Politik

BMW-Zentrale in München. Der Autobauer will sich die Pfade Wasserstoff sowie Verbrenner offenhalten. (Foto: dpa/Matthias Balk)

18.07.2025

E-Mobilität allein ist nicht die Lösung

Zukunft der bayerischen Autoindustrie beschäftigt den Landtag

Die bayerische Automobil- und Zulieferindustrie mit ihren 350.000 Beschäftigten steckt in der Krise. Konjunktur hat dort derzeit vor allem eines: Der Rotstift. Allein in der Zulieferindustrie fielen 2024 bundesweit rund 19.000 Stellen weg, betroffen davon auch bayerische Unternehmen wie Schaeffler, Brose und Webasto, die ihren Personalbestand jeweils vierstellig verkleinern wollen. Dazu kämpfen viele kleine Zulieferer von Spezialteilen ums Überleben, manche mussten schon aufgeben. Bei den Autoherstellern sieht es kaum anders aus. Auch BMW und Audi haben Stellenkürzungen im Tausenderbereich angekündigt.

Die Gründe sind schnell aufgezählt. Da sind die Absatzeinbrüche in China, die erratischen Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump, die Umstellungskosten auf die E-Mobilität und die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten. Die Staatsregierung hat für die bayerischen Unternehmen schon einen Transformationsfonds in Höhe von 100 Millionen Euro aufgelegt, Bayerns SPD fordert gar eine Milliarde für Forschung und Hilfen zur Produktionsumstellung auf CO2-freie Antriebe.

Vor diesem Hintergrund hat der Wirtschaftsausschuss des Landtags zu einer Expertenanhörung eingeladen. Kernfrage: Wie kann die Politik den Transformationsprozess am besten unterstützen? Mit Blick auf die in der Politik immer wieder geforderte Aufhebung des für 2035 von der EU verkündeten Verbrennerverbots überraschende Antwort: Klare Fokussierung auf die Elektromobilität als Antriebsform der Zukunft.

Aber auch: Kein starres Verbrennerverbot, denn fossil betriebene Fahrzeuge werden in manchen Anwendungsbereichen und Weltregionen nicht völlig verschwinden. Gemeinsamer Nenner fast aller Experten: Weniger Ideologie und Regulatorik, stattdessen Innovation und offene Märkte. Lediglich der freiberufliche Automobil-Designer Gert Volker Hildebrand plädierte für das unbeirrte Festhalten am Verbrenner als „Herzstück der bayerischen Automobilindustrie“.

Das wichtigste: am Weltmarkt bestehen

Aber wie lange wird das noch so sein? Denn egal ob BMW, Audi oder die großen und kleineren Zulieferer, all ihre Vertreter setzten auf die Transformation hin zur E-Mobilität. Man wäre wohl auch schon weiter, hätte die Ampel die E-Auto-Förderung einst nicht von heute auf morgen gestoppt. Wie dem auch sei, E-Antriebe seien die „effizienteste Art“, um den Verkehr CO2-neutral zu machen und sich international zu behaupten, erklärte Bettina Hölzle von Audi. Peter Hummel vom niederbayerischen Zulieferer Dräxlmaier meinte, ohne Fokus auf die E-Mobilität drohe die deutsche Auto-Industrie international abgehängt zu werden. Grundsätzlich sah das auch BMW-Vertreter Glenn Schmidt so, allerdings wolle sich BMW die Pfade Verbrenner und Wasserstoffantrieb offen halten. Aus Arbeitnehmersicht trat der Schaeffler-Betriebsratschef Ulrich Schöpplein für die klare strategische Ausrichtung auf die E-Mobilität ein. Alles andere werde auf Sicht zu erheblichen Jobverlusten in der Branche führen.

Auf eines aber konnten sich alle Fachleute verständigen. Die Politik muss hemmende Bürokratie und sich widersprechende Regularien abbauen, Zölle und Protektionismus zurückdrängen, Energiepreise senken und die Förderung von Forschung und Entwicklung verstärken. Nur mit international wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen könne es die bayerische Automobil- und Zulieferindustrie aus der aktuellen Krise schaffen.
(Jürgen Umlauft)

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