Politik

19.11.2020

Schließung der Indoor-Sportstätten in Bayern: eine nachvollziehbare Maßnahme?

Um die Wirtschaft nicht zu gefährden, muss die Freizeit beschränkt werden, sagt Klaus Holetschek (CSU). Sport dient der Gesundheit und hat nachweislich nicht zum Infektionsgeschehen beigetragen, kritisert Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands

JA

Klaus Holetschek (CSU), Staatssekretär im Gesundheitsministerium

Es ist ein Ärgernis für viele. „Wegen Corona geschlossen“, heißt es seit Anfang November in Bayerns Fitnessstudios und Schwimmbädern. Seit 13. November sind alle Indoor-Sportstätten geschlossen. Ich verstehe den Unmut, den das auslöst. Und ich versichere, wir haben diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Aber sie ist notwendig.

Zur Eindämmung der Pandemie müssen wir unsere Kontakte so weit wie möglich reduzieren. Wenn wir die Wirtschaft nicht gefährden wollen, wenn wir Schulen und Kitas so lange wie möglich offen halten wollen, dann müssen wir uns vor allem in unserer Freizeit einschränken. Die persönlichen Kontakte zu begrenzen ist eine der wenigen Stellschrauben, die wir haben, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Sport im Indoor-Bereich gehört leider auch dazu. Ich selbst habe früher leidenschaftlich Tennis gespielt und weiß, wie wichtig so ein Hobby ist als Ausgleich und für die eigene Fitness. Aber wenn wir uns und unsere Mitmenschen damit schützen können, dann halte ich eine Hallensport-Pause vorübergehend für angemessen. Ich stehe dazu im Austausch mit Vertretern der Sportverbände, und wir sind auf einem guten Weg, gemeinsam durch diese Krise zu kommen.

Bayern steht mit dieser Entscheidung übrigens nicht allein: Auch in anderen Bundesländern ist der Betrieb von Indoor-Sportstätten nicht erlaubt. So haben etwa Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin öffentliche und private Indoor-Sportanlagen für den Amateursport geschlossen. Sport im Freien unter Einhaltung der weiteren Schutzmaßnahmen bleibt aber möglich – und das unterstütze ich ausdrücklich, denn Sport und Bewegung sind gesund und wichtig für unser Immunsystem.

Der Kampf gegen Corona hat viel mit Sport gemein: Er erfordert Disziplin, Ausdauer und vor allem Teamgeist. Wenn wir uns diese Tugenden auf die Fahnen schreiben, dann können wir die Pandemie gemeinsam eindämmen.

NEIN

Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands

Auch mit ein paar Tagen Abstand bleiben wir bei unserer Einschätzung: Die Schließung der Indoor-Sportanlagen in Bayern war überflüssig. Seit Beginn der Pandemie haben wir den Weg der Vorsicht und Umsicht der bayerischen Staatsregierung mitgetragen, für den organisierten Sport in Bayern stand von Anfang an die Gesundheit unserer Sportlerinnen und Sportler an oberster Stelle. Auch unsere Sportvereine und Sportfachverbände haben dies verinnerlicht und über viele Wochen eindrucksvoll bewiesen, dass sie ihren Sportbetrieb auch bei hohen Inzidenzwerten mit vorbildlich ausgearbeiteten Hygienekonzepten verantwortungsvoll ausüben können.

Mit der Schließung der Indoor-Sportanlagen wird nun eine funktionierende Sportinfrastruktur zerstört und bereits auf niedriger Flamme ausgetreten. Mit dieser Maßnahme trifft man im Wesentlichen diejenigen Sportarten, die bis dahin in einem hohen Maß zur Gesunderhaltung von Kindern, Jugendlichen, Senioren und ganzen Familien beigetragen haben. Die Volksseele unserer Sportlerinnen und Sportler, Sportvereine und Sportfachverbände brodelt. Und das völlig zu Recht. Aus unserer Sicht ist der Sport kein Teil des Problems, sondern vielmehr ein Teil der Lösung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Denn obwohl der Sportbetrieb eingeschränkt möglich war, hat dies nicht nachweislich zum Infektionsgeschehen beigetragen.

