Politik

Markus Söder und Angela Merkel im Mai bei einem Rundgang durch die Munich School of Robotics and Machine Intelligence der Technischen Universität München (TUM). (Foto: Sven Hoppe/dpa)

08.08.2019

Söders teure Vision

China und die USA sind bei der Digitalisierung das Maß aller Dinge. Auch wenn die finanziellen Mittel im Freistaat nicht ansatzweise vergleichbar sind, soll sich ab Herbst einiges ändern

Mit einem millionenschweren Förderprogramm für Forschung und Digitalisierung sowie einer großen Hochschulreform will Bayern um den technologischen Anschluss an die USA und China kämpfen. "Wir haben ein internationales Scouting durchgeführt, um zu erkunden, was im Rest der Welt bei den Themen künstliche Intelligenz und Robotik geplant wird. Das werden wir über den Sommer genau auswerten", sagte Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. Bis zum Herbst werde dann eines der modernsten und größten Programme für Forschung und Digitalisierung in Deutschland entwickelt.

"Im Mittelpunkt steht künstliche Intelligenz, Robotik, Raumfahrt, Cleantech und Quantencomputing auf der einen Seite - auf der anderen Seite wird aber auch eine weitreichende Hochschulreform dazukommen, weil wir die Effizienz und Internationalität unserer Hochschulen massiv stärken wollen", betonte Söder. Die Hochschulen in Bayern müssten dringend weiterentwickelt und durch strukturelle Veränderungen modernisiert werden.

"Die Exzellenzinitiative ist insofern ernüchternd, weil zwar die beiden Münchner Hochschulen wieder sensationell erfolgreich waren, aber keine weitere Hochschule es in diese Liga geschafft hat", sagte Söder. Zu den strukturellen Änderungen gehörten unter anderem effizientere Leitungsstrukturen, Professoren und Studenten als Start-up Unternehmer, Partnerbewerbungen bei Professuren, die intensive Zusammenarbeit einzelner Hochschulen und internationalere Vorlesungen in technischen Fächern.

"Dekade der Innovation"

Wie viel das den Freistaat am Ende kosten werde, müsse nun genau geprüft werden. "Wir überlegen, ob die bisherigen Mittel und die bestehenden Organisationsformen ausreichend effizient gestaltet waren", sagte Söder. Effizientere Strukturen und ein konzentrierter Mitteleinsatz versprächen einen größeren Erfolg als derzeit. "Es geht jetzt um eine Dekade der Innovation. Darum haben wir auch die Leitentscheidung getroffen, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung Priorität haben", betonte er. Bayern halte zwar an der Schuldentilgung fest, "aber die nächsten Jahre wird entschieden, ob Bayern und Deutschland technologisch Anschluss halten."

Für Söder ist der neue Forschungsschwerpunkt auch eine notwendige Antwort auf eine sich verändernde konjunkturelle Lage. "Als Bundesland können wir nur reagieren, indem wir unsere Infrastruktur stärken. Das heißt nicht nur Straßen bauen, sondern geistige Highways zu legen", sagte er. Er kritisierte zudem wiederholt, dass Deutschland viel zu wenig in die künstliche Intelligenz investiere. "Dabei hätten wir solche Chancen: künstliche Intelligenz in der Medizin oder der Automobilität bieten enorme Möglichkeiten für den Industriestandort Bayern. Wer jetzt den Trend verpasst, wird dauerhaft abgehängt."

Die Digitalisierungsstrategie der Staatsregierung sei in den vergangenen Jahren eher additiv gewesen - jetzt müsse sie kognitiv werden. "Wie bei einem Orchester stimmen wir die Instrumente besser aufeinander ab", sagte Söder. So entsteht ein neuer Sound. "Wir verzahnen besser, so dass die Dinge ineinandergreifen. Wir wollen das als internationales Signal setzen. Es soll die besten Forscher der Welt animieren, nach Bayern zu kommen."

Parallel dazu werden auch Zukunftsfonds für industrienahe Partnerschaften entwickelt, wie Söder sagte: "Wir forschen nicht nur im luftleeren Raum, sondern setzen auf intensiven Technologietransfer in mittelständische Industrie-Cluster: Ob Medizin, Automobilität oder Cleantech - überall sollen aus Innovation am Ende auch wettbewerbsfähige Produkte für den Mittelstand und damit Zukunftschancen entstehen."
(dpa)

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