Politik

Viele Kommunalpolitiker denken, für ihre kleine Gemeinde lohnt es sich nicht, sich bei Facebook anzumelden. Stimmt nicht, meinen Social-Media-Experten. (Foto: dpa/Soeren Stache)

24.01.2020

Kaum kommunale Influencer

Vor allem Politiker im ländlichen Raum nutzen kaum soziale Netzwerke – das könnte sie bei der Wahl Stimmen kosten

Die Kommunalwahlen am 15. März sind die ersten in Bayern, die auch in den sozialen Netzwerken entschieden werden. Katrin Albsteiger (CSU) aus Neu-Ulm zum Beispiel hat auf Facebook, Twitter und Instagram beachtliche 25 000 Follower und ist damit bayerische Spitzenreiterin. In ihren Profilen gibt sie Einblick in ihr politisches und privates Leben. Ihr Erfolgsgeheimnis: „Man muss authentisch bleiben und auf Kommentare reagieren“, sagt sie der Staatszeitung. 30 Prozent des Wahlkampfs laufen bei ihr online. So modern sind viele andere Kommunalpolitiker längst nicht.

Eine Social-Media-Analyse der 15 größten Städte Bayerns der Kommunikationsagentur Kontext zeigt gewaltige Unterschiede bei der Nutzung sozialer Netzwerke auf. Vor allem außerhalb der Großstädte ignorieren auch im Jahr 2020 noch immer viele Kandidaten die Welt der Likes, Shares und Kommentare. „Nimmt man die Zahl aller untersuchten Politiker zusammen, erreichen sie weniger als 150 000 Menschen“, sagt Studienautor Jan Frankowski. Das sei gemessen an der Zahl der Einwohner und Social-Media-Nutzer in Bayern erschreckend wenig.

Die Parteien haben das Problem durchaus erkannt. „In Wahlkämpfen ist ein neues, digitales Zeitalter angebrochen“, heißt es bei der CSU. Die SPD bietet Seminare für Social Media und Online-Wahlkampf an. Die Grünen verweisen auf innovative Videoformate wie den „Rathausfunk“ auf Facebook von Münchens grüner Bürgermeisterkandidatin Katrin Habenschaden. Die Partei räumt aber auch ein, dass sich Kandidaten in kleinen Gemeinden aufgrund des Zeitmangels und der ehrenamtlichen Strukturen oft gegen eine persönliche Profilseite entscheiden.

Jeden Tag eine halbe Stunde socialn

Bente Matthes, Expertin für digitale Aufmerksamkeit, kennt das Problem: „Viele Kommunalpolitiker denken, für ihre kleine Gemeinde lohnt sich der Aufwand nicht“, erklärt die Münchnerin. Aber sie vergäßen, dass sie vor allem junge Menschen nicht mehr über Dorffeste, Zeitungen oder Wahlinfostände erreichen. Und selbst wenn es ein Social-Media-Profil gebe, würden darauf nur Links, Wahlplakate oder Pressemeldungen gepostet. Matthes empfiehlt: sich jeden Tag eine halbe Stunde Zeit nehmen, um mit den Menschen persönlich und auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Dass auch im ländlichen Raum Reichweite generiert werden kann, beweist Miltenbergs grüner Landrat Jens Marco Scherf mit insgesamt 7000 Followern.

Kandidaten von Freien Wählern, FDP, AfD oder der Linken haben es bei der Kontext-Studie auf keiner Plattform unter die Top Ten geschafft. Aktuell ist es aber noch nicht zu spät, mit der Aufholjagd zu beginnen. Fürths Bürgermeister Thomas Jung (SPD) zum Beispiel konnte auf Instagram in wenigen Monaten über 3000 Follower gewinnen – ganz ohne Werbung. „Für die letzte Phase des Wahlkampfs werde ich aber auch Anzeigen schalten oder Posts bewerben“, sagt er. Der Großteil seines Wahlkampfs sei aber immer noch der persönliche Kontakt zum Bürger. Denn noch weiß niemand, ob aus Followern auch wirklich Wähler werden. (David Lohmann)

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