Politik

15.10.2021

Impfzahlen-Durcheinander: Macht das RKI unabhängig!

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Nur ein „totaler Klamauk“? Die öffentliche Aufregung darüber, dass bis zu 3,5 Millionen Geimpfte in Deutschland irgendwie übersehen worden sind, hält der Virologe Christian Drosten erstaunlicherweise für völlig deplatziert. Als sei es völlig egal, wie hoch die Impfquote tatsächlich ist. Sie ist ja auch nur Hauptgrundlage für die Politik, Corona-Schutzmaßnahmen weiterhin aufrechtzuerhalten.

Um bis zu 5 Prozent könnte die offizielle Impfquote des Robert Koch-Instituts (RKI) zu niedrig sein, teilte das RKI mit. Bis zu 80 Prozent aller Erwachsenen wären dann bereits komplett immunisiert. 84 Prozent hätten die erste Spritze. Das ist keine Bagatelle. Denn damit wäre die Impfquote in Deutschland beinahe so hoch wie in Großbritannien und Dänemark, die längst wieder zur Normalität zurückgefunden haben.

Vertrauen nicht verspielen

Aber auch nach der Korrektur weiß niemand, wie viele Menschen wirklich geimpft sind. Das RKI sprach bereits im August von einer „gewissen Unsicherheit“ bei den Impfdaten. Auch damals war es eine Umfrage des Instituts, die nahelegte, dass bereits signifikant mehr Menschen geimpft sind, als die Statistik auswies. Auswirkungen aber hatte diese Erkenntnis nicht. Nicht für die künftige Erfassung der Daten. Und auch nicht auf die Entscheidungen der Politik, Freiheitseinschränkungen weiterhin auf ungenaue Zahlen zu gründen.

Das RKI sieht die Verantwortung für den Fehler nicht bei sich. Man könne schließlich nur Impfdaten veröffentlichen, die ihm übermittelt worden seien, erklärt Präsident Lothar Wieler. Das mag sein, aber die Interpretation der Daten obliegt dem Institut. Der Zusatz, dass es sich bei den veröffentlichten Zahlen nur um eine „Mindestimpfquote“ handelt, fehlte jedenfalls zu lange. Stattdessen lieferte das RKI der Politik Tag um Tag den Beweis, wie schleppend die Impfkampagne vorangehe.

Pikant dabei: Das RKI ist abhängig von den Entscheidungsträger*innen, die es mit seinen Zahlen beliefert. Es untersteht dem Bundesgesundheitsministerium und ist ihm weisungsgebunden. Das muss ein Ende haben. Denn das Vertrauen, dass sich das Institut nicht für politische Zwecke einspannen lässt, wird damit verspielt. Zu hoffen ist deshalb, dass FDP und Grüne ihre Ankündigungen in einer künftigen Bundesregierung umsetzen – und das RKI aus Spahns Ministerium herauslösen.

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