Politik

Zuletzt schockierten von Kindern verübte Messerattacken viele Menschen hierzulande (Symbolbild). Foto: dpa

29.05.2025

Kinder als Täter: Warum ein Absenken der Strafmündigkeit falsch wäre

Angesichts deutlich gestiegener Kinderkriminalität fordern manche Politiker, die Strafmündigkeit abzusenken. Doch das Beispiel England zeigt, dass dies der falsche Weg ist. Statt Kinder vor den Kadi zu zerren, sollte Deutschland lieber mehr in Bildung und Soziales investieren und seine Zuwanderungspolitik ändern. Ein Kommentar von Tobias Lill

Die Tat schockte viele: In Berlin stach ein 13-Jähriger auf einen jüngeren Mitschüler ein und verletzte ihn lebensgefährlich. Auch in Remscheid wurde gerade ein Elfjähriger zum Messerstecher. Und bei Ansbach rammte ein 13-Jähriger einem Buben im Januar eine Stichwaffe in den Hinterkopf.

Angesichts solcher Taten sprechen sich Polizeigewerkschaft und Teile der Union für eine Absenkung der Strafmündigkeit von 14 auf zwölf Jahre aus. Sie verweisen auf einen massiven Kriminalitätsanstieg bei Kindern. Im vergangenen Jahr ermittelte die Polizei rund 102 000 Kinder bis einschließlich 13 Jahre als Tatverdächtige. Das sind 64 Prozent mehr als noch 2020. Vor allem die Zahl der Gewalttaten explodiert.

Ein Messer so wichtig wie das Handy

Der Ruf nach Repression mag verlockend sein. Doch das Beispiel Großbritannien zeigt, dass das Absenken des Strafalters nichts bringt. Dort können sogar Zehnjährige verknackt werden. Dennoch ist das Land das Eldorado für Messergewalt. Eine scharfe Klinge ist dort Experten zufolge für die Kids so wichtig wie ein Handy. Fast 1000 Messerattacken pro Monat gehen auf der Insel auf das Konto von Minderjährigen.

Statt sogar Kinder vor den Kadi zu zerren, wenn sie als Mutprobe eine Schokolade klauen, sollte man lieber die Ursachen angehen. Ein hier wie dort großer Teil der Gewalttaten geht auf eine relativ kleine Gruppe von Intensivtätern zurück. Drei von vier jugendlichen Intensivtätern in München haben laut Polizei Migrationshintergrund. Viele werden in der Schule abgehängt, ihr Alltag ist von Armut geprägt. Das sorgt für Frust. Ein Messer und das Gangster-Gehabe geben diesen Kids Halt.

Fußballverein statt Knast

Zudem gelten in manchen ihrer Familien Gewalt und Messer als männlich. Der Staat sollte dringend mehr in Bildung und Soziales investieren, zusätzliche Streetworker sind nur ein Anfang. Die Ghettoisierung muss gestoppt werden. Eine andere Flüchtlingspolitik tut not.

Statt massenhaft neue Migranten aus oft bildungsfernen und teils archaischen Schichten ins Land zu holen, sollte man jenen, die bereits da sind, helfen, sich zu integrieren. Gefängnis ist dabei sicher nicht hilfreich. Die Mitgliedschaft im Fußballklub dagegen schon.
 

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