JA
Lisa Kainz, Fachreferentin und Agrarwissenschaftlerin bei PETA Deutschland
Wir begrüßen eine fleischlose Kita- und Schulverpflegung und halten diese für einen ersten wichtigen Schritt hin zu einer zukunftsfähigen, klimaschonenden und tierfreundlichen Ernährung. Es schadet dem Wohl unserer Kinder, weiterhin auf klimaschädliche Produkte wie Fleisch, Milch und Eier zu setzen. Denn die Tierwirtschaft und der damit verbundene Konsum tierischer Produkte ist eine der Hauptursachen für die Klimakatastrophe und die Umweltzerstörung: Global betrachtet verursacht die Tierwirtschaft mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehrssektor und verbraucht weitaus mehr Ressourcen als die Produktion von veganen Nahrungsmitteln.
Noch dazu bergen Produkte tierischen Ursprungs immer auch Risiken für die menschliche Gesundheit, denn Tiermärkte, Ställe und Schlachthäuser sind regelrechte Brutstätten für potenziell tödliche Keime. Mit einer veganen Ernährung können wir also nicht nur einen entscheidenden Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten, sondern reduzieren auch das Risiko neuer Pandemien und Antibiotikaresistenzen.
Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und unseren Nachwuchs mit einer nachhaltigen, klimafreundlichen