkraften, welches nicht ansatzweise den früheren Ansprüchen gerecht wird. Trotzdem könnte es am Ende die Karriere des Parteichefs voranbringen. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

08.10.2023

Durchschnaufen und weiter

Söder und die ewige Kanzlerkandidatur

Obwohl Markus Söder schon einige Niederlagen einstecken musste, geht seine Karriere seit Jahren bergauf. Ausgerechnet in seinem persönlichen Schicksalswahlkampf 2023 musste der 56-jährige Franke aber eine Erfahrung machen, die ihm in dieser Art und Vehemenz zumindest innerhalb Bayerns neu sein dürfte: Fleiß, Bekanntheit und ein CSU-Parteibuch alleine sind weiterhin keine Garanten für einen Wahlerfolg. Nach ersten Hochrechnungen könnte die CSU dieses Mal mit einem Wert unter 37,2 Prozent noch schlechter abschneiden als bei der Wahl 2018, zufrieden dürfte bei den Christsozialen aber niemand sein.

Wie es sich für Söder und sein Selbstbewusstsein gehört, betont dieser in seiner ersten Reaktion auf das sich abzeichnende Ergebnis, die CSU habe die Wahl "klar" gewonnen. Das mag stimmen, wenn man die reine Zahlenlehre betreibt. Es blendet aber auch jede Verantwortung Söders an dem Ergebnis aus, welches vor Jahren unvorstellbar war.

Doch zurück zu Söder: In den vergangenen Monaten präsentierte er sich zunehmend konservativ - statt Bäume zu umarmen, wetterte er, wo es ging, gegen die Bundesregierung und hier am liebsten gegen die Grünen. Um den Stammwählern zu gefallen, präsentierte sich Söder gerne als Verfechter von Freiheit und Kernkraft sowie seit wenigen Wochen als Beschränker der Zuwanderung. Und auch wenn es keine konkreten Pläne zum Zwangsgendern, vegetarischen Essen oder zur Abschaffung von Schulnoten gab, betonte Söder gerne, wie schlimm er das finde.

Söder muss nicht um seinen Posten fürchten

Fakt ist: In der CSU-Historie steht der Name Söder nun direkt neben den Wahlergebnissen, die in früheren Jahren undenkbar waren und wohl sofort zum Rücktritt des Parteichefs geführt hätten. Doch Söder wird auch dieses Mal (wohl) nicht um seinen Posten fürchten müssen. Es gehört zu den vielen Besonderheiten Söders, dass bei der Suche nach Gründen für Niederlagen immer andere Namen auftauchen, hinter denen seine eigene Verantwortung möglichst unauffällig verblasst.

So gilt in der CSU Ex-Parteichef Horst Seehofer als Verantwortlicher für die schon fast historische Pleite bei der Landtagswahl vor fünf Jahren mit 37,2 Prozent - auch wenn Söder Ministerpräsident und Spitzenkandidat war. Satte 10,5 Prozentpunkte verlor die Partei und mit ihnen die absolute Mehrheit an Sitzen im Landtag.

Die Niederlage bei der Bundestagswahl 2021 wird in der CSU dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet zugeschrieben, immerhin habe dieser nicht nur einen unambitionierten Wahlkampf als Unionskanzlerkandidat geführt, sondern auch mit seinem Lach-Fauxpas nach den Fluten im Ahr- und Erfttal die Stimmung gekippt. Dass Söder 2021 nach seinem erfolglosen Machtkampf mit Laschet um die Kanzlerkandidatur diesen alles andere als loyal unterstützt hatte, wird in der CSU dagegen gerne nicht erwähnt.

Schon viele Machtkämpfe geführt

Apropos Machtkampf: Söder hat in seiner politischen Karriere schon viele geführt - egal ob als Minister, Generalsekretär, Parteichef oder Ministerpräsident. Die längste Auseinandersetzung lieferte er sich ohne Zweifel mit Seehofer, der ihn über Jahre als Ministerpräsident und CSU-Chef verhindern wollte.

Um so schmerzhafter war es für Söder auch, 2021 Laschet den Vortritt zu überlassen. Der Franke selbst brauchte Monate, um die Enttäuschung zu verarbeiten und sich wieder für die Landesthemen zu motivieren. Auch wenn Söder auch am Wahlabend betont, dass sein Platz in Bayern sei und sich das Kapitel Berlin und Kanzlerkandidatur nun wirklich und endgültig erledigt hat, so richtig glauben kann das auch in seinem direkten Umfeld niemand.

Mehr noch: Nicht wenige Söder-Getreue spüren seit Monaten bei Söder ein wachsendes Interesse an einer erneuten Kanzlerkandidatur. Und nicht nur diese werteten sein Statement im Landtag als weiteres Indiz mit Blick auf die Bundestagswahl 2025: Die CSU habe bewiesen, auch in schwierigen Zeiten könnten Wahlen erfolgreich durchgeführt werden.
(Marco Hadem, Christoph Trost und Michael Donhauser, dpa)

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