Politik

13.11.2020

Not der Studierenden: Vergessene Corona-Verlierer

Ein Kommentar von David Lohmann

Die knapp drei Millionen Studierenden in Deutschland gehören zu den größten Verlierern der Corona-Krise. Schon die Einschränkungen der Präsenzlehre führten bei der Hälfte von ihnen zu starken Belastungen. Noch gravierender sind die finanziellen Einbußen. Zwei Drittel der Studierenden sind auf Nebenjobs angewiesen – häufig in Branchen, die der erste Lockdown und auch der sogenannte Lockdown light besonders hart getroffen hat. Die Folge: Ein Drittel hat Existenzängste, viele mussten sich verschulden, einige das Studium abbrechen, um Sozialhilfe beantragen zu können.

Insofern ist es erst einmal richtig, dass Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) angekündigt hat, die Überbrückungshilfen für Studierende aus dem Sommer jetzt wieder aktivieren zu wollen. Allerdings ist die maximale Zuschusshöhe von 500 Euro pro Monat weit von der Lebensrealität der Studierenden entfernt. Laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks wären im Schnitt monatlich 819 Euro nötig. Wobei auch dieser Betrag in Metropolen zu gering ist.

Wer mehr als 500 Euro auf dem Konto hat, gilt nicht mehr als bedürftig – das reicht in Großstädten wie München nicht einmal für die Miete

Ein weiteres Ärgernis ist, dass nicht alle Studierenden antragsberechtigt sind. Schon wer mehr als 500 Euro auf dem Konto hat, gilt nicht mehr als bedürftig. Das reicht in Großstädten wie München nicht einmal für die Miete. Hinzu kommt die Bürokratie: Um die Soforthilfe zu erhalten, muss ein 16-seitiger Antrag ausgefüllt werden, jeden Monat aufs Neue.

Insgesamt wurden 40 Prozent der Anträge nicht genehmigt, oft wegen formeller Kleinigkeiten. In über 50 Prozent der Fälle wurde zwar eine finanzielle Notlage erkannt. Diese habe aber bereits vor der Pandemie bestanden und sei nicht durch den Lockdown ausgelöst. Bei der Soforthilfe für Unternehmen hat man derlei Argumentation noch nie gehört.

Wer sich ständig mit den Top-Talenten von morgen rühmt, muss sie auch entsprechend behandeln. Ministerin Karliczek sollte die Überbrückungshilfe überarbeiten. Oder noch besser, in der Krise kurzfristig die Hürden für eine BAföG-Förderung senken und danach die Studienfinanzierung generell reformieren. Knapp zwei Wochen nach dem neuen Lockdown funktioniert nicht einmal die Antragstellung für das Überbrückungsgeld. Wie im Sommer meldet das Ministerium IT-Probleme.

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