Rückblickend war diese Maßnahme ein falsches Signal in dieser schwierigen Zeit. Gerade während dieser Pandemie entsteht Vertrauen nicht durch überhastete Entscheidungen ohne Rücksprache, sondern durch gute Kommunikation und eine gemeinsame Suche nach Lösungen. Umso wichtiger ist es nun, dass der Sport wieder die Möglichkeit bekommt, seinen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit der Menschen zu leisten – das ist das Selbstverständnis unserer Vereine. Unser Ziel ist, zum Sport zurückkehren und dieses zarte Pflänzchen wieder wachsen zu lassen. Hierfür stehen wir mit unseren Sportvereinen und Fachverbänden bereit.

Kommentare (10)

  1. Cathrin Delbrouck am 24.11.2020
    Sport ist mehr als nur Freizeit. Es ist Bildung von Körper, Geist und Persönlichkeit. Und Sport ist ein großer Wirtschaftszweig. Diese Branche rund um die Gesundheit der Menschen, auch präventiv, spielen gerade aktuell eine große Rolle. Unsere Strukturen rund um Sport, die Vereine, bieten kleine Strukturen und Abstand. Motivieren Menschen im Alltag in anderen Bereichen Abstand zu halten. Sport und Abstand erfordern Disziplin. Das kann die Sportfamilie. Die einzige Möglichkeit Sars Cov 2 in Schach zu halten ist Abstand. Im Sport geht es mit Konzept und Disziplin. Warum nutzen wir diese Chance nicht. Und auch die Branche rund um Sport darf nicht vergessen werden. Der BLSV hat recht. Ich wünschte mir da ein wenig mehr Weitsicht und Kreativität in den politischen Entscheidungen. Jeder Sportverband ist in der Lage für seinen Sport ein Konzept mit Abstand und Hygiene zu entwickeln. Die einen leichter und die anderen etwas anders kreativer...... aber möglich ist es für alle. Daher lasst, die Sportstätten Indoor und Outdoor wieder nutzen im Kampf gegen den Virus. ....oder wie sind die tatsächlichen Zahlen der Infektionen beim reinen Ausüben von Sport und Bewegung?
  2. Sigi am 24.11.2020
    Sport ist Gesund und stärkt die Abwehrkräfte.
    Sport ist ein Lebensgefühl und verhindert Depressionen.
    Sport ist ein Wirtschaftsfaktor und schafft direkt und indirekt Arbeitsplätze
    Sport und hier Tennis zu Zweit + evtl. Trainer in einer Tennishalle von űber 3.000 m³ Raumluft und 600 m² eine sichere Art Sport zu treiben.
    Es fndet bei Tennis kein direkter Kontakt statt.
    Mit Sicherheit muss man jede Sportart einzeln gewichten und auch in den einzelnen Sportstätten gibt es hier und da Unterschiede, (Bsp. Fitnessstudio) Fachwissen ist hier hilfreich. Verantwortung an den Betreiber, Verantwortung an Sportler übergeben.
  3. TomTennis4u am 20.11.2020
    Sehr geehrter Herr Klaus Holetschek,
    soeben ist mir eine Info bekannt geworden, dass Tennis als sicherste aller Tätigkeiten im Öffentlichen Raum bezeichnet. Ich bitte Sie entsprechend die Info aufzunehmen und zu berücksichtigen in weiteren politischen Entscheidungen. Die Information habe ich an Deutschen Tennisbund, Bayerischen Tennisverband, LV Niederrhein und Westfalen weitergegeben. Sowie einen Offenen Brief in Arbeit.
    mit sportlichen Grüßen
    Thomas Zeindl
    https://www.nytimes.com/interactive/2020/06/08/upshot/when-epidemiologists-will-do-everyday-things-coronavirus.html
    https://informationisbeautiful.net/visualizations/covid-19-coronavirus-infographic-datapack/?fbclid=IwAR2qyCCoey24ncnfROcK9PzVzhkmaTYkgqmlsLPVtFmi9rZf0nHWmThhXbQ#activities
    Post auf meiner Page IG Corona-Sport
    https://www.facebook.com/IG.Corona.Sport/posts/113612967235494

