Politik

Drohnen können zu einer Gefahr für Flugzeuge werden. (Foto: dpa/Julian Stratenschulte)

16.08.2019

Komplizierte Drohnenabwehr

Störsender oder Fangnetze könnten – wie die Minifluggeräte selbst – auch Flugzeuge gefährden

Mit Lowtech gegen Hightech: Während die meisten europäischen Länder noch überlegen, wie sie missliebige Drohnen abwimmeln, die zu nah an Flughäfen betrieben werden, haben die Holländer schon die Lösung. Die niederländische Polizei hat Adler trainiert, um die Minihelikopter vom Himmel zu holen. Die Greifvögel sehen die Drohnen als Beute an und machen Jagd auf sie.

Mit dieser Methode hätte man sich das stundenlange Einstellen des Flugverkehrs an den Flughäfen Frankfurt am Main und London Gatwick sparen können. Die Drohnen, die dort zu nah am Airport betrieben wurden, wären im Nu unschädlich gemacht worden.

Warum Drohnen eine Gefahr für Flugzeuge sind, kann man eindrucksvoll im Internet sehen. Ein Versuch der University of Dayton (siehe Video unten) zeigt, was passiert, wenn eine Drohne in eine Flugzeugtragfläche donnert. Die Wissenschaftler nutzten für ihren Test eine weit verbreitete Amateurdrohne mit einem Kilogramm Gewicht. Diese feuerten sie mit rund 380 Stundenkilometern auf die Tragfläche eines Mooney M20. Der Viersitzer ist ein typisches Leichtflugzeug, wie es von Privatleuten geflogen wird.

Der Aufprall verwandelte die Drohne in Sekundenbruchteilen in eine Schrapnellwolke, die tief in die Struktur der Tragfläche eindrang und dabei den Holm beschädigte. Diese Querstrebe ist entscheidend, um die beim Flug auftretenden Belastungen abzufangen. Ist der Holm beschädigt, kann das fatale Folgen für die Stabilität des Flugzeugs haben und zum Absturz der Maschine führen.

Lebensgefährliche Kollision

„So eine Kollision mit einer Drohne kann ähnlich fatale Folgen haben wie einst der Vogelschlag von New York“, erläutert ein Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Am 15. Januar 2009 gelang es Flugkapitän Chesley B. Sullenberger nach dem Ausfall beider Triebwerke durch den Vogelschlag, den Airbus A320 im Hudsonriver notzulanden. Alle 155 Personen an Bord überlebten die Notwasserung, nur einige trugen leichte Verletzungen durch Unterkühlung davon.

Gerade in den kritischen Flugphasen, dem Starten oder Landen, kann eine Kollision mit einer Drohne lebensgefährlich für alle Flugzeuginsassen werden. Darum wird immer wieder die Forderung nach Drohnenabwehrsystemen laut. Am Allgäu Airport will man jetzt ein Produkt der Firma ESG aus Fürstenfeldbruck testen, erklärt eine Sprecherin des Flughafens. Das vollautomatische System erkennt, klassifiziert und entschärft unerwünschte Drohnen.

Aber so einfach ist das Entschärfen nicht. Egal welche Art von Drohnenabwehr man nutzt, kann das auch die Sicherheit des Flugverkehrs beeinträchtigen. „Wenn man mit Störsendern gegen Drohnen vorgeht, kann das auch die Navigation des Flugzeugs stören“, erläutert der Cockpit-Sprecher. Auch der Abschuss von Fangnetzen, einer weiteren Drohnenabwehrmethode, könnte dazu führen, dass dieses Netz ins Flugzeugtriebwerk gerät.

Derzeit wird laut Bundesinnenministerium geklärt, wer Installation und Betrieb eines wie auch immer gearteten Antidrohnensystems an deutschen Verkehrsflughäfen finanziert. Eigentlich ist die Bundespolizei für die Drohnenabwehr zuständig. „Im Übrigen ist es den Flughafenbetreibern unbenommen, unter dem Gesichtspunkt der Eigensicherung geeignete Maßnahmen gegen das unberechtigte Einfliegen von Drohnen zu veranlassen, um Gefahren für den Flugbetrieb und den Flughafen abzuwenden“, so ein Ministeriumssprecher.

Prinzipiell dürfen Drohnen nicht näher als 1,5 Kilometer von der Begrenzung eines Flugplatzes betrieben werden. Wenn sie näher heranfliegen sollen, muss das genehmigt werden. Außerdem dürfen Drohnen nicht höher als 50 Meter in den Himmel steigen. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 50 000 Euro rechnen.

Auch wenn die Zahl der Drohnensichtungen an deutschen Verkehrsflughäfen im ersten Halbjahr 2019 leicht rückläufig war, bleibt die Gefahr bestehen. „In den ersten sechs Monaten waren es 70 Sichtungen“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS). Am Flughafen München seien es sechs gewesen, am Flughafen Nürnberg keine. Auch der Allgäu Airport meldet keinerlei Probleme mit Drohnen.

Dennoch kamen im vergangenen Jahr 158 Drohnen den Flugzeugen bedrohlich nahe. Angesichts der 550 000 Drohnen, die aktuell im deutschen Luftraum umherschwirren – 19 000 davon werden kommerziell genutzt –, bleibt die Gefahr für den Flugbetrieb hoch. Denn potenziell werden es immer mehr Drohnen. Dennoch plant das Bundesinnenministerium keine Verschärfung des Bußgeldrahmens beziehungsweise des Strafmaßes der genannten Vorschriften.

Unverständlich – immerhin bringen Drohnen die Sicherheit von Flugpassagieren in Gefahr. Auch entsprechende Abwehrmaßnahmen sollten deshalb schnellstmöglich umgesetzt werden. Warum nicht in Vogelform?
(Ralph Schweinfurth)

Drohnen-Versuch der Univerity of Dayton

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