Politik

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat ein mögliches Datum für eine Lockerung der massiven Beschränkungen in der Corona-Krise angedeutet. (Foto: Matthias Balk/dpa)

26.03.2020

Shutdown-Ende nach Ostern?

Aiwanger: Mitte April muss völliger Stillstand überwunden sein

Die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie nehmen auch in Bayern zu. Fast 9000 Menschen wurden inzwischen positiv auf das Coronavirus getestet. Mehr als jedes dritte bayerische Unternehmen sieht sich laut einer Umfrage zum Personalabbau gezwungen, Bankfilialen schließen, der Sudetendeutsche Tag wird auf November verschoben, der Langstrecken-Triathlon in Roth muss ausfallen.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat trotzdem einen möglichen Zeitpunkt für eine Lockerung der umfassenden Beschränkungen für die Bürger angedeutet. Besonders mit Blick auf die Wirtschaft sagte Bayerns stellvertretender Ministerpräsident im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks: "Wir halten das natürlich nicht monatelang durch, sondern meine Einschätzung ist, irgendwann ab Mitte April müssen wir die Kurve gekratzt haben."

Derzeit seien vor allem Gastronomie und Hotellerie, aber auch global agierende Unternehmen aus Maschinenbau und Autoindustrie betroffen, sagte der Politiker der Freien Wähler am Mittwochabend im "BR-extra"-Interview. "Der Stillstand wäre nicht auf Dauer durchzuhalten, weil das die Wirtschaft so abwürgt, dass wir am Ende mehr Tote hätten, weil die Grundversorgung nicht mehr funktioniert."

8842 Menschen in Bayern wurden inzwischen positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet. Das teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen am Donnerstag mit. Zum Stand 10.00 Uhr waren 52 infizierte Patienten gestorben.

Die Krise könnte einen rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern zur Folge haben. Mehr als jedes dritte bayerische Unternehmen sieht sich zum Personalabbau gezwungen, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags unter 1200 Betrieben ergab. "Die Corona-Krise schlägt in einer Geschwindigkeit und einem Ausmaß auf die Wirtschaft durch, wie wir es noch nie gesehen haben", sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl in München. 82 Prozent der Betriebe rechnen demnach mit Umsatzrückgängen in diesem Jahr, mehr als die Hälfte davon fürchtet drastische Einbußen von mehr als einem Viertel.

82 Prozent der Betriebe rechnen mit Umsatzrückgängen 

Einschränkungen gibt es auch im Bankensektor: Die Hypovereinsbank schließt vorübergehend über 70 Prozent ihrer 337 Filialen für den Kundenverkehr. Die übrigen 30 Prozent sollen täglich oder im wöchentlichen Wechsel geöffnet bleiben, wie die Münchner Tochter der italienischen Großbank Unicredit mitteilte. "Kurzarbeit ist für uns kein Thema", teilte das Unternehmen mit.

Anders sieht es beim Maschinenbaukonzern Jungheinrich aus. Dort wird von Freitag an die Produktion im Werk im bayerischen Moosburg heruntergefahren. Grund seien Lieferengpässe in der Materialversorgung durch Zulieferer, teilte das Unternehmen mit. Ziel sei es, die Produktion nach Ostern wiederaufzunehmen. Die rund 1000 Mitarbeiter sind bis dahin in Kurzarbeit. Der Roboterhersteller Kuka wagt angesichts der Coronavirus-Krise keinen Ausblick auf die Geschäftsentwicklung 2020. Die Krise werde "deutliche Einbußen" hinterlassen. Im vergangenen Jahr hatte Kuka 3,19 Milliarden Euro umgesetzt.

Um die finanziellen Folgen der Krise abzuschwächen, können Bauernhöfe nun auch für Urlauberwohnungen und andere nichtlandwirtschaftliche Nebenbetriebe finanzielle Soforthilfe beantragen. Die Soforthilfen reichen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums von 5000 Euro bei fünf Beschäftigten bis zu 7500 Euro bei zehn Beschäftigten.

Die gerade in Bayern angelaufene Spargelsaison wird auch beeinträchtigt. In diesem Jahr sind die Landwirte nicht in erster Linie vom Wetter abhängig. Es fehlen Erntehelfer. Zudem seien die Bestellungen aus der Gastronomie weggebrochen, wie Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbandes Südbayern, sagt. Die Situation sei sehr schwierig. "Wir können die Spargelsaison ja nicht verschieben wie die (Fußball-)Bundesliga ihre Spiele."

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Deutschlands größter Agrarhändler Baywa sieht zumindest die Ernährungssicherheit in Deutschland nicht bedroht. "Die Logistik funktioniert im Großen und Ganzen", sagte Vorstandschef Klaus Josef Lutz. Auch international liefen die Warenströme, wenn auch etwas verlangsamt. Das Münchner Unternehmen ist international ein großer Händler für Getreide und Obst. (dpa)

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