    mit sportlichen Grüßen aus dem Berchtesgadener Land
    Thomas Zeindl
  4. Wengenmeir am 20.11.2020
    Unabhängig von allen sportlichen und finanziellen Argumenten, die alle richtig sind, spielt offensichtlich keine Rolle dass bewährte Strukturen z. B. Integration im Sport und soziale Funktionen im Sportverein für tausende Kinder, Jugendliche und Senioren im Rahmen der Pandemie nicht einmal erwähnt werden.
    Der gesellschaftliche Kitt bröckelt !
    Je länger die Pandemie dauert umso mehr wird sich die Systemrelevanz des Breitensportes zeigen.
    Aber was nix kostet ist offensichtlich auch nix wert?
    Oder kennt ihr Politiker, die sich bei Millionen Breitensportlern für Ihr Verständnis und ihre Disziplin
    Wenigstens bedankt haben? Wir Sportler sind zu brav!
  5. Krissi am 20.11.2020
    Ich möchte bitte noch ergänzen, sehr geehrter Herr Staatssekretär, dass besonders das Argument: “einige andere Bundesländer gehen den gleichen Weg” erst recht nicht nachvollziehbar ist. Es kann schwer sein, dass eine dem Infektionsschutz dienende Maßnahme in anderen Teilen Deutschlands (wo Die Hallen offen sind) anders bewertet wird. In Hessen besteht dann in der Tennishalle keine Gefahr. Auch die Definition von Amateur- und Profisport wird überall anders ausgelegt.
  6. Krissi am 20.11.2020
    Indoor-Sport zu schließen verlagert nur größere Menschenmengen an andere Orte. Sport ist ein wesentlicher Faktor für ein stabiles Immunsystem. Den Menschen und vor allem den Kindern einfach alles zu nehmen, außer Arbeit und Lernen, kann nicht verstanden werden. Man kann beinahe jeden Indoorsport coronakonform gestalten, erfordert nur ein bisschen Kreativität und man kann den Jugendlichen und Kindern damit auch Möglichkeiten bieten, damit die schwere Zeit nicht bleibende Schäden verursacht. Nicht jeder wohnt in einem Haus mit Garten, möchte ich anmerken. Darüberhinaus gibt es bei der Schließung von bspw. Tennishallen nicht einmal ein einziges Argument, das in Richtung Infektionsschutz vertretbar wäre. Mehr Platz für zwei Personen gibt es selten. Der Sport lebt von der Distanz. Die Schließung somit kein Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie.
  7. rjg68 am 20.11.2020
    Die Entscheidung der Staatsregierung, Indoor-Sportstätten komplett zu schließen ist nicht nachvollziehbar. Gerade die Stagnation der Infektionszahlen (statt einer deutlichen Reduzierung) zeigt, dass offensichtlich die falschen Einrichtungen geschlossen wurden - gerade diejenigen, bei denen Kontakte aufgezeichnet und jederzeit nachvollziehbar sind. In Fitnessstudios kann durch automatische Checkin-Systeme sogar auf die Minute festgestellt werden, wer wann wie lange mit wem zusammen im Studio war. Die Hygienekonzepte wurden umgesetzt und auch von den Mitgliedern beachtet. Sogar die Anzahl gleichzeitig anwesender Personen kann über die Zutrittssysteme gesteuert werden.
    Nach der Schließung der Gastronomie und der Sportstätten haben sich die Kontakte auf den Einzelhandel verlagert.
    Sehr geehrter Herr Staatssekretär, fahren Sie doch beispielsweise am Freitag Abend mal zu IKEA - da sehen Sie, wie sich die Massen über die Gänge bewegen, ohne Kontrolle der Anzahl gleichzeitig anwesender Personen und ohne Kontaktnachverfolgungsmöglichkeit.
    Statt mit dem Holzhammer den gesamten Indoor-Sport zu verbieten, hätte man ja die Anzahl gleichzeitig anwesender Personen begrenzen und Kurse mit höheren Aerosol-Belastungen aussetzen können.
    Stattdessen hat man viele Menschen, die ihr Immunsystem mit Muskeltraining stärken möchten, die ihren Rücken- und Gelenkschmerzen entgegen wirken wollen, die nach einer Operation einen Muskelaufbau brauchen usw usw usw zur Untätigkeit verdammt.
    Der Verweis auf „Bewegung im Freien“ ist nicht zielführend. Ich erlaube mir, auf die sachlichen Informationen der Experten Allianz für Gesundheit e.V (www.Expertenallianz-Gesundheit.de) zu verweisen, die die Wichtigkeit von Muskeltraining für das Immunsystem erklärt.
  8. normaler Münchner am 20.11.2020
    Bei aller Verständnis zur Pandemiebekämpfung, aber das jetzt Hallensport geschlossen ist muss man nicht verstehen. Ein guter Weg nicht zu erkranken, ist sich fit zu halten und die wenigsten sind große Fans des joggens. Wenn ich mir ansehe das ich beim Tennis für 2 – 4 Spieler ein Spielfeld in Grundstücksgröße einer Doppelhaushälfte habe und dass bei 12 Meter Deckenhöhe UND einer Belüftungsanlage, andererseits aber auf öffentliche Verkehrsmittel blicke, kann ich da keinerlei Logik erkennen.
  9. SHOY am 20.11.2020
    Die Aussage des Herrn Holetscheck ist in keiner Weise nachvollziehbar. Jede Maßnahme muss geeignet und verhältnismäßig sein. Eine Infektionsgeschehen in einer Tennishalle anzunehmen, wenn dort zwei Personen spielen oder vier Personen eines Haushalts ist völlig abwegig. Dies angesichts voller Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Zügen. Und angesichts des Umstandes, dass ich mit der Person, mit der ich Tennis spielen würde, auch im Freien spielen oder mit dieser Person auch andere Sportarten betreiben dürfte, z.B. das Laufen.

