Politik

Barack Obama in München beim Unternehmensgründer- und Investorentreffen Bits & Pretzels. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

29.09.2019

„Greta sollte das nicht tun müssen“

Barack Obama in München: Der ehemalige US-Präsident appelliert an Unternehmerverantwortung und empfiehlt Schlaf

„Barack Obama kommt dann doch im Anzug. Die Lederhose, die man ihm ins Hotelzimmer geschickt hat, habe er dort zwar in einem unbeobachteten Moment anprobiert, sie habe ihm auch gut gestanden, aber in der Öffentlichkeit sehen lassen will er sich damit dann doch nicht. Der Auftritt des früheren US-Präsidenten ist der Höhepunkt der Gründermesse Bits & Pretzels, die am Sonntag in München begonnen hat. Anders als die meisten der übrigen Messebesucher sieht Obama bei seinem München-Aufenthalt jedoch von einem Oktoberfestbesuch ab. Der Secret Service würde da wohl etwas nervös werden.

Mehr als anderthalb Stunden dauert das Vorprogramm, mit dem das Publikum schon mal auf den großen Moment eingestimmt werden soll. Versorgt mit Brezn und österreichischen Energiedrinks und beschallt mit Abbas „Dancing Queen“, darf es nun noch den Erfolgsgeschichten von etlichen Männern und Frauen lauschen, die die Bühne bevölkern - überwiegend in Tracht. Das alte Stoibersche Motto vom Laptop und den Lederhosen wird hier auf die Spitze getrieben, selbst im Titel der Messe ist es ja nur sachte aktualisiert. Dann ist es so weit. Der Popstar tritt auf die Bühne, die Zuschauer springen von ihren Plätzen.

Über eine gute Stunde steht der 44. Präsident der Vereinigten Staaten dann im Gespräch mit Britta Weddeling, ehemals „Handelsblatt“-Korrespondent im Silicon Valley, heute ebenfalls im Dirndl, Rede und Antwort zu recht unterschiedlichen Themen wie Diversität, Klima und Unternehmerverantwortung. Natürlich gibt es auch Spitzen gegen seinen Amtsnachfolger Donald Trump, aber stets subtil und ohne dessen Namen zu nennen. Sie machten den Eindruck eines ziemlich gebildeten Publikums, sagt Obama etwa zu den rund 6000 Messebesuchern, deshalb müsse er sie nicht davon überzeugen, dass die Klimakatastrophe real sei.

Zwei Mal schon hat Obama Greta Thunberg getroffen

Apropos Klima: Vor ein paar Tagen habe er zum zweiten Mal Greta Thunberg getroffen. Die Klimaaktivistin übernehme aber eine monumentale Aufgabe, sie sei eigentlich zu jung, um diese Last zu tragen. „Eine 16-Jährige sollte das nicht tun müssen. Sie erinnert uns daran, dass die von uns, die behaupten, Erwachsene zu sein, ihren Verantwortungen oft nicht gerecht werden.“ So sollten diese es talentierten und engagierten jungen Leuten nicht so schwer machen, Plattformen zu finden, auf denen sie Gehör für ihre Anliegen finden.

Obama warnt davor, bei der Rettung des Klimas allein auf den technischen Fortschritt zu vertrauen, es bedürfe auch Regierungsmaßnahmen, ohne sie sei der notwendige Wandel nicht möglich. So wären in seiner Amtszeit die Solar- und Windkraftbranchen kollabiert, wenn die Regierung nicht eingegriffen hätte.

Schlafen sei wie eine Droge - "großartig"

Unternehmen sollten nach Ansicht Obamas nachhaltiger wirtschaften und nicht nur den Shareholder Value im Blick haben. Überhaupt sei ein verstärkter Dialog zwischen Unternehmen und der Gesellschaft, aber auch zwischen Unternehmen und der Politik notwendig, sagt der Expräsident und weist auf die neuen ethischen Herausforderungen mancher technischer Entwicklungen hin. Künstliche Intelligenz eröffne großartige neue Möglichkeiten, auch im Klimaschutz, wenn etwa Computer effektivere Wege fänden, ein Haus zu heizen und zu kühlen, an die Ingenieure nicht einmal gedacht hätten. Aber sie berge auch Gefahren: „Wir sorgen uns, dass irgendwelche Roboter die Macht übernehmen könnten“, aber die Realität sei viel profaner: Wenn Technologien wie Crispr in die falsche Hände kämen, könnte das schlimme Folgen haben.

Trotz allem sei er aber optimistisch. Das liege in seinem Wesen. Als ihn ein Mitarbeiter mal während seiner Amtszeit gefragt habe, wie optimistisch er sei, seine Gesundheitsreform durchzubringen, habe er ihm geantwortet: „Wie heiße ich? Wenn einer Barack Hussein Obama heißt und im Weißen Haus sitzt, muss er optimistisch sein.“

Wie sich sein Leben verbessert habe, seit er nicht mehr im Amt sei, will die Moderatorin noch von ihm wissen, was für neuen Beschäftigungen er nachgehe. „Ich schlafe“, antwortete dieser begeistert. „Das ist wie eine Droge, das ist wirklich großartig.“
(Dominik Baur)

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