Politik

Müll im Englischen Garten in München. (Foto: dpa/Martin Ley)

23.08.2025

Kein Mülleimer, nirgends

Immer öfter kommt es vor, dass man seinen Abfall in der Stadt nicht losbekommt: Woran liegt das?

Ein Cappuccino im Pappbecher ist schnell gekauft und geleert. Aber dann: wohin damit? Noch unangenehmer: die Bananenschale, der Dönerrest, der Eisbecher. Wann immer man mit Müll in der Hand durch die Stadt spaziert, scheint der nächste Mülleimer ganz weit weg. Vielleicht landet ja deshalb regelmäßig Abfall im Fahrradkorb? Die Leute wissen einfach nicht, wohin damit.

Insgesamt 759 Beschwerden zum Thema öffentliche Mülleimer hat die von der Stadt eingerichtete Plattform muenchenbeschwerde.de gesammelt. „Alle Mülletonnen an der Kobellwiese wurden schon seit Wochen nicht mehr geleert“, heißt es da. Und: „Mülleimer überfüllt, Spielplatz braucht Reinigung“, „Der Mülleimer in der Grünanlage quillt von Hundekotbeuteln über“, „Mülleimer völlig überfüllt, vieles liegt schon daneben, bitte regelmäßiger/öfter leeren“. Oder auch: „Ob die Raben die ganzen Kotelett rausgesucht haben?“ Die Meldungen sind allesamt mit einem grünen Häkchen versehen. Die Botschaft: Sag uns, wo der Schuh drückt. Wir kümmern uns.

Eine kleine Münchner Stichprobe am Gärtnerplatz am 13. August bestätigt: Da läuft die Sache. Auf dem immer gut besuchten Gärtnerplatz in der Innenstadt, auf dem auch Straßenmusikanten spielen, war in der vergangenen Woche wieder Ruhe und Sauberkeit. Rund um die Wiesen und im Brunnenbereich alles sauber. Bildlich in Eimern und Tonnen: nirgends quillt Abfall heraus. Alles korrekt und festgezurrt, blaue Plastiktüten.

Der logistische Aufwand, um hier die Sauberkeit von Straßen und Plätzen sicherzustellen, ist beträchtlich. In München werden innerhalb des Mittleren Rings und im weiteren Innenstadtbereich Passagen von 2200 Abfalleimern bewirtschaftet, plus 200 Kompostbehälter an Spielplätzen, dazu Mülleimern an stark frequentierten U-Bahn-Aufgängen.

Krähensichere Eimer sollen helfen

Hinzu kommen über 1500 Mülleimer in Parks und Grünanlagen. Gereinigt werden sie mindestens zwei- bis dreimal wöchentlich, teils mehrmals täglich, auch an Feiertagen. An der Isar und im Westpark ist die Mülleinsorgung vor allem an den Wochenenden eine besondere Herausforderung. Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit im Freien, der Trend zu „To-Go-Produkten hält an. „Mehr Menschen, mehr Müll“, so eine Sprecherin des Münchner Baureferats.

Klar, dass die Abfallbehälter immer wieder überquellen. Hier ist Flexibilität gefragt. Zehn zusätzliche Gitterboxen hat die Stadt darum in den Grillzonen des Westparks aufgestellt, dazu neuen Aschebehälter für Griller. Auch das Krähenproblem bei der Stadt: Nach und nach werden ältere Abfalleimer durch das krähensichere Standardmodell „Pinto 100 Liter“ ersetzt.

Im unterfränkischen Aschaffenburg heißt es: Die Zahl der Abfalleimer sei in der Vergangenheit „stetig gestiegen“. Insgesamt 1160 Papierkörbe hat die Stadt aufgestellt. 640 davon betreut das Gartenamt in Parks und auf Spielplätzen, die übrigen 520 der städtische Entsorgungsbetrieb. Viel Müll entstehe an „jugendlichen Hotspots“, Lkw-Parkplätzen und überall, wo gegrillt wird.

Das Abfallbeseitigungsmodell der Wahl besteht aus Kunststoff oder Metall, teils mit oder ohne Aschenbechern, die Metallkörbe in der Innenstadt haben einen Graffitischutzanstrich, einige auch einen Pfandring. Getrennt wird der Müll, der in die öffentlichen Abfalleimer wandert, nicht. Gegen Mehrkammersammelsysteme spreche nicht nur der Preis, sondern auch das Verhalten der Bürger, erklärt ein Sprecher der Stadt Aschaffenburg. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Abfälle meist mit Speiseresten, Drogenbesteck, Fehlwürfen, Getränken verschmutzt sind.“ Gerade bei Einwegverpackungen sei die Trennung schwer: Nassekte Fast-Food-Papierbecher, Einschlagpapier mit Folie: Das bekomme man schwerlich voneinander getrennt.

Auch in Würzburg werden bei schönem Wetter an den Wochenenden zusätzliche Mülleimer aufgestellt. Der Eigenbetrieb „Die Stadtreiniger“ kümmert sich um 450 Abfalleimer, hinzu kommen rund 800 in Grünanlagen und auf Spielplätzen. Besonders häufig geleert werden die Eimer in den Grünanlagen am Main, auf dem Bahnhofsplatz, in der Innenstadt und auf Teilen des neuen Landesgartenschaugeländes.

Die Stadt Nürnberg wiederum, in der bislang hübsch verzierte gusseiserne Papierkörbe die Straßen und Plätze schmücken, setzt auf ein neues Abfallleimodell: die sogenannte Mülltonnengarage. 18 Exemplare stehen bereits in der Innenstadt. Die grauen Kästen sind 1,60 Meter hoch, bieten Platz für eine 240-Liter-Tonne und sind rund 150 Kilogramm schwer. Kippen und Ratten kommen nicht rein in den seitlichen Einwurf, Vandalismus ist kein Thema, Zigaretten kippen können in einem separaten Aschenbecher entsorgt werden. „Die Müllgaragen stehen zwar erst seit einer relativ kurzen Zeit, aber sie werden gut angenommen und tragen – gefühlt – zu mehr Ordnung und Sauberkeit bei“, so ein Sprecher der Stadt. Man hoffe, „dass sich diese erste Einschätzung bestätigt.“

Die Herausforderung aber, mit schwankenden Müllmengen umzugehen und immer zur Stelle zu sein, wenn ein Behälter überquillt, bleibt. Künftig könnten Sensoren melden, wenn ein Eimer voll ist.

Bis dahin gilt: Nicht ärgern, wenn ein Eimer überquillt, sondern bei der Stadt melden. Und: Der nächste Abfalleimer kommt bestimmt, irgendwann. (Monika Goetsch)

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