Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Entsetzen über den tödlichen Anschlag in Österreichs Hauptstadt Wien geäußert. "Wir sind schockiert", schrieb er am Dienstagmorgen auf Twitter. Mitgefühl gelte den Opfern, Verletzten und Angehörigen. "Wir stehen fest an der Seite Österreichs." Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat auf den Terroranschlag in Österreichs Hauptstadt Wien mit Entsetzen reagiert. Die Bilder zeigten "eine Rohheit und eine Verachtung für menschliches Leben, die man sich kaum vorstellen kann". Der Anschlag sei ein Angriff auf die Freiheit.
Nach der Terrorattacke in Wien, bei der vier Passanten starben, schweben nach Angaben des Gesundheitsverbunds noch viele Opfer in Lebensgefahr. Mindestens sieben Menschen seien "in kritischem, lebensbedrohlichem Zustand", sagte eine Sprecherin des Klinikverbandes am Dienstagmorgen der Nachrichtenagentur APA. Zur Identität der Verletzten machte sie keine Angaben. Insgesamt würden 17 Opfer des Angriffs vom Montagabend in mehreren Spitälern behandelt, sagte die Sprecherin weiter. Ein beim Anschlag verletzter Polizist befinde sich in "kritisch-stabilem" Zustand.
Attentäter war IS-Anhänger
Nach offiziellen Angaben sind bei der Attacke sind mindestens vier Passanten getötet worden. Es handele sich um zwei Männer und zwei Frauen, bestätigte der österreichische Innenminister Karl Nehammer der Nachrichtenagentur APA. Zudem wurde ein Täter von der Polizei erschossen. Er war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung vorbestraft, teilte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der Nachrichtenagentur APA am Dienstag mit. Er wollte in der Vergangenheit nach Syrien ausreisen, um sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. Er sei daran gehindert worden und stattdessen am 25. April 2019 wegen Mitgliederschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, teilte Nehammer mit. Der Mann sei am 5. Dezember "vorzeitig bedingt entlassen" worden. Demnach galt er als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes.
Der Attentäter sei mit einem Sturmgewehr bewaffnet gewesen und habe zudem eine Sprengstoffgürtel-Attrappe getragen. Er habe offenbar Panik verbreiten wollen, so Nehammer. Im Umfeld des Täters wurden mehrere Objekte durchsucht. Es seien mehrere Personen festgenommen worden, hieß es aus dem Innenministerium ohne weitere Details.Die Bevölkerung habe der Polizei inzwischen Tausende von Videoaufnahmen für die Ermittlungen zur Verfügung gestellt. Die Wohnung des Verdächtigen sei auf der Suche nach belastendem Material durchsucht worden, hieß es. 1000 Beamte seien in Wien im Einsatz.
Erste Schüsse nahe der Hauptsynagoge
Die Wiener Innenstadt war zeitweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar. Weder Busse noch Bahnen steuerten Ziele im historischen Kern der Zwei-Millionen-Metropole an.
Der Terrorangriff ereignete sich wenige Stunden vor Beginn des teilweisen Lockdowns in Österreich. Seit Mitternacht sind alle Gaststätten im Kampf gegen die Corona-Pandemie geschlossen. Die ersten Schüsse fielen am Montagabend gegen 20 Uhr nahe der Hauptsynagoge in einem Ausgehviertel Wiens. Nach Augenzeugenberichten feuerte der Täter wahllos in die Lokale. Ein Mann brach tödlich getroffen auf einem Bürgersteig zusammen. Viele Passanten rannten in Panik davon. Einige erhoben die Hände, um der Polizei zu zeigen, dass sie nicht bewaffnet sind.
"Wer einen von uns angreift, greift uns alle an", sagte Nehammer. Kurz verurteilte den Angriff als "widerwärtigen Terroranschlag".
Der Polizei zufolge gab es sechs verschiedene Tatorte. Einer davon liegt direkt neben der Synagoge. Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, schrieb auf Twitter, es könne nicht gesagt werden, ob sie eines der Ziele war. "Fest steht allerdings, dass sowohl die Synagoge (...) als auch das Bürogebäude an derselben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse nicht mehr in Betrieb und geschlossen waren."
Spitzenpolitiker aus aller Welt zeigen sich betroffen
Spitzenpolitiker in aller Welt zeigten sich betroffen. "Nach einem weiteren abscheulichen Terrorakt in Europa sind unsere Gebete bei den Menschen in Wien", schrieb US-Präsident Donald Trump am späten Montagabend (Ortszeit) auf Twitter. Die USA stünden an der Seite Österreichs, Frankreichs und ganz Europas im Kampf gegen Terroristen, einschließlich radikal-islamische Terroristen.
Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden twitterte, er und seine Frau Jill beteten nach dem schrecklichen Terrorangriff in Wien für die Opfer und deren Familien. "Wir müssen alle vereint gegen Hass und Gewalt eintreten", ergänzte er. In den USA wird am Dienstag ein neuer Präsident gewählt.
Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte den Terroranschlag als ein "brutales und zynisches Verbrechen". Israels Staats- und Regierungsspitze verurteilte die Attacke ebenfalls. "Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Österreichern, während wir die verabscheuungswürdige Terrorattacke aus der vergangenen Nacht in Wien mit Sorge verfolgen", schrieb der israelische Präsident Reuven Rivlin am Dienstag bei Twitter. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte Österreich volle Solidarität zu.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Deutsch auf Twitter: "Nach Frankreich ist es ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nichts nachgeben." In Frankreich hatte es in den vergangenen Wochen drei Anschläge gegeben, die Ermittler gehen jeweils von einem islamistischen Hintergrund aus.
(dpa)
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