Politik

05.02.2016

E-Auto-Prämie: Bitte später!

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Elektroautofahren ist ein echtes Abenteuer. Zum einen begeistert die Beschleunigung der Fahrzeuge. Zum anderen indes geht einem der Allerwerteste gehörig auf Grundeis, wenn man sieht, wie schnell sich die Batterie beim Fahren entlädt. Da kann eine kleine Tour von Nürnberg nach Amberg schon zur Zitterpartie werden. Zeigte das Powerpack bei Abfahrt noch volle Ladung an, ist beim Einbiegen in die Autobahn angeblich schon die Hälfte des Stroms verbraucht – 50 Kilometer vor dem Ziel.
Das Beispiel zeigt, worauf es beim Systemwechsel von Verbrennungs- auf Stromantrieb der Autos ankommt: Man braucht genügend Ladestationen. Natürlich kann man immer irgendwo ein Kabel legen, um das Gefährt wieder mit Strom zu versorgen. Doch das dauert bis zu acht Stunden. Wer hat diese Zeit schon? Wirklich attraktiv ist nur das Schnellladen, das genauso lang dauert wie das normale Benzintanken. Dafür aber muss eben eine entsprechende Ladestation her – und ein schnellladefähiges E-Auto. Nicht jedes Elektrofahrzeug verfügt über diese Technik.

Warum sollte die Autoindustrie das bezuschussen?


Um bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen, wie es die Bundesregierung will, sind pragmatische Lösungen gefragt. Dazu zählt gewiss ein Kaufanreiz in Form von Steuervergünstigungen oder Bonuszahlungen à la Abwrackprämie. Denn Stromer sind noch deutlich teurer als Benziner.
Die geplante Kaufprämie des Bundes nützt aber gar nichts, so lange es kein engmaschiges Schnellladenetz in Deutschland gibt. Weshalb auch dieses gefördert werden muss. Prinzipiell ist es also nicht falsch, Prämien einzuführen. Aber man sollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Sinnvoller wäre: erst ein flächendeckendes Schnellladesystem aufbauen. Und den Bürgern danach den Kauf eines E-Gefährts mit Prämienanreizen schmackhaft machen. Wobei auch das derzeit diskutierte Zuschusssystem Tücken hat.
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner etwa schweben Prämien zwischen 4000 und 5000 Euro je Fahrzeug vor – bis zu 2000 Euro davon sollen die Hersteller selbst beisteuern. Da hat die Ministerin wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Autoindustrie will möglichst hohe Margen erzielen und dürfte wenig Neigung verspüren, den E-Autokauf zu subventionieren.

Kommentare (2)

  1. Zitrone am 07.02.2016
    NS: Warum soll der normale Steuerzahler die Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge und Dividenden der Aktionäre finanzieren, die er mit einem weit höheren Steuersatz auf sein Einkommen aufgebracht hat.?
    25% auf Kapitaleinnahmen?!. Herr Schäuble hätte genügend Geld bei einer gerechten Besteuerung.
  2. Zitrone am 05.02.2016
    Wenn ich das lese, geht mir der Hut hoch. Wir sollten uns mal an die alten Zeiten erinnern, Einführung der Gurtpflicht ohne Prämie, Katalysator mit Prämie. Verbrauchsarme Autos mit verschärften Normen. Die Bundesregierung (einschl. CSU) hat sich auf EU Ebene immer gegen schärfere Normen gesträubt. Und jetzt sollen wieder die Normalsteuerzahler Prämien finanzieren, die letzlich einer Klientel zu Gute kämen, die sich ein E Auto ohnehin leisten könnten. Warum nicht der einfachere und kostengünstigere Weg? Nur Automodelle mit einem bestimmten Verbrauch erhalten eine Zulassung. Die Dieselsubventionen für die Autos werden komplett gestrichen. Auf den Autobahnen wird 130 Höchstgeschwindigkeit eingeführt und durch stationäre Kontrollen gesichert.
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