Politik

Fitnessstudio im Landtag. Es hat sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet. (Foto: dpa/Tobias Hase)

18.04.2019

Schwitzen im Landtagskeller

Gegen Bewegungsmangel und Stress: Wie sich der öffentliche Dienst um die Gesundheit seiner Mitarbeiter kümmert

Ob Rückengymnastik, Faszientraining oder Bio-Aktionswochen in der Kantine – Fitness im Job steht hoch im Kurs. Auch in den bayerischen Ministerien und im öffentlichen Dienst kommen die Beschäftigten zunehmend in Schwung. „Die Gesunderhaltung der Mitarbeiter wird ein immer bedeutenderes Thema“, sagt Ministerialrätin Friederike Engert, die im bayerischen Innenministerium für das Gesundheitsmanagement verantwortlich ist. Dort will man vor allem den Bereich Prävention noch weiter ausbauen.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass mehr Bewegung und Achtsamkeit beim Essen dringend nötig sind. In Bayern waren Muskel-Skelettbeschwerden nach einem DAK-Gesundheitsreport im Jahr 2017 häufigste Ursache für Krankmeldungen, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Auch die Fälle von Diabetes sind weiter angestiegen. Zu den Hauptursachen zählen Bewegungsmangel und Übergewicht.

Gegen schmerzhafte Verspannungen kann man im bayerischen Innenministerium ganz leicht etwas tun: Ohne sich vorher umziehen zu müssen, kann man dort während der Arbeitszeit etwa 30-minütige Rückenkurse besuchen. Bald soll das Angebot um Yoga erweitert werden. „Die Mitarbeiter zahlen einen kleinen Betrag und müssen nicht ausstempeln“, sagt Friederike Engert. Eine Regelung, die zum Bedauern mancher Mitarbeiter nicht in allen Ministerien gilt. Beliebt bei den Mitarbeitern des Innenministeriums sind auch Infoveranstaltungen etwa zum Thema Resilienz oder Pflege. „Außerdem planen wir, übertragbare Dauerkarten bei Münchner Bädern zu kaufen, die sich dann holen kann, wer abends nach der Arbeit schwimmen möchte“, so Engert.

In Sachen Aquafitness hat die Stadt München die Nase vorn: „Die von uns organisierten Schwimmkurse in den Schulschwimmbädern kommen außerordentlich gut an und sind innerhalb kürzester Zeit ausgebucht“, erklärt Sabine Can, die bei der Stadt für betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig ist. Für ihre rund 40 000 Beschäftigten in mehr als 800 Dienstgebäuden baut die Stadt ihre Präventionsangebote seit 2003 ständig aus. Ein Schwerpunkt: gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen.

Guten Anklang findet laut Sabine Can auch die Kooperation der Stadt mit dem Hallensport des FreizeitSports. „Seit 2015 können alle städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Saison zehn Tickets für das Hallensportprogramm kostenlos beziehen.“ Derzeit arbeitet das Gesundheitsmanagement an „zielgruppenspezifischen“ Angeboten, etwa speziell für Frauen, Männer und Führungskräfte.

Im Innenministerium gelten Rückenkurse als Arbeitszeit

Im bayerischen Umweltministerium steht den Mitarbeitern indes ein eigener Fitnessraum mit Kursangeboten offen. Die Auswahl reicht von Boxen über Tischtennis und Yoga bis hin zum Sportschießen, so ein Sprecher. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung gibt es außerdem subventionierte Kurse für den Rücken und die Gelenke, ebenso Cross-Fitness. Und wer sich verwöhnen lassen will, kann dies zweimal im Monat bei einer kostenpflichtigen Massage tun. Im Umweltministerium wird ein Teil der Fitnessstunde auf die Dienstzeit angerechnet.

Angebote gibt es allerorten. Mit Faszientraining, Qi Gong und Yoga halten sich im Gesundheitsministerium an den Standorten Nürnberg und München die Beschäftigten fit. Im Landesamt für Denkmalpflege lockt unter anderem die „bewegte Pause“, und in der Dienststelle Schloss Seehof bei Bamberg geht es zum Walken ins Freie.

Auch im Kultusministerium sind die Kurse von Rückenfit über Yoga und Pilates schnell ausgebucht. Dort trifft man sich außerdem beim Nordic Walking, in der Lauf- oder Fußballgruppe. Anklang finden auch die Nichtraucherseminare und Info-Vorträge rund um das Thema Gesundheit.

Für die Abgeordneten und Mitarbeiter im Landtag gibt es einen großen Fitnessraum samt Sauna im Keller. Dort kann jeder kostenlos die Muskeln trainieren. Und beim Zumba oder Yoga den Kopf freibekommen. Gisela Sengl, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, findet es gut, dass es diesen Wellness-Trakt gibt. Nachholbedarf sieht sie allerdings grundsätzlich beim Essensangebot. Den Antrag der Grünen, die bayerischen Staatskantinen zu biozertifzieren und den Anteil der Biolebensmittel dort auf 20 Prozent zu erhöhen, schmetterten CSU und Freie Wähler kürzlich im Landtag ab. „Am selben Nachmittag hat Ministerpräsident Söder verkündet, dass das Volksbegehren für den Artenschutz angenommen wird, und dass man zum Beispiel die staatlichen Kantinen umstellen müsse“, sagt Sengl. „Wir überlegen jetzt, ob wir den Antrag in abgeänderter Form noch einmal stellen, und dann auch gleich die Kantinen in den Kommunen und staatlich anerkannten Schulen mit einbeziehen.“ Das sei schließlich ein wichtiger Baustein, um bei der geforderten Bioquote des Artenschutzabkommens weiterzukommen.

„Gute, leichte Kost wäre auch für uns Politiker gut“, sagt Sengl, die sich im Landtag mehr gesunde Snacks zum Mitnehmen wünscht, „vielleicht mal Gemüseburger statt immer nur Kuchen und Leberkässemmel.“ In der Kantine im Landtag gibt es, wie auch in den Ministerien, täglich ein vegetarisches Gericht. Darüber hinaus ist die Kantine im Umweltministerium bereits biozertifiziert und nimmt regelmäßig an der Bio-Aktionswoche teil, die der Bund Naturschutz veranstaltet. Dabei machen auch einige städtische Kantinen mit. Um gesunde Ernährung schmackhaft zu machen, hat die Landeshauptstadt noch eine ganz besondere Idee: Sie bietet ihren Beschäftigten Kochkurse an.
(Lucia Glahn)

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