Politik

Soziale Kontakte mit Gleichaltrigen blieben in der Corona-Pandemie weitgehenst auf der Strecke. Klassenfahrten könnten jetzt zumindest einen kleinen Ausgleich bieten. (Foto: dpa/Uwe Zucchi)

18.06.2021

Jugendherbergen: für Bayerns Schulkinder verboten!

Während andere Bundesländer Klassenfahrten ermöglichen, bremst der Freistaat – wieder haben die Jungen das Nachsehen

Endlich toben sie wieder durch die Gänge: Kinder auf Klassenfahrt. In den Jugendherbergen im Freistaat ist das Leben zurückgekehrt. Doch aus Bayern sind keine Schüler*innen darunter. Sie kommen aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder Hessen.

Zwar hat auch der Freistaat das generelle Verbot von Klassenfahrten zum 7. Juni aufgehoben. Doch in einem Schreiben des Kultusministeriums an die Schulen heißt es deutlich: „Von der Durchführung mehrtägiger Schülerfahrten (...) wird abgeraten.“ Das komme einem De-facto-Verbot gleich, moniert Klaus Umbach, Präsident des Bayerischen Jugendherbergswerks. „Dabei wären diese Fahrten gerade jetzt von immenser Bedeutung für das psychosoziale Wohl der Heranwachsenden.“

Einsamkeit, Stress, Zukunftsängste – wie stark die Corona-Pandemie gerade Kinder und Jugendliche belastet hat, zeigen zahlreiche Untersuchungen. „Die Kinder haben ein ganz hartes Jahr hinter sich“, sagt Angelika Guglhör-Rudan vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München. Und bestätigt: „Auf Klassenfahrten könnten sie zurückfinden zu einem unbeschwerten Kontakt mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. Freiheit und Freude erleben.“ Und Freundschaften schließen. Gerade Erst- und Fünftklässler*innen hätten in diesem Schuljahr ja kaum die Möglichkeit gehabt, andere Kinder aus der Klasse kennenzulernen, so Guglhör-Rudan. „Sodass jetzt – zum Ende des Schuljahrs manche Lehrer erst mal Kennenlernspiele für die Kinder untereinander machen.“ Die Pädagogin betont: Jetzt wäre es immens wichtig, dass sie durch Gemeinschaftserlebnisse das, „was sie grundlegend versäumt haben, zumindest rudimentär nachholen können“.

Aus entwicklungspsychologischer Sicht sind Klassenfahren immens wichtig

„Was Kinder und Jugendliche am allermeisten brauchen, sind soziale Kontakte und persönlicher Austausch mit Gleichaltrigen“, erklärt auch Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings. Dringend nötig sei deshalb eine eindeutige Haltung, dass Klassenfahrten gewünscht seien. So wie in Hamburg oder Hessen. Dort hätten die zuständigen Ministerien Schulleitungen dazu ermutigt, in den verbleibenden Wochen bis zu den Sommerferien Klassenfahrten durchzuführen, berichtet Jugendherbergswerk-Präsident Umbach.

Im bayerischen Kultusministerium dagegen begründet man die vorsichtige Haltung mit der „nach wie vor dynamischen Pandemielage, die keine verlässlichen Prognosen erlaubt“. Immerhin eine Pandemielage, die Biergarten-Gelage und EM-Spiele vor Publikum im Stadion zulässt. Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen werden aber offensichtlich wieder einmal hintangestellt. 

Dabei sind auch aus entwicklungspsychologischer Sicht Klassenfahrten ganz wichtig, wie Guglhör-Rudan erklärt. Für manche Kinder sei so eine Fahrt eine Riesenhürde. „Sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden, kann für sie deshalb ein großes Erfolgserlebnis darstellen. Und sie kommen sehr gestärkt wieder nach Hause.“
(Angelika Kahl)

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