Überall herrscht Frühlingsstimmung – auch in der Reisebranche. Verreist wird gerade mindestens so viel wie vor der Pandemie. Zwar wütet das Coronavirus weiter. Aber weder das Virus noch der Krieg in der Ukraine beeinträchtigen offenbar die Reiselust.
Der Münchner Flughafen rechnet in den Osterferien mit insgesamt rund 1,5 Millionen Fluggästen. Den Ansturm des ersten Ferienwochenendes habe man bereits gut bewältigt, so ein Sprecher. Freitag und Samstag wurden täglich mehr als 90 000 Passagiere gezählt, am Sonntag waren es sogar fast 100 000 – insgesamt der größte Passagierandrang seit über zwei Jahren. Auch am Memminger Flughafen entspricht die Zahl der Passagiere mit rund 90 000 bei 270 Starts und 270 Landungen dem Stand des Jahres 2019. „Wir stellen fest: Die Menschen wollen reisen“, erklärt ein Sprecher der Lufthansa zufrieden. „Schon in 2021 gab es einen spürbaren Nachholeffekt.“ Für dieses Jahr rechne man mit einem deutlichen Anstieg der Zahlen. „Die Buchungen zu Ostern und Sommer sind teilweise über Vorkrisenniveau, zu einzelnen Zielen teilweise verdreifacht.“
Die Maske, die man auch auf Langstreckenflügen stundenlang tragen muss, schreckt anscheinend nicht davon ab, endlich mal wieder auf und davon zu fliegen. Lufthansa rechnet entsprechend mit einem sehr hohen Passagieraufkommen. Am meisten nachgefragt sind Flüge von München nach Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und an die West- und Ostküste der USA.
Die Top Five: Mallorca, das am vergangenen Wochenende aufgrund hoher Nachfrage mit Langstreckenflugzeugen angeflogen wurde, Catania, Neapel, Dubrovnik und Malaga.
Auch die Fluggesellschaft Eurowings freut sich über die erste große Reisewelle dieses Jahres. Besonders beliebt sind sogenannte Warmwasserziele, also Kanaren, Kreta oder Palma de Mallorca, aber auch Städtetrips nach London, Prag, Wien und Rom.
Corona-Tests für Reisende sind üblich
Für die Airlines ist die effiziente Abfertigung zwar eine große Herausforderung – zumal trotz Omikron genug Personal zur Verfügung stehen muss. Flüge mussten aber weder am Münchner Flughafen noch in Memmingen wegen Omikron gestrichen werden.
Relativ ruhig ist es auf den bayerischen Straßen am vergangenen Wochenende geblieben, so ein Sprecher des ADAC. Auf den Autobahnen rund um München und Richtung Süden rechne man vor allem am Gründonnerstag und Karfreitag mit Behinderungen. „Der Gründonnerstag ist immer der staureichste Tag, im Jahr 2019 gehörte er sogar zu den zehn staureichsten Tagen des gesamten Jahres.“ Eine gute Idee könnte es da sein, kurzerhand aufs Bahnfahren auszuweichen. Online erhält man dort auch die Info, wie stark ein Zug ausgelastet ist, kann also entsprechend umplanen.
Wegen des Krieges in der Ukraine und der großen Zahl an Flüchtlingen sind diese Auslastungsanzeigen allerdings, wie die Bahn selbst mitteilt, auf bestimmten Strecken wenig verlässlich. Übrigens: In der Bahn gilt zwar im Fernverkehr keine 3G-Regel mehr, dafür hat man die Maskenkontrollen in den Fernzügen verstärkt. Wer wiederholt keine Maske trägt, kann von der Beförderung ausgeschlossen werden.
Entspannt sind dagegen die Einreisebedingungen häufig am Urlaubsziel selbst: Die meisten Länder akzeptieren wahlweise vollständige Impfungen, Boosterungen oder negative Tests bei der Einreise. In Spanien wird allerdings noch am Flughafen die Temperatur gemessen und im Zweifel eine Untersuchung angeordnet. Auch in Italien wird immer wieder – zum Beispiel am Fährhafen vorm Übersetzen auf eine Insel – die Temperatur gemessen. Hier gilt im Nahverkehr und in den Innenräumen von Restaurants, nicht aber in Hotels, die 3G-Regel.
Eine besondere Hürde stellen die USA an die Einreisenden: Diese müssen vollständig geimpft sein und zusätzlich einen negativen Corona-Test vorlegen. Auch Israel stellt höhere Ansprüche als andere Länder: Dort ist eine Einreise zwar auch Ungeimpften möglich. Es muss aber vor und bei der Ankunft ein PCR-Test gemacht werden. Bis das Testergebnis da ist, bleibt der oder die Einreisende in Isolation, was durchaus 24 Stunden dauern kann. Auch andere Länder schreiben einen Test direkt nach Einreise vor, zum Beispiel Thailand, wo außerdem fünf Tage später ein Antigentest fällig ist, oder das ägyptische Hurghada, wo man einen kostenpflichtigen PCR-Test am Zielflughafen machen lassen und sich in Quarantäne begeben muss, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Eine ganz schöne Zitterpartie. Schlägt der Test positiv aus, kann einem das die Reise gründlich verhageln.
Im Urlaub krank zu sein, war zwar noch nie ein Vergnügen. Aber Corona macht die Sache schlimmer – auch bei mildem Verlauf. In Griechenland etwa, wo bei der Ankunft in Einzelfällen ein Schnelltest durchgeführt wird, muss man als Corona-Positiver mindestens fünf Tage in Quarantäne – und zwar an einem Aufenthaltsort, den allein die Behörden bestimmen, es sei denn, das gebuchte Hotel entspricht den vorgeschriebenen Anforderungen an Quarantäne-Zimmer.
Um sich gegen Kosten abzusichern, die durch die Behandlung einer Covid-Infektion entstehen können, rät das Auswärtige Amt auf seiner Homepage dazu, vorab den Reisekrankenversicherungsschutz zu überprüfen und entsprechend auszuweiten. Generell warnt das Amt Ungeimpfte und vulnerable Personengruppen vor einem möglichen Infektionsrisiko „in Situationen, in denen Reisende Kontakte zu einer größeren Personenzahl auf begrenztem Raum nicht vermeiden können“.
So weit, so bekannt. Ungewohnt dagegen mutet der Hinweis an, dass derzeit für kein Land eine pandemiebedingte Reisewarnung bestehe. Allzu großer Optimismus ist allerdings trotzdem fehl am Platz. Denn das Auswärtige Amt fügt hinzu: „Sobald wieder Länder als Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet eingestuft werden, können für diese aber auch wieder Reisewarnungen ausgesprochen werden.“
(Monika Goetsch)
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