Politik

Markus Söder: Wie erst meint er es mit seinen Dementi? (Foto: Paul Zinken/dpa)

10.02.2020

Söders Zwickmühle

Wird AKKs K-Frage zur Schicksalsfrage der CSU? Der Abschied auf Raten von CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer setzt die CSU schwer unter Druck. Was bedeutet das für Markus Söder?

Kommt jetzt die Stunde von Markus Söder? Obwohl der CSU-Chef seit Monaten gebetsmühlenartig erklärt, nicht Kanzlerkandidat werden zu wollen, wird sein Name auch an diesem Montag sofort wieder laut. Schon Minuten nach der Ankündigung von Annegret Kramp-Karrenbauer, nicht Kanzlerkandidatin werden und den CDU-Vorsitz abgeben zu wollen, ist Söder in sozialen Netzwerken wie in unionsinternen Debatten in aller Munde. Wer ihn aber kennt, weiß: Derzeit sprechen keine Gründe für einen Wechsel des Franken nach Berlin. In der Zwickmühle sitzt er jetzt aber trotzdem.

"Mein Platz ist in Bayern." Oder: "Ich glaube, dass die Deutschen die Bayern schon ganz gern mögen. Aber immer, wenn sie den Eindruck haben, ein Bayer will Kanzler werden, entsteht die Sorge, künftig aus dem Hofbräuhaus regiert zu werden." Die Dementi von Markus Söder sind seit Monaten mal kurz und knapp, mal kreativ. Alle eint aber ein Problem: So richtig scheint ihm das keiner zu glauben. Denn immerhin wird dem 53-Jährigen ein überdurchschnittlich ausgeprägter politischer Ehrgeiz nachgesagt. Und zumindest aus nicht-bayerischer Sicht ist damit klar, dass dieser erst als Kanzler gestillt wäre.

Tatsache ist jedoch, dass es im Moment völlig ausgeschlossen scheint, dass sich an Söders Karriereplänen etwas ändert - im Gegenteil: In dem schlechten Zustand, in dem sich die CDU spätestens seit dem Desaster in Thüringen befindet, wäre eine Kanzlerkandidatur für Söder noch ungleich riskanter als sonst schon. Und warum sollte er seine mächtige Stellung als CSU-Vorsitzender, bayerischer Ministerpräsident und im Berliner Koalitionsausschuss aufs Spiel setzen für eine Kandidatur, die ihm am Ende eine Pleite bescheren könnte?

Ehrliche Offerten oder vergiftete Angebote?

So laut die Rufe nach Söder zwischenzeitlich auch aus der CDU waren, in München werden sie nicht nur als ehrliche Offerten gelesen, sondern durchaus auch als vergiftete Angebote. Der CDU fehle einfach ein eigener starker Kandidat und die eigene Überzeugung, bei der nächsten Bundestagswahl erfolgreich zu sein, heißt es in München. Last but not least dürfte für Söder auch aus familiären Gründen der Weg nach Berlin ausgeschlossen sein: Schon als ihn 2016 der damalige CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin "versetzen" wollte, winkte der vierfache Vater Söder ab und verwies auf seine Pflichten in Nürnberg.

So gut Söder die Zukunft vorausplant, Kramp-Karrenbauers Karriere-Notbremse erreichte ihn am Montagmorgen unerwartet per Telefon. Ob er daraufhin versucht hat, sie noch einmal umzustimmen, ist nicht überliefert. Für Söder ist es aber in jedem Fall eine Entwicklung, die ihm - wie er twittert - "leid tut". Zum einen verbindet Söder und die Saarländerin seit der Unionskrise 2018 eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zum anderen genießt der CSU-Vorsitzende an Kramp-Karrenbauers Seite bislang viele Freiheiten.

Fakt ist nun: Söder und die CSU stecken mittendrin in der Krise der CDU. Die Sorgen vor einer Bundestagswahlpleite haben durch das Thüringer Debakel bei der Ministerpräsidentenwahl in der CSU weiter zugenommen. Die Grünen und die AfD bedrohen zusehends die Macht der Union. Bei der Klärung der Kandidatenfrage wird Söder deshalb ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Denn am Ende geht es bei der Bundestagswahl auch um das politische Schicksal der CSU und Söders - die Sorge, dass die Grünen die Wahl gewinnen könnten, ist groß. Und dann wären die politischen Folgen auch für Bayern noch unabsehbarer.
(Chrisoph Trost und Marco Hadem, dpa)

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