Politik

Vorschul- und Schulkinder der ersten Klasse bekommen vom Freistaat einen Gutschein über 50 Euro für einen Seepferdchen-Schwimmkurs. Doch viele Anbieter nehmen die Gutscheine gar nicht an. (Foto: Thorsten Stark)

23.08.2024

Ein ziemlich nutzloser Gutschein

Der Freistaat bietet Familien eine Förderung für Seepferdchen-Schwimmkurse an – doch nur ein Zehntel der Kinder profitiert davon

Seit 2021 erhalten Vorschulkinder und Erstklässler*innen 50-Euro-Gutscheine für einen Schwimmkurs zum Erwerb eines Seepferdchen-Abzeichens. Was nach einer guten Aktion klingt, erweist sich aber in der Praxis als Themaverfehlung.

Tatsächlich mangelt es nämlich nicht an der Bereitschaft, sondern am Angebot. In ganz Bayern sind Kinderschwimmkurse schon seit Langem überbucht. Daher wollen viele Anbieter auch nichts von den Gutscheinen wissen, die sie selbst beim Staat einlösen müssten und die ihnen nur noch mehr Interessierte bescheren würden. „Wegen der hohen organisatorischen und administrativen Anforderungen ist es uns leider nicht möglich, die 50-Euro-Seepferdchen-Gutscheine des Bayerischen Staatsministeriums anzunehmen“, heißt es etwa bei einem gewerblichen Anbieter in Ingolstadt. Solche Hinweise finden sich allerorten.

Und so kommt es, dass von den 275.000 im Kindergarten- und Schuljahr 2023/24 ausgegebenen Gutscheinen bis Ende Juni lediglich 25.000 eingereicht wurden. Weniger als 10 Prozent also. Und das, obwohl der Freistaat den Anbietern erstmals auch eine Aufwandspauschale in Höhe von 2,50 Euro je Gutschein zugesteht.

Im Innenministerium verweist man auf die noch laufenden Sommerferien, in denen noch einige Gutscheine eingelöst werden könnten, und auf den zum ersten Mal bis Ende des Jahres verlängerten Einlösezeitraum. Zur Vereinfachung wird laut Ministerium auch an einer App gearbeitet. „Unter anderem sollen die Gutscheine künftig über einen QR-Code eingelöst werden können“, teilt eine Sprecherin mit. Das soll ab 2025 möglich sein. Denn die Aktion ist um ein weiteres Jahr verlängert worden. Wieder sind dafür 3,6 Millionen Euro im Haushalt reserviert.

Geld, das aus Sicht der LandtagsGrünen besser anderweitig verwendet würde: für die Sanierung von Schwimmbädern und die entsprechende Qualifizierung von Lehrkräften. Damit der im Lehrplan vorgesehene Schwimmunterricht an der Schule auch flächendeckend stattfinden kann. „Den Versuch, die Kursanbieter jetzt mit Mini-Geldbeträgen und einer App zu ködern, sollte sich die Söder-Regierung lieber sparen“, ätzt der sportpolitische Sprecher der Grünen, Max Deisenhofer.

Das Innenministerium verweist dagegen auf das Sonderprogramm für vereinseigene und kommunale Schwimmbäder, dessen Konditionen im Vorjahr noch einmal „deutlich verbessert“ worden seien. Noch ist aber kein Effekt spürbar.

Und das Kultusministerium erklärt, man unternehme bereits „in quantitativer wie qualitativer Hinsicht umfassende Anstrengungen, um Schulen die Erteilung von Schwimmunterricht zu ermöglichen“. So sei Schwimmen verbindlicher Ausbildungs- und Prüfungsbestandteil jedes Lehramt-Sportstudiums. Auch bei der Fortbildung von Lehrkräften nehme Schwimmen eine zentrale Rolle ein. Ob und wie eine Schule Schwimmunterricht anbietet, liegt allerdings in der Verantwortung der jeweiligen Einrichtung.
So sind viele Kinder eben doch auf private Schwimmkurse angewiesen. Leider nur gibt’s davon viel zu wenige. (Thorsten Stark)
 

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