Politik

Laut bayerischem Innenministerium liegt die Anzahl die Verstöße bisher lediglich im zwei-, bundesweit im dreistelligen Bereich. (Foto: dpa/Matthias Balk)

06.08.2021

Getrübte Urlaubsfreuden

Bei der Einreise nach Deutschland brauchen teilweise selbst Geimpfte einen Corona-Test – das kann teuer werden

Der Start in den Urlaub verlief zum Beginn der Sommerferien in Bayern für viele Menschen wenig entspannt. Obwohl Beate Schlief (Name geändert) drei Tage vor dem Abflug einen PCR-Test gemacht hatte, musste sie bis zuletzt zittern, ob sie in den Flieger steigen darf. Das Ergebnis kam erst wenige Minuten, bevor das Gate schloss. Auch wer mit dem Auto in den Urlaub wollte, brauchte wegen der Corona-Kontrollen in Österreich mehr Geduld als sonst: Der Verkehr staute sich teilweise auf bis zu 24 Kilometer Länge. Die Rückreise wird wohl ähnlich nervenaufreibend sein.

Denn seit 1. August müssen alle nach Deutschland Einreisenden einen negativen Corona-Test vorweisen können, selbst wenn sie aus einem Land mit niedriger Inzidenz kommen. Ausnahmen gibt es nur für Kinder unter zwölf Jahren, Geimpfte und Genesene – sofern sie nicht aus einem Virusvariantengebiet wie Brasilien einreisen. Befreit sind außerdem Berufspendler*innen und Kurzurlaubende unter 24 Stunden.

Die Gewerkschaft der Polizei hat zwar bereits angekündigt, auf eine „Totalkontrolle“ zu verzichten, um Staus zu vermeiden. Personell wäre die Überwachung von 3800 Kilometern Außengrenze auch gar nicht möglich. An die Regeln halten sollten sich Reisende trotzdem: Ohne Test drohen in Bayern vergleichsweise hohe Strafen von 500 bis 2000 Euro – die Höhe legen die Kommunen fest. Das wirkt: Laut bayerischem Innenministerium liegen die Verstöße bisher lediglich im zwei-, bundesweit im dreistelligen Bereich.

Ob sich die Testpflicht für Ungeimpfte überhaupt lohnt, ist umstritten

Teuer wird es für Urlaubende aber in jedem Fall. PCR-Tests kosten in vielen europäischen Ländern bis zu 120 Euro – macht für eine vierköpfige Familie schnell fast 500 Euro. Wer einen PCR-Schnelltest benötigt, muss dafür sogar pro Person bis zu 300 Euro berappen. Zwar ist die Einreise nach Deutschland auch mit einem negativen Schnelltest erlaubt. Diese sind oft schon für 25 bis 50 Euro zu haben, produzieren aber auch deutlich häufiger falsch-positive Ergebnisse, was das Risiko einer unfreiwilligen Aufenthaltsverlängerung im Reiseland erhöht.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei Halsschmerzen im Urlaub. „Alles andere kann die Solidargemeinschaft nicht tragen“, hieß es auf BSZ-Anfrage von mehreren großen Versicherungen. Zwar gab es aus der SPD-Bundestagsfraktion Forderungen, zumindest einkommensschwachen Familien die Gebühr für die Tests zu erstatten. Dem Bundesgesundheitsministerium sind aktuell aber keine Änderungspläne bekannt. „Die Einreisenden müssen die Kosten selbst tragen“, betont eine Ministeriumssprecherin.

Ob sich die Testpflicht für Ungeimpfte überhaupt lohnt, ist umstritten. Erstens können laut Robert Koch-Institut (RKI) auch doppelt Geimpfte das Virus in geringem Umfang weitergeben. Zweitens kommt das RKI in einer Studie zu dem Schluss, dass im Sommer 2020, als es noch keine Impfungen gab, „reiseassoziierte Infektionen nur eine sehr untergeordnete Rolle“ gespielt haben. Es spricht nichts dafür, dass sich das dieses Jahr geändert hat: Von 225 000 Gästen, die zwischen Juni und Juli 2021 mit dem Reiseveranstalter FTI verreist sind, wurden nur 159 positiv getestet. (David Lohmann)

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