Politik

Sahra Wagenknecht (Die Linke, hinten) spielt mit dem Gedanken, eine eigene Partei zu gründen. Die Frage ist, wie viele andere Linke – mit im Bild der Bundestagsabgeordnete Klaus Ernst – ihr folgen würden. (Foto: dpa/Kay Nietfeld)

14.07.2023

Gretchenfrage: „Sag, wie hältst du es mit der Sahra?“

Sachsens Linkspartei-Chefin will von ihren Leuten wissen, wer in eine neue Wagenknecht-Partei wechselt – und in Bayern?

Von Faust wollte die fromme Jungfer einst wissen: „Sag, Heinrich, wie hast du’s mit der Religion?“ In der Linkspartei lautet die aktuelle Gretchenfrage: „Wie hältst du es mit Sahra Wagenknecht?“ Seit Monaten kokettiert die einstige Parteiikone und frühere Fraktionsvorsitzende mit der Gründung einer eigenen Partei – ohne allerdings konkret zu werden.

Manche führende Linke scheint diese Anspannung nervlich zu zermürben – wie etwa Susanne Schaper, die Landesvorsitzende in Sachsen. Sie wollte von den Mandatsträger*innen der sächsischen Linken in Landtag, Bundestag und Europaparlament wissen, wie sie sich im Fall einer Sezession verhalten würden.

Ergebnis: In einem offenen Brief versicherten alle 19 Abgeordneten aus Sachsen der Parteiführung in Dresden ihre uneingeschränkte Loyalität. Den Brief werde man jetzt an alle Parteimitglieder im weiß-grünen Freistaat verschicken, verkündet Schaper.

Und in Bayern? Die Landesvorsitzende Adelheid Rupp gibt sich auf Nachfrage entspannt. Nein, eine solche Gewissensfrage werde sie den bayerischen Mandatar*innen nicht stellen.

Allerdings wünscht sich Rupp – sie ist auch Spitzenkandidatin zur Landtagswahl im Oktober –, dass weniger über Personalien bei der Linken geredet werde und mehr über das politische Programm. Aber das sei nicht nur Wagenknechts Schuld.

Was macht Klaus Ernst?

Zumindest beim öffentlich bekanntesten Linken aus Bayern, Klaus Ernst – einst Bundesvorsitzender und heute Chef des Energieausschusses im Bundestag –, kann Adelheid Rupp nicht sicher sein, dass er nicht von der Fahne geht mit Sahra Wagenknecht. „Auf eine solche Anfrage zu meinem Verhalten würde ich nicht mal reagieren“, sagt Ernst zur Staatszeitung. Und könnte er sich vorstellen, in eine neue Partei zu wechseln? Der Bundestagsabgeordnete lacht: „Das entscheide ich dann, wenn es aktuell ansteht.“

Eher, so Ernst, sollten sich die Gewissensprüfenden an der Parteispitze fragen, warum es überhaupt so weit kommen konnte, dass die prominenteste Genossin den Bettel hinschmeißt. „Die sollten mal ihre Politik hinterfragen.“

Genau wie Wagenknecht ist auch er der Ansicht, dass sich die Linke inzwischen zu sehr mit Gender- und Identitätsthemen beschäftige, dabei oft Fragen von Löhnen, Renten und Sozialversicherungen vernachlässige und vor allem ignorant sei gegenüber der Angst vieler Menschen hierzulande vor der ungebremsten Armutsmigration.

Der Passauer Politikprofessor Werner Patzelt sieht bei einer neuen Wagenknecht-Partei großes Potenzial, sowohl der AfD Stimmen abzujagen als auch ihrer eigenen bisherigen Partei. In den alten Bundesländern sei das aber weniger wahrscheinlich als in Ostdeutschland. (André Paul)
 

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