Politik

27.11.2020

Kampf gegen Corona: Weniger Härte wagen

Ein Kommentar von Tobias Lill

Wenn es darum geht, Härte im Kampf gegen Corona zu zeigen, ist einer immer ganz vorn dabei: Ministerpräsident Markus Söder. Nur in Bayern mussten Alleinstehende beim ersten Lockdown komplett auf Sozialkontakte verzichten. Und bei den seit Anfang November geltenden Kontaktbeschränkungen agierte man ebenfalls härter als der Rest der Republik. In diversen Ländern wie Nordrhein-Westfalen dürfen sich noch immer mehr als zehn Personen aus mehr als zwei Haushalten in Privatwohnungen treffen. Mancherorts sind bei Zusammenkünften auch mehr Kinder erlaubt, dürfen diese weiter zum Training oder in den Zoo und müssen in Grundschulklassen keine Masken tragen. In Teilen des Freistaats machten außerdem Schulen zu schnell dicht.

Für den Gesundheitsschutz sind viele Menschen durchaus zu Opfern bereit. Doch ist die bayerische Vorschlaghammer-Politik, die vom unverantwortlich handelnden Bürger ausgeht, tatsächlich eine Erfolgsgeschichte, wie es Söder gerne glauben machen will? Die Zahlen suggerieren anderes: Pro Kopf verzeichnet Bayern die meisten Infektionen – nach Berlin.

Die extreme bajuwarische Strenge könnte bei manchen die Akzeptanz gegenüber Schutzmaßnahmen sinken lassen

Sicher, im März kam der Sonderfaktor der Nähe zu den Skigebieten dazu. Urlauber verbreiteten das Virus weiter. Aktuell sieht die Staatsregierung die Grenznähe zum coronageplagten Österreich sowie zu Tschechien als Hauptursache für die besondere Betroffenheit. Doch auch Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg grenzen an Hotspot-Staaten, dennoch sind die Ansteckungszahlen dort geringer – teils sogar deutlich. Nur Sachsen und Berlin zählten zuletzt, gerechnet auf 100 000 Einwohner, mehr wöchentliche Neuinfektionen als Bayern.

Die extreme bajuwarische Strenge könnte bei manchen die Akzeptanz gegenüber Schutzmaßnahmen sinken lassen. Zu harte Strafen verleiten Infizierte womöglich, nicht jeden Kontakt, wie das Treffen mit zwei Freunden daheim, beim Gesundheitsamt anzugeben. Doch in jedem Fall sollte Bayern die Regelungen für Kinder lockern. Die Kleinen sind nicht die Infektionstreiber. Die Beschlüsse vom aktuellen Bund-Länder-Gipfel sehen ab Dezember härtere Regeln für das Treffen zweier Haushalte vor – für Kinder gibt es jedoch Ausnahmen. Söder sollte zumindest davon Gebrauch machen.

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