Politik

13.09.2019

Mangel an Grundschullehrern: Ein Irrwitz

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Die gute Nachricht des Kultusministers zum Schulbeginn: In Bayern steht vor jeder Klasse eine Lehrkraft. Die schlechte Nachricht von Michael Piazolo (FW): Das gelingt nur, weil immer mehr Gymnasial- und Realschullehrkräfte an Grund- und Mittelschulen unterrichten. Zweitqualifizierung nennt sich diese Maßnahme, die rund 1400 Lehrer bereits abgeschlossen haben. Weitere 1216 qualifizieren sich aktuell.

Wobei das Wort Qualifizierung in die Irre führt. Zwei Jahre geht die Maßnahme in der Regel und besteht etwa für neue Grundschullehrer aus Veranstaltungen zu Grundlagen der Grundschulpädagogik an gerade einmal zwei Nachmittagen im ersten Schulhalbjahr. Dazu kommen fünf Fortbildungsnachmittage zu Themen für Schulanfänger. Mit diesem dürftigen Rüstzeug bringt die Biologielehrerin dann Erstklässlern Schreiben und Lesen bei. Und der Lateinlehrer erklärt Drittklässlern Addition und Substraktion. Dazu kommt: Viele werden, obwohl das nicht vorgesehen ist, vom ersten Tag an als Klassenlehrer eingesetzt. Die Not macht’s möglich.

Warum gibt's eigentlich keine flexible Ausbildung?

Dabei ist diese Notsituation ein Irrwitz, der sich seit Jahrzehnten wiederholt. Mal gibt es zu wenig Gymnasiallehrer – dann setzen Lehramtsstudenten auf diesen Zweig. Sind sie dann nach Jahren fertig, gibt es – wie jetzt – zu viele von ihnen, aber zu wenig Grundschullehrer. Die Lösung deshalb: eine flexible Ausbildung, in der sich angehende Lehrer erst nach dem Grundstudium für eine bestimmte Schulart spezialisieren. Und so den aktuellen Bedarf berücksichtigen können.

Die Forderung nach einer späteren Spezialisierung aber prallt regelmäßig an der Staatsregierung ab, denn damit sei der Erfolg der unterschiedlichen Schularten gefährdet. Lieber nimmt man in Kauf, dass Lehrer völlig schulartfremd unterrichten. Absurd, denn es sind solche Notmaßnahmen ohne eine ausreichende Form der Qualifizierung, die den Bildungserfolg aufs Spiel setzen.

Kommentare (2)

  1. Markus am 13.09.2019
    Wir meinen, der handelnden Politik stehen zuverlässige Prognosedaten zur Verfügung.
    Diese Prognosedaten betreffen insbesondere für mehrere Jahre im Voraus die jeweils zu erwartenden Schülerzahlen für jedes Schuljahr bei allen öffentlichen Schulen.
    Die Daten werden jährlich von den zuständigen Fachstellen akualisiert und stehen somit unserer Polit-Elite als Grundlage für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik einschließlich einer Vorsorgegestaltung für ausreichendes Lehrpersonal zur Verfügung.

    Warum gibt es dann Probleme?
    Die (schon Jahrzehnte andauernde) nicht hinreichende Finanzierung des Bildungssystems dürfte die tatsächliche Ursache sein.
  2. Tania am 13.09.2019
    Ich stimme hier vollkommen zu und verstehe ammer noch nicht, wie fahrlässig - nicht nur auf diesem Weg - mit der Bildung und der Psyche unserer Kinder umgegangen wird - mal abgesehen von den Lehrerinnen und Lehrern, die sich auch oftmals im Sommer nicht sicher sein können, wo und ob überhaupt sie im nächsten Schuljahr eingesetzt werden. Was soll das nur?

    Diese Landeshoheit in Sachen Bildung ist und bleibt mir ein Rätsel, das sollte eine Angelegenheit sein, die einheitlich und sinnvoll in der ganzen Bundesrepublik geregelt sein sollte.
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