Politik

Sprachkenntnisse sind Voraussetzung für guten Lernerfolg. (Foto: dpa/Marijan Murat)

20.09.2024

Gezielte Förderung ist dringend nötig

Jeder sechste junge Mensch in Deutschland hat weder Abitur noch einen Berufsabschluss – das liegt auch an der hohen Migration

Es ist alarmierend: 16 Prozent der Menschen in Deutschland zwischen 25 und 34 Jahren haben weder Abitur noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Dieser Wert liegt laut einer neuen Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) über dem Durchschnitt aller Industrienationen (14 Prozent). Und Deutschland hat sich in diesem Bereich seit 2016 sogar um drei Prozentpunkte verschlechtert, während sich fast alle anderen der 39 Länder, die in der Studie untersucht wurden, verbessern konnten.

Ein gewichtiger Grund ist die starke Zuwanderung nach Deutschland in den vergangenen Jahren. Die Studie zeigt, dass Menschen mit einem Migrationshintergrund im Schnitt einen geringeren Bildungsabschluss erreichen als Menschen ohne. Das liegt vor allem an der oft mangelnden Sprachkompetenz – und kulturellen Unterschieden. So besuchen Kinder ohne Migrationshintergrund deutlich häufiger eine Kita als Kinder mit.

Dabei wird die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung in der frühkindlichen Bildung gelegt: Mittlerweile gibt es daher etwa in 17 OECD-Mitgliedsländern eine Vorschulpflicht, die laut Studie gerade Kindern aus eher bildungsfernen beziehungsweise nicht Deutsch sprechenden Elternhäusern hilft, mögliche Lücken in der Entwicklung zu schließen. In Deutschland gibt es diese Pflicht erstaunlicherweise fast nirgends. Lange war das rot-grün regierte Hamburg das einzige Bundesland, in dem die Vorschule Pflicht für alle war, die Probleme mit der Sprache haben. Seit diesem Kindergartenjahr sollen auch im schwarz-grün regierten Baden-Württemberg Kinder mit Sprachschwierigkeiten eine verpflichtende Förderung erhalten.

In Bayern hat die CSU-FW-Regierung am Montag einen entsprechenden Beschluss gefasst, der bald vom Landtag verabschiedet werden soll. Vorgesehen sind Sprachtests bei allen, die im September 2026 eingeschult werden sollen – selbst wenn sie keinen Kindergarten besuchen. Fallen beim Test Sprachprobleme auf, sollen die Kinder vor Schuleintritt verpflichtend gefördert werden. Eine sinnvolle Maßnahme, auch wenn es zu Beginn sicher holpern wird. Es fehlt schlicht an Personal. So kritisierten die Landtagsfraktionen von Grünen und SPD und der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband nicht die Idee an sich, wohl aber, dass man für eine Einführung mehr Geld und Personal bräuchte.

Kaputte Toiletten werden nicht finanziert 

Bayern steht tatsächlich, trotz hoher Zuwanderung, vergleichsweise gut da. Die Studie bescheinigt dem Freistaat deutschlandweit die niedrigste Quote an erwerbslosen, sich nicht in Ausbildung befindlichen Personen. Das von Anna Stolz (Freie Wähler) geführte Kultusministerium verweist auf das bayerische Modell der Berufsintegration für aus dem Ausland zuziehende junge Menschen zwischen dem 16. und 21. Lebensjahr, was es so woanders nicht gibt. Dazu sollen die Deutschklassen für Flüchtlinge auf alle Schularten ausgeweitet werden. Die bildungspolitische Sprecherin der CSU-Fraktion, Ute Eiling-Hütig, hebt zusätzlich die Durchlässigkeit des bayerischen Schulsystems hervor.

Viel erhoffen sich Bund und Länder auch vom sogenannten Startchancen-Programm des Bundes. Dabei sollen Brennpunktschulen, meist Schulen mit einem hohen Migrationsanteil, gefördert werden. In Bayern wurden 100 Grund- und Mittelschulen ausgesucht, die auf zehn Jahre verteilt 1,43 Milliarden Euro erhalten. Aber: Nur 30 Prozent davon dürfen in Personal investiert werden. Für das Reparieren der vielen defekten Toiletten darf das Geld gar nicht verwendet werden. Es soll vorrangig in den Umbau der Schulen zu „modernen, klimagerechten und barrierefreien Lernorten“ gesteckt werden, heißt es im Programm. Ob das die Zahl der Schüler*innen, die die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, wie geplant innerhalb von zehn Jahren halbiert, ist fraglich.

Für Oskar Atzinger, Bildungspolitiker der Landtags-AfD, gibt es eine einfachere Lösung. Das Bildungssystem sei mit der starken Zuwanderung überfordert. Die müsse man eben begrenzen. (Thorsten Stark)
 

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