Politik

18.02.2022

Friedrich Merz und die CSU: Söders neue Prioritäten

Ein Kommentar von Jürgen Umlauft

Es gibt manchmal Schlagzeilen, da traut man seinen Augen kaum. In diese Kategorie gehörte die Meldung, dass ausgerechnet CSU-Chef Markus Söder den neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ganz offiziell zur Wahl zum Fraktionschef von CDU und CSU im Bundestag vorschlagen will. So viel demonstrativ zur Schau gestellte Geschlossenheit der Unionsschwestern gab es lange nicht. Der absolute Tiefpunkt, die Erniedrigung der Kanzlerin Angela Merkel auf der offenen Bühne des CSU-Parteitags durch den damaligen Chef Horst Seehofer, scheint endgültig abgehakt.

Die CSU und allen voran Söder haben nach der bitter verlorenen Bundestagswahl offenbar verstanden, dass der Erfolg nur im engen Schulterschluss zurückkehrt. Dafür sieht Söder über die durchaus nachvollziehbaren Bedenken gegen den neuen starken Mann der CDU hinweg. Merz war nicht unbedingt der CSU-Wunschkandidat. Vielen galt er als Wiedergänger aus dem politischen Arsenal des vergangenen Jahrtausends, als im Denken stehen gebliebener Konservativer, der den Herausforderungen der heutigen Zeit nicht genügt. Söder teilte diese Skepsis – aber das war auch die Zeit, als er noch schwarz-grüne Fantasien hatte.

Sollte Merz nicht wie gewünscht liefern, darf er gewiss nicht auf Söder’sche Nibelungentreue setzen

Geändert hat das alles der Fehlgriff Armin Laschet, an dessen grandiosem Scheitern die CSU – und an vorderster Front Söder – nicht ganz unschuldig war. Nach der Schlappe bei der Bundestagswahl und angesichts konstant magerer Umfragewerte für die CSU in Bayern setzt Söder neue Prioritäten. Es geht wieder mehr um die konservative Stammwählerschaft. Ein Öko-Kurs und gesellschaftliche Modernität passen dazu nicht. Dafür aber ein ideologisch aus den 1980er- und 1990er-Jahren stammender Friedrich Merz.

Wenn sich Söder nun an die Spitze des Merz-Fanclubs setzt, heißt das aber noch lange nicht, dass er sich dessen Führungsanspruch in der Union einfach unterordnen wird. Das wäre mit Blick auf die gemeinsame Geschichte von CDU und CSU ein naiver Glaube. Ihre Eigenständigkeit ist der CSU heilig. Und sollte Merz nicht wie gewünscht liefern und die anstehenden Landtagswahlen für die CDU in die Hose gehen, dann darf er – mit Blick auf die Bayern-Wahl 2023 – gewiss nicht auf Söder’sche Nibelungentreue setzen. Frag nach bei Armin Laschet.

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