Politik

Mittagsverpflegung reicht nicht aus, kritisieren Opposition und Lehrerverbände in Bayern. (Foto: dpa)

17.10.2017

Ganztagsschulen: Bayern ist Schlusslicht

Kind und Job unter einen Hut bringen? Das ist für viele Familien ein Drahtseilakt. Eltern nehmen häufiger Ganztagsschulen in Anspruch - auch in Bayern, wo es bundesweit die wenigsten sind

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind sie oft essenziell: Ganztagsangebote in Schulen. Doch in keinem anderen Bundesland besuchen einer Studie zufolge weniger Kinder eine Ganztagsschule als in Bayern. Während im Schuljahr 2015/2016 fast vier von zehn Schülern (39,3 Prozent) bundesweit einen Platz in einer Ganztagsschule hatten, waren es im Freistaat nur 16 Prozent. Das geht aus einer Erhebung der Bertelsmann-Stiftung hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Zahl hat sich in Bayern aber seit dem Schuljahr 2009/2010 (8,5 Prozent) fast verdoppelt.

Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Hamburg. Dort hatten im Schuljahr 2015/2016 rund neun von zehn Kindern einen Platz in einer Ganztagsschule (91,5 Prozent). Das bayerische Kultusministerium erklärte in München, dass der Ausbaustand im Freistaat die Nachfrage widerspiegele, die sich von der in Stadtstaaten wie Hamburg unterscheide.

Unter Ganztagsschulen versteht man Schulen, die über den Vormittagsunterricht hinaus Betreuung anbieten. Sie werden in zwei Kategorien unterteilt: offen und gebunden. Bei der letzteren Form gibt es einen rhythmisierten Unterricht, wobei nachmittags zwischen Freizeit und Lernen abgewechselt wird.

Bayern zählt eine verlängerte Mittagsbetreuung zum Ganztag

Bayern setze eher auf ein offenes Angebot. Die Entscheidung, ob Kinder die Schule halbtags oder ganztags besuchen, liege bei den Eltern, teilte eine Ministeriumssprecherin mit. Berücksichtige man offene Ganztagsgruppen, verlängerte Mittagsbetreuung oder gebundene Ganztagsklassen, dann böten rund 80 Prozent der allgemein bildenden Schulen Ganztagsangebote.

Die SPD-Landtagsfraktion forderte vom Kultusministerium die Mittagsbetreuung bis 14.00 Uhr nicht länger als Ganztagsbetreuung zu verkaufen. "Das ist doch blanker Hohn für Eltern, die etwa bis 17 Uhr arbeiten müssen", sagte Fraktionsvizin Simone Strohmayr und forderte einen Rechtsanspruch auf Ganztagsschulplätze. Auch die Freie-Wähler-Landtagsfraktion schloss sich der Forderung für Grundschulen an.

Das Ministerium erklärte, dass für die bayerischen Betreuungsangebote die Kommunen zuständig seien. Vom Freistaat würden sie dafür "erheblich" bezuschusst. Für das Schuljahr 2017/2018 seien die Mittel für die Finanzierung um 8,75 Prozent erhöht worden.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) kritisierte einen zu langsamen Ausbau des Ganztagsangebots. "Zwar investiert der Freistaat in den Ausbau offener Ganztagsschulen, aber auch das nur halbherzig", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Mittagsverpflegung und Nachmittagsbetreuung würden angesichts von Herausforderungen wie Inklusion und Integration bei weitem nicht ausreichen.
(dpa)

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