Politik

29.10.2010

Männer klammern sich an ihre Posten

Der CSU-Parteitag soll dieses Wochenende die Frauenquote light absegnen - die Männer versuchen nun Schadensbegrenzung

Das für sie Schlimmste haben die CSU-Männer zwar schon verhindert: Die von der Frauenunion ursprünglich geplante Quotierung von Delegiertenversammlungen wird der Parteitag diesen Freitag nicht verlangen. Stattdessen steht eine Frauenquote light zur Abstimmung. Sie sieht vor, lediglich den CSU-Landesvorstand und die zehn Bezirksvorstände künftig zu 40 Prozent weiblich zu besetzen. Weil auch das die Männer schmerzt – es würden einige ihre Vorstandsposten verlieren – ,ersannen sie im Vorfeld des Parteitags eine Art Schadensbegrenzung. Die sieht so aus: Damit männliche Vorstandsmitglieder ihre Posten behalten können, sollen die Gremien künftig einfach vergrößert werden können.

"Wer diese Option wählt, ist eh ein Loser-Vorstand"


„In den Bezirksvorständen fürchten viele Männer um ihre Posten“, sagt ein CSU-Vorständler. Denen wolle die Partei nun mit einer Satzungsänderung entgegenkommen. Danach dürfen die Vorstände, sofern dies zuvor vom Bezirksparteitag beschlossen wurde, ihre Mitgliederzahl erhöhen. Der niederbayerische CSU-Chef Manfred Weber hatte sogar dafür plädiert, grundsätzlich alle Vorstände zu vergrößern, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Der Kompromiss lautete dann: Wer will, soll dürfen. Einer aus der Vorstandsrunde kommentiert das etwas boshaft so: „Wer diese Option braucht, ist eh ein Loser-Vorstand.“
Auch die CSU-Frauen wundern sich: „Ich halte diesen Vorschlag nicht für weiterführend“, sagt Bayerns Frauenministerin Christine Haderthauer. Sie bezweifelt, „ob das ein frauenfreundliches Image formen kann“. Die Begeisterung von Ursula Männle, Vorsitzende des Europaausschusses im Landtag, hält sich ebenfalls in Grenzen: „So haben wir immer reagiert, wenn wir Leute mit Posten versorgen wollten“, erinnert sich die 66-Jährige, „die CSU hat dann halt die Gremien vergrößert“. Ingrid Heckner, Vorsitzende des Ausschusses öffentlicher Dienst, wiederum sieht die Sache eher entspannt: „Ich hab nichts dagegen.“ Ihr eigener Bezirksvorstand Oberbayern werde von dieser Möglichkeit aber wohl ohnehin keinen Gebrauch machen. Dort müssen nicht so viele Männer um ihre Posten bangen wie etwa in Niederbayern, wo nur sechs von 47 Vorständlern weiblich sind. Den höchsten Frauenanteil mit elf Frauen im 31-köpfigen Vorstand hat Schwaben. „Wir werden keine Probleme haben, die 40-Prozent-Frauenquote zu erfüllen“, kündigt Bezirkschef Markus Ferber an.


Guttenberg: Er ist wie Teflon


Mit der Möglichkeit, die Gremien zu erweitern, erhöhen sich die Chancen, dass der Parteitag den Quotenantrag mit einem für Seehofer unpeinlichen Ergebnis akzeptiert. Immerhin hat sich der Parteichef pro Frauenquote weit aus dem Fenster gelehnt.
Mit größerem Zoff beim Parteitag rechnet aber ohnehin keiner aus der CSU-Führung. „Der Parteitag wird relativ unspektakulär verlaufen“, prognostiziert ein erfahrener Parteistratege. Einen der brenzligen Anträge – die von zwei fränkischen Kreisverbänden geforderte Einstellung des defizitären Parteiblatts Bayernkurier – will die CSU-Führung mit einem Leitantrag entschärfen. Darin wird versprochen, das Blatt „auf eine neue Basis zu stellen“. Womit die „Kosten massiv gesenkt“ werden könnten.
Als gewiss gilt die breite Zustimmung zur geplanten Bundeswehrreform. Dass sich Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit seinen Vorstellungen durchsetzen konnte, wertet ein einflussreicher CSU-Mann als „Meisterstück“.
Überhaupt, Guttenberg: Dessen Auftritt, und vor allem der ihm entgegenschlagende Jubel, wird beim Parteitag gewiss zu den am meisten beachteten Ereignissen zählen. Für viele CSUler ist ohnehin klar, dass Guttenberg Seehofer dereinst als Parteichef beerbt. So viele Fehler könne der Jungstar gar nicht mehr machen, dass der Hype um ihn spürbar abebbt, glauben führende CSU-Leute. „Der ist wie Teflon“, sagt einer, „Kritik prallt einfach an ihm ab“.
(Waltraud Taschner)

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