Politik

Die Geburtenrate in Deutschland fiel in nur zwei Jahren von 1,57 Kindern pro Frau auf rund 1,36 und liegt damit auf dem Niveau der frühen 2000er-Jahre. (Foto: dpa/Jan Woitas)

10.01.2025

Geburtenrate fällt auf 20-Jahres-Tief

Seit der Corona-Pandemie bekommen Frauen viel weniger Kinder – woran es liegt und wie man gegensteuern kann

2022 und 2023 ist die Geburtenrate in Deutschland regelrecht eingebrochen. Sie fiel in nur zwei Jahren von 1,57 Kindern pro Frau auf rund 1,36 und liegt damit auf dem Niveau der frühen 2000er-Jahre. In Bayern sieht es nicht besser aus: 2023 kamen lediglich 116 500 Kinder lebend auf die Welt – ebenfalls ein Negativrekord in den letzten zehn Jahren und nochmals 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Zahlen für 2024 werden erst in diesem Jahr veröffentlicht.

Laut Statistischem Landesamt wurde in keinem der sieben Regierungsbezirke eine Geburtenzunahme registriert. Den geringsten Rückgang gab es mit minus 4,6 Prozent in Schwaben, den größten mit minus 8,2 Prozent in Niederbayern. Lediglich auf Ebene der kreisfreien Städte und Landkreise gab es im Vergleich zum Vorjahr vereinzelt auch einen Geburtenzuwachs, etwa in Kaufbeuren (3,3 Prozent) und dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen (3 Prozent).

Der AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Löw hat nun in einer Anfrage an dier Staatsregierung nach Gründen gefragt. Das Gesundheitsministerium verweist in seiner Antwort auf das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Dort werden Ukraine-Krieg, Inflation, Klimawandel und die Pandemie als Ursachen genannt. „In einer solchen Zeit multipler Krisen setzen viele ihren Kinderwunsch nicht um“, vermutet Martin Bujard vom BiB. Auch seien anfangs Corona-Impfstoffe für Schwangere nicht zugelassen gewesen. Ein Nachholeffekt ist bisher allerdings ausgeblieben. 

Eine Lösung könnte sein, das Elterngeld nach knapp 20 Jahren endlich an die Inflation anzupassen

Bei der AfD-Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen den Corona-Impfstoffen und der fallenden Fertilitätsrate gibt, verweist die Staatsregierung auf das Robert Koch-Institut (RKI). Dort heißt es, Zyklusstörungen im Nachgang der Covid-19-Impfung seien international beobachtet worden und würden weiter erforscht. „Diese beobachteten Störungen des Zyklus sind aber vorübergehend und nicht mit Unfruchtbarkeit verbunden.“ Fehlgeburten werden statistisch nicht erfasst.

Um die Geburtenrate zu steigern, unterstützt das Sozialministerium Eltern in Bayern mit „vielfältigen familienpolitischen Maßnahmen“, heißt es sehr allgemein auf Anfrage der Staatszeitung. Konkret nennt ein Sprecher von Ministerin Ulrike Scharf (CSU) nur das Kinderstartgeld. Ausgerechnet dieses ist mit 3000 Euro seit diesem Jahr nur noch halb so hoch wie das frühere bayerische Familiengeld. Immerhin: Andere Bundesländer zahlen bei Geburten weniger oder gar nichts.

AfD-Mann Löw fordert, die Steuer- und Abgabenlast für Familien zu reduzieren. Ohne Zuwanderung wird es allerdings nicht gehen: Damit Deutschland nicht schrumpft, müssten Frauen 2,1 Kinder bekommen – das war zuletzt 1970 der Fall. Helfen könnte zudem, den Höchstsatz des Elterngelds von 1800 Euro an die Inflation anzupassen. Seit der Einführung 2007 wurde er nie erhöht und hat dadurch laut Institut der deutschen Wirtschaft 38 Prozent an Wert verloren. (David Lohmann)

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