Politik

Ralf Schmitt, Wissenschaftlicher Leiter des Tropenhauses am Rennsteig, mit einer Papaya. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

04.06.2019

Papaya in Bayern - neue Trendfrucht der Politik?

Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Chefin diskutiert die Republik über die Zukunft von Schwarz-Rot. In Bayern hingegen gedeiht die schwarz-orange "Papaya-Koalition" weiter. Gibt es da Parallelen zwischen Politik und den exotischen Früchten?

Exotisch mutete es an, als CSU und Freie Wähler im Herbst ein Bündnis schmiedeten. So etwas hatte die Republik weder auf Bundes- noch Landesebene bis dato gesehen: eine schwarz-orange Regierung. Das Spektrum der politischen Farbenlehre war um eine Kombination erweitert. Und Interessierte und Journalisten machten sich gleich auf die Suche nach der passenden Bezeichnung.

Als eine der Optionen, die die Farben der beiden fortan zusammenarbeitenden Parteien - schwarz und orange - berücksichtigt, kristallisierte sich die "Papaya-Koaliton" heraus. Benannt nach einer Frucht, die ähnlich exotisch ist wie das neue Kabinett, das nun seit gut einem halben Jahr auf der Regierungsbank im Maximilianeum Wurzeln schlägt. Schwarzer Kern aus Samenkörnern, drumherum orangefarbenes Fruchtfleisch. Schwarz kann nicht ohne Orange.

Doch die "Papaya-Koaliton" hat sich im Sprachgebrauch bislang genauso wenig durchgesetzt wie Alternativen - seien es Perlmutterfalter, Tiger, Asiatischer Harlekin-Marienkäfer oder der Cola-Limo-Mix Spezi.

Fraglich also, ob die "Papaya-Koalition" wenigstens den Früchten zu einem Boom verholfen hat? Die Zahlen lassen sich da unterschiedlich interpretieren: Die nach Bayern importierte Papaya-Menge liegt zwar in den Wintermonaten und im Frühjahr oft über dem Durchschnitt - auch seit Amtsantritt von Schwarz-Orange im November. Wie aus Zahlen des Statistischen Landesamts hervorgeht, changieren die Summen für 2016, 2017 und 2018 aber wegen Schwankungen innerhalb des Jahres von 1441,7 über 1314,4 bis 1465,7 Tonnen. Eine Tendenz ist nicht zu erkennen. Von einer Trendfrucht oder einem Hype kann also keine Rede sein.

Wer in Bayern nach Papayas sucht, gelangt ins oberfränkische Tettau. Hier im Tropenhaus "Klein Eden", mit Abwärme auf passende klimatische Verhältnisse geheizt, baut Ralf Schmitt unter anderem die Exoten an. Nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) der einzige Ort im Freistaat, wo Papayas großflächiger gedeihen. Rund 1,5 Tonnen erntet Schmitt hier im Jahr.

"Papayas tragen schnell Früchte, unheimlich viele"

Der Züchter erkennt - mit einem Augenzwinkern - Parallelen zwischen Papayas und Politik: "Papayas tragen schnell Früchte, unheimlich viele. Aber sie haben keine lange Lebensdauer. Nach vier bis fünf Jahren sterben sie", sagt er. "Fast wie eine Wahlperiode."

Aus den fränkischen Papayas macht er unter anderem Brotaufstrich und Essig. Überhaupt sei die Vitamin-C-Bombe vielseitig nutzbar, erklärt der Experte, der bei Instagram als Papayaschmitti unterwegs ist. Das Saatgut eigne sich beispielsweise als Pfefferersatz. Aus Blättern lasse sich grüner Tee machen. Und man könne sie sowohl unreif als Gemüse essen als auch reif als Frucht. Mit diesem Kontrast spiele die Sterneküche. Zu seinen Kunden zähle etwa TV-Koch Alexander Herrmann.

Und der Papaya werden noch mehr Wirkungen nachgesagt: In Sri Lanka essen Männer Schmitt zufolge Papayasamen, weil sie die Spermienproduktion hemmen sollen und somit als natürliche Verhütungsmethode gelten. Ganz allgemein hält er fest: "Die Papaya ist sehr pflegeleicht. Da weiß man nicht, ob das auch die Koalition ist."

Der Züchter spricht von einem "Nischenmarkt"

Doch selbst wenn CSU und Freie Wähler Schönwetter machen - damit die Papaya zur neuen Trend-Frucht im Freistaat werden könnte, müssten sie das Klima verändern. "Das ist ein tropisches Gewächs. Das kriegen Sie in Bayern nicht unter den üblichen Bedingungen angebaut", sagt Andreas Schmitt von der LWG. Laut Außenhandelsstatistik kommen die nach Bayern eingeführten Papayas vor allem aus Brasilien. Auch Länder wie Thailand, Israel, Kolumbien und Spanien stehen auf der Liste.

Anders als Mangos oder Avocados seien Papayas aber keine Modefrucht, stellt LWG-Mann Schmitt fest. Er spricht von einem Nischenmarkt. Ein Problem aus seiner Sicht dabei: Reif schmeckten die Früchte zwar hervorragend, ließen sich dann aber kaum noch transportieren.

Daher ist im Tropenhaus "Klein Eden" gerade die Nachfrage von Papayafans aus der Region hoch. So hoch, dass Ralf Schmitt gerne mehr Platz für die süßen Früchte hätte. Und hier könnte Schwarz-Orange dann doch noch beim Verbreiten der Papaya in Bayern helfen, wie Schmitt sagt: "Wir kriegen Fördermittel vom Freistaat."
(Marco Krefting, dpa)

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