Politik

Studieren und jobben gleichzeitig: Die Zahl der jungen Leute, die dual studieren, hat sich seit 2006 verzehnfacht. (Foto: dpa)

23.10.2015

Jobben beim Arbeitgeber in spe

Immer mehr junge Leute studieren und absolvieren nebenbei eine Berufsausbildung – das ist anstrengend, lohnt sich aber

Um sich vom Lernstress während des Studiums zu erholen, hatte Josef Hundseder insgesamt zwei Wochen Zeit – pro Jahr. Die anderen zehn Wochen jobbte er in einer Elektronikfirma. Hundseder (29) wollte es so. Vor fünf Jahren entschied er sich für ein duales Studium. Das bedeutet: Studium und betriebliche Praxis beziehungsweise Berufsausbildung werden kombiniert, und man verdient bereits während des Studiums Geld. Seinen Studiengang „Electrical Engineering and Information Technology“ an der Hochschule Rosenheim hat Josef Hundseder nun nach zehn Semestern mit der Note 1,1 abgeschlossen. Für seinen herausragenden Studienerfolg wurde er jetzt, zusammen mit vier weiteren Absolventen, vom Dachverband Hochschule dual prämiert und erhielt eine Urkunde aus der Hand von Wissenschaftsstaatssekretär Georg Eisenreich.

Jobsorgen adé: 90 Prozent der Absolventen werden übernommen


Abgesehen von der Ehre und den warmen Worten des Staatssekretärs kann sich Hundseder über die beruhigende Aussicht freuen, bereits einen Job in der Tasche zu haben: bei dem Traunreuther Elektronikunternehmen Dr. Johannes Heidenhain, in dem er die vergangenen fünf Jahre seine Semesterferien verbrachte. „Man hat mir eine Stelle als Entwicklungsingenieur angeboten“, sagt der 29-Jährige. Er ist froh, nun nicht stapelweise Bewerbungen losschicken zu müssen. „Für mich hatte das Ganze nur Vorteile“, bilanziert Hundseder. „Ich war während des Studiums in allen zehn Abteilungen der Firma, hab viele Praxiserfahrungen gesammelt.“ Dass er kaum freie Zeit zum Ausspannen hatte, sieht er entspannt: „Ich hätte in den Semesterferien eh arbeiten müssen – und mein Job war angenehmer als viele Jobs, die Freunde von mir machen mussten.“
So wie Josef Hundseder denken immer mehr junge Leute. Derzeit nutzen rund 6300 Studierende an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (das sind die einstigen Fachhochschulen) das Angebot eines dualen Studiums – zehn Mal mehr als im Jahr 2006. Damals wurde auf Vorschlag der Fachhochschulen die Initiative „Dachverband Hochschule dual“ gegründet.

Auch die Unis entdecken die Vorteile des dualen Studiums


Über 1000 bayerische Unternehmen haben sich dort inzwischen kostenlos als Partner registrieren lassen. Darunter Global Player wie Siemens und BMW, aber auch mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe. Vorteil für die Unternehmen: Sie können im Wege des dualen Studiums ihre zukünftigen Führungskräfte passgenau ausbilden. Und sie kaufen keine Unbekannten ein, wenn sie die Absolventen später einstellen – 90 Prozent der dual Studierenden werden von ihrem Unternehmen übernommen. Die Unternehmen profitieren darüber hinaus vom Wissenstransfer: Denn über den Kontakt mit den Studierenden behalten sie den Überblick darüber, was in Forschung und Wissenschaft gerade läuft.
Auch die bayerischen Universitäten bieten immer öfter die Möglichkeit, dual zu studieren – einen Dachverband haben sie noch nicht geschaffen. Zahlen darüber, wie viele Uni-Studenten für ein duales Studium eingeschrieben sind, gibt es deshalb nicht. Das größte Angebot bietet derzeit die Uni Erlangen-Nürnberg. Im Wege einer Kooperation mit der dortigen IHK können sämtliche 240 Bachelor-Studiengänge dual studiert werden. Für die Studierenden, sagt eine Hochschulsprecherin, berge die Kombination Studium – Jobben im Betrieb gewiss „besondere Herausforderungen“. Sie erhielten aber im Gegenzug auch „eine besondere Qualifikation“. (Waltraud Taschner)

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