Politik

Ein junger Wolf: Im Bayerischen Wald soll es gleich drei Jungtiere geben. (Foto: dpa)

08.08.2017

Minister fordert wolfsfreie Zonen

Seit Jahren zeichnet sich ab, dass die Wölfe nach Bayern zurückkehren. Jetzt gibt es das erste Rudel seit 150 Jahren - Bauern und Umweltschützer streiten über den richtigen Umgang. Der Disput zieht sich bis in Staatsregierung

Mit der Forderung nach wolfsfreien Zonen hat Agrarminister Helmut Brunner (CSU) auf Meldungen über das erste Wolfsrudel in Bayern reagiert. Er plädierte in der "Passauer Neuen Presse" für einen gelockerten Schutzstatus des Wolfes und im Einzelfall auch für eine "Entnahme", um den Bestand zu regulieren. Das bedeutet im Notfall auch den Abschuss. Auch der Bayerische Bauernverband hatte bereits verlangt, der strenge Artenschutz müsse gelockert und einzelne Tiere notfalls auch erlegt werden dürfen.

"Wir brauchen eine Möglichkeit, den Schutzstatus des Wolfes abzusenken, um im Einzelfall eine Regulierung des Bestandes vornehmen zu können", sagte Brunner. "Anders kann ich mir ein funktionierendes Nebeneinander von Wolf und Landwirtschaft schwer vorstellen." Brunner wie auch Umweltschützer riefen das Umweltministerium auf, die nächste Stufe des Wolfsmanagementplans umgehend vorzulegen.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn kritisierte Brunners Vorschlag zu wolfsfreien Zonen scharf. "Kaum gibt es in Bayern Wolfswelpen, fällt der CSU nichts anderes ein, als sie abknallen zu wollen." "Brunners "wolfsfreie Zonen" sind bei einem Tier, das so weit wandert und neue Reviere sucht, totaler Quatsch - eine Umsetzung dieses Vorschlages würde auf massive Abschüsse hinauslaufen."

Wie effektiv kann der Schutz vor dem Wolf sein

Das europäische Naturschutzrecht sehe für Wölfe einen "günstigen Erhaltungszustand" vor, der noch lange nicht erreicht sei. Deshalb gehe es vielmehr um mehr Investitionen in die Prävention, um Schafe und andere Nutztiere zu schützen. Herdenschutzhunde hätten sich hier bewährt. Außerdem müsse die Entschädigung unbürokratisch funktionieren.

Der Abgeordnete Nikolaus Kraus von den Freien Wählern rief die Staatsregierung auf, die dritte Stufe des Wolfsmangementsplans und die Aufstockung des Präventionsfonds voranzubringen. Vielerorts sei ein effektiver Schutz vor dem Wolf aber nicht realisierbar, da etwa das Gelände zu unwegsam sei. Die Weidetierhaltung habe in Bayern eine große Bedeutung. "Ein möglicher Verlust dieser Flächen wird sich langfristig auch negativ auf das Landschaftsbild und den Tourismus auswirken. Das muss den Befürwortern des Wolfes klar sein", warnte Kraus.

Am Freitag hatte das Bayerische Landesamt für Umwelt (Lfu) drei Jungtiere im Bayerischen Wald gemeldet. Es ist der erste wilde Wolfsnachwuchs in Bayern seit rund 150 Jahren. Umweltschützer reagierten erfreut, verlangten aber ebenfalls Unterstützung für Schäfer und Weidehalter.

Auch der Bund Naturschutz (BN) kritisierte, dass die bei Wolfnachwuchs erforderliche Stufe drei des Managementplans immer noch nicht vorgelegt wurde. Außerdem sei eine wissenschaftlich fundierte Öffentlichkeitsarbeit bei Nutztierhaltern und in der Bevölkerung notwendig. "Das alles könnte es längst geben, wir fordern das seit Jahren. Die Staatsregierung hat jedoch jahrelang nichts getan und heizt damit mögliche Konflikte noch an", kritisierte Christian Hierneis, Wolfsexperte im BN-Landesvorstand, bereits am Freitag.
(dpa)

Kommentare (1)

  1. C.Rossner am 10.08.2017
    Da sind jetzt zum erstmal ein paar Wölfe im Land und schon muß die Schutzzone für die Landwirte eingerichtet werden und der Schutzstatus des Wolfes muß geändert werden, lächerlich. Die Bauern und Herr Minister Brunner, sollten sich lieber um unser Grundwasser sorgen, den die Jauche und der zu hohe Viebestand, ist das Problem der Bürger in Bayern, nicht der Wolf. Das Grundwasser wird aus Profitgier verseucht und wir sollen Angst vor 8 Wölfen haben, lächerlich! LG
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