    Offenbar vergisst der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, die ein Jurist ist, dass ein Großteil der Mitglieder in Tennisvereinen höheren Alters sind und dass es sich bei diesem Sport um die einzige körperliche Betätigung handelt, die Sie noch für ihre Fitness ausüben können. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steht in keinem Verhältnis zu den Gesundheitsrisiken aufgrund des körperlichen Abbaus durch die durch Zwang verordnete Untätigkeit. Diese Kurzsichtigkeit der Politik ist unerträglich und macht für mich als CSU Mitglied diese Partei derzeit zu einen nicht wählbaren Partei.
  10. TomTennis4u am 20.11.2020
    Sehr geehrter Staatssekretär, eine Kontaktbeschränkung ist ein sinnvolles Mittel - das versteht die Mehrheit der Bevölkerung. Und gerade unter den Tennisspielern wird dieser Akzeptanz-Anteil auch noch höher sein.
    .
    Entscheidungen sollten maßvoll sein und eine Lernkurve beinhalten. Als politischer Vertreter der Regierung und des Gesundheitsministeriums müssen Sie natürlich Entscheidungen mittragen. Und gerade, dass sie Tennis erwähnen befinde ich als fair und zeigt auch eine verständnisvolle Seite. Ich bin sehr aktiv in sozialen Medien (4.500 Kontakte und mindestens 10 aktive Pages). Gerade unter den Trainern, Anlagenbetreibern und manch Tennisspielern löst sich die Moral leider auf. Ich habe in den letzten 8 Jahren meines Facebooks-Engagement selten einen Kontakt auf Snooze für 30 Tage gestellt. Das hat sich eklatant geändert. Es war Vieles nicht mehr auszuhalten.
    .
    Schon im ersten Lockdown hat der Österreichische Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (GRÜNE) Tennis als sicherste Bewegungsform im Öffentlichen Raum genannt. Gerade Tennis als Distanzsportart erfüllt Kriterien, die zB beim Joggen gar nicht erfüllbar sind - denn dort begegnen sich keuchende Menschen. Aber auch in Österreich hat es auch vor dem harten Lockdown kein offenen Tennishallen gegeben - das muss man fair dazusagen
    .
    Ich bitte Sie - auch wenn Sie nur peripher in den Entscheidungsprozeß eingreifen können, dem guten Tennisspieler Markus Söder nahezulegen die vorangegangen Regelung wiederherzustellen. Wir wissen ja Beide, dass das Urteil zu den Fitnessstudios die idente Regelung für Indoorsport beinhaltet hätte, also auch die Öffnung nur für einen Haushalt.
    .
    mit sportlichen Grüßen
    Thomas Zeindl
    #allsportsmatter #tennisISsafe Tennis ist die sicherste #Distanzsportart
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    https://www.facebook.com/IG.Corona.Sport
    https://www.facebook.com/tomtennis4u
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