Politik

Impfen bei Ikea, auch eine Ideee. (Foto: dpa/Fabian Sommer)

23.07.2021

Impfungen: überzeugen, drängen oder zwingen?

Nach wie vor lehnen viele Menschen den Pieks ab – die Vorschläge, das zu ändern, sind mitunter abenteuerlich

Keine Impfung, kein Gehalt: Länder wie Russland, die von Demokratie ohnehin nicht viel halten, haben teils rüde Methoden, um die Infektionszahlen zu senken. Wer den Anti-Corona-Pieks ablehnt, soll dort in vielen Branchen keinen Lohn mehr bekommen. Doch auch aus der liberalen Schweiz kommen seltsame Vorschläge. Wer nicht geimpft ist und in einer Klinik, einem Altenheim oder einer Kita arbeitet, solle dort künftig einen Sticker tragen, fordert der grünliberale Politiker Jürg Grossen.

Auf derlei schräge Ideen ist man hierzulande noch nicht gekommen. Doch die Frage, wie man mit Menschen umgeht, die eine Corona-Impfung ablehnen, wird auch bei uns immer nachdrücklicher gestellt. Eine Impfpflicht, das haben Kanzlerin Merkel, Gesundheitsminister Spahn sowie Bayerns Ministerpräsident Söder stets versichert, werde es nicht geben. Abgesehen davon, dass die Impfangebote massiv ausgebaut und immer kreativer werden, erhöhen die drei gerade erheblich den Druck auf all jene, die Nein zur Spritze sagen.

Zum Beispiel mit dem Vorschlag, dass nur noch Geimpfte oder Genesene in Clubs und Diskotheken dürfen, die bald öffnen könnten – dieser Vorschlag kam von Söder. Auf große Resonanz ist die Idee nicht gestoßen. Im Gegenteil. Söders Koalitionspartner Freie Wähler hat bereits angekündigt, derlei nicht mitzutragen. Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger (FW) warnte vor einer „Zweiklassengesellschaft“. Fabian Mehring, Parlamentarischer Geschäftsführer der FW im Landtag, betont: „Jede Form von Druck ist völlig deplatziert.“

Krasse Drohungen bringen eher wenig

Auch mit krassen Drohungen wurde operiert. Bereits im Mai hatten Corona-Papst Christian Drosten von der Berliner Charité und der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, allen Impfunwilligen prophezeit, sich zwangsläufig zu infizieren: Covid-19, so Wieler, „wird jeden Deutschen infizieren, der nicht geschützt ist durch eine Impfung“. Da staunten selbst Ärzte. Die Impfbereitschaft ist dadurch nicht signifikant gestiegen.

Ein anderes, sanfteres Druckmittel hingegen trifft jetzt auf viel Zuspruch: Corona-Tests nicht mehr gratis anzubieten, sobald alle ein Impfangebot hatten. Das befürworten CSU, SPD, Freie Wähler und Grüne. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann schränkt allerdings ein: „Hartz-IV-Berechtigte und andere Bedürftige sollen in jedem Fall weiterhin Zugang zu kostenfreien Tests erhalten.“ Dass auch Personen, die nicht geimpft werden dürfen, oder Kinder nicht zahlen sollen, ist ohnehin Konsens. Abgesehen von der AfD, die Tests generell ablehnt, kommt der weitestgehende Vorschlag von der FDP: Sie will, dass in sechs Wochen alle Corona-Maßnahmen enden. Bis dahin habe man Zeit, sich impfen zu lassen. Die Frage kostenpflichtiger Tests stelle sich dann nicht, sagt Martin Hagen, FDP-Fraktionschef im Landtag: „Tests wären nicht mehr vorgeschrieben.“

Immerhin: Geldprämien oder Gratis-Bier als Impfanreize sind hierzulande verpönt. Derlei ist in den USA üblich. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten deckt mit Blick auf Corona das größte Maßnahmenspektrum ab: So dürfen in New York nur Gepiekste ins Konzert. In Florida wiederum dürfen alle alles: Betriebe, die Impfpässe verlangen, müssen mit einer Geldbuße von 5000 Dollar rechnen. (Waltraud Taschner)

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