Politik

Majas lebendigen Artgenossen ging es in den vergangenen Jahren schlecht. (Foto: dpa)

25.08.2017

Endlich: Ein Doktor für Bienen

Im Landratsamt Schweinfurt gibt es jetzt erstmals einen Amtstierarzt, der auf die kleinen Honiglieferanten spezialisiert ist

Bei Einsätzen von Amtstierärzten denkt man zunächst an Bauernhöfe, an Rinder, Schweine, Pferde und Geflügel. Hermann Stein, Veterinär im Landratsamt Schweinfurt, aber hat auch ein Faible für deutlich kleinere Tiere. Als erster und bislang einziger Tierarzt in Bayern darf der 56-Jährige ab sofort die Zusatzbezeichnung „Bienen“ führen, offiziell zertifiziert von der bayerischen Landestierärztekammer (BLTK). Die Weiterqualifizierung dauerte zwei Wochen. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, musste Hermann Stein unter anderem zwei Krankheitsberichte und zehn Fallprotokolle über kranke Bienen schreiben. „Für mich war es allerdings mehr Freude als Pflicht“, verrät der Tierarzt, „denn ich bin seit einigen Jahren privat als Hobby-Imker tätig.“

Gebraucht wird er dringend. Denn Majas Artgenossen ging es in den vergangenen Jahren schlecht – zumindest wurden Umweltschützer nicht müde, darauf hinzuweisen. Schuld daran ist vor allem die Varroamilbe. „Dieser Parasit ist auch weiterhin ein ernstes Problem“, sagt Bienendoktor Stein. Die Bienen müssten immer wieder aufs Neue behandelt werden. Denn ihr im Vergleich zu Säugetieren andersartiges Immunsystem lasse keine Bildung von Antikörpern zu – weshalb man sie nicht einfach impfen kann.

Welche Qual diese vergleichsweise riesige Milbe für eine kleine Honigbiene bedeutet, illustriert folgendes Beispiel: „Das ist ungefähr so, als würde einem Menschen ein ausgewachsenes Kaninchen am Rücken hängen und sich festbeißen“, erläutert Hermann Stein. Geschwächt würden die Bienen nicht nur durch den schmerzhaften Saugvorgang, sondern auch durch die dadurch übertragenen Krankheitskeime. „Aber insgesamt ist der gesundheitliche Zustand der Bienen in Bayern ganz gut“, versichert der Schweinfurter Amtstierarzt. Der Freistaat habe die Gefahr rechtzeitig erkannt und unternehme etwas dagegen. Schon Albert Einstein soll gewarnt haben: „Stirbt die Biene, stirbt drei Jahre später auch der Mensch aus.“

An der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau im unterfränkischen Veitshöchheim beispielsweise gibt es ein spezielles Fachzentrum für Bienen. In den Regierungsbezirken stehen ausgebildete Bienenbeauftragte den Imkern mit Rat und Tat zur Seite. Und vor zwei Jahren wurde der Bayerische Tiergesundheitsdienst in Grub bei Poing (Landkreis München) um eine Bienenabteilung erweitert.

„Es hilft aber auch, dass sich immer mehr Menschen für die Imkerei interessieren“, so Hermann Stein. Vor allem in den Städten findet das Hobby ständig neue Anhänger – was die Zahl der Bienenstöcke und -völker im Freistaat nach Jahren des Bienensterbens endlich wieder erhöht.

Überraschend: In urbanen Lebensräumen geht es den Honigbienen inzwischen deutlich besser als auf dem Land. „Kein Wunder“, erläutert der Tierarzt. „Dort blühen ja noch ausreichend Blumen.“ Aber auf dem Land? „Da gibt es einmal im Jahr die Rapsblüte“, erklärt der Bienendoktor, „da finden die Insekten ein üppiges Angebot – aber davor und danach ist nichts mehr.“

Die Landtagsopposition fordert deshalb schon länger, dass die Staatsregierung bei der Agrarwirtschaft auf mehr Bienenfreundlichkeit drängt – etwa durch das Anlegen neuer Streuobstwiesen. (André Paul)

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