Politik

Linus Förster im Landgericht Augsburg. Der Ex-SPD-Politiker gab wegen der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs zum Jahresende 2016 sein Landtagsmandat auf. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

18.09.2017

Ex-Politiker Förster vor Gericht

Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete gesteht sexuellen Missbrauch

Der wegen sexuellen Missbrauchs von Frauen angeklagte frühere Landtagsabgeordnete Linus Förster hat mittels einer sogenannten Verteidigererklärung vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Augsburg trug der Anwalt des 52-Jährigen am Montag im Namen Försters eine Erklärung vor, in der die meisten angeklagten Fälle eingeräumt werden. Förster sollte anschließend im Laufe des ersten Verhandlungstages selbst noch ergänzende Angaben machen.

Förster wird vorgeworfen, aus sexuellen Gründen etliche Straftaten begangen zu haben. Außerdem ist er wegen des Besitzes von Kinderpornos angeklagt. Der ehemalige SPD-Politiker sitzt wegen der Vorwürfe seit Dezember in Untersuchungshaft. Sein Verteidiger Walter Rubach hatte bereits vor dem Prozess angekündigt, dass Förster ein weitgehendes Geständnis ablegen werde.

Das Geständnis könnte Förster zu einer milden Strafe verhelfen

Rubach hatte im Vorfeld mit der Staatsanwaltschaft bereits über das Strafmaß verhandelt. Demnach kann Förster im Fall eines umfassenden Geständnisses mit einer Strafe von etwa vier Jahren Gefängnis rechnen, wie aus einer Aktennotiz der Anklagebehörde hervorgeht.

Förster soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrfach schlafende Frauen missbraucht und dabei teilweise auch Videoaufnahmen gemacht haben. In weiteren Fällen soll er seine damaligen Freundinnen heimlich beim gemeinsamen Sex gefilmt haben. Der Angeklagte räumt die meisten Taten ein, nur einen versuchten Missbrauch bestreitet er. Ein Fall von heimlichen Aufnahmen hätte laut Rubach zudem nicht angeklagt werden dürfen, weil sich der Vorfall im Freien und nicht in einer geschützten Wohnung zugetragen habe.

Ein Urteil in dem Prozess wird bis Ende September erwartet. Förster war wegen der Vorwürfe Ende 2016 aus der SPD ausgetreten und hatte sein Landtagsmandat niedergelegt.
(dpa)

Linus Förster: Vom Abgeordneten zum Angeklagten
Linus Förster war in seiner Geburtsstadt Augsburg viele Jahre lang nicht nur als SPD-Politiker, sondern auch als Sänger und Gitarrist bekannt. Bis zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stand der Landtagsabgeordnete oft als Musiker auf der Bühne. Als Frontmann seiner Band "Hopfenstrudel" coverte Förster dann beispielsweise Popklassiker wie "Video killed the radio star". Im Internet finden sich bis heute etliche Filmaufnahmen von den Auftritten Försters. Nun muss sich der 52-Jährige wegen massiver Sexualstraftaten vor dem Landgericht Augsburg verantworten.

Besonders schwerwiegend an der Anklage gegen Förster ist, dass er nicht nur wegen des sexuellen Missbrauchs erwachsener Frauen angeklagt ist. Förster soll auch mehr als 1300 Kinderpornos gespeichert haben, teilweise sogar von Kleinkindern. Dabei war Förster jahrelang auch jugendpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion im Maximilianeum.

Vor seiner politischen Karriere war der promovierte Politikwissenschaftler lange in der Jugendarbeit in Augsburg aktiv, seit 1988 war er im Vorstand des Stadtjugendrings. Dann machte er in der SPD Karriere, in die er 1984 eingetreten war. Förster schaffte es bis zum Bezirksvorsitzenden in Schwaben. Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe schicke er Ende 2016 das Parteibuch der Sozialdemokraten zurück, kurze Zeit später kam er in Untersuchungshaft.

Mit der Affäre endete auch Försters Zeit im Landtag in München, dem er von 2003 bis 2016 angehörte. Bis zu seiner Festnahme war Förster auch in den sozialen Netzwerken recht präsent. Er verabschiedete sich mit einem Eintrag auf seiner Facebook-Seite, der viele Beobachter bis heute rätseln lässt. Förster postete eine Collage von älteren, eigenen Porträtfotos und garnierte dies mit dem Satz: "Freiheit ist das, was die anderen nicht über dich wissen!"
(dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist die geplante Hausarztpflicht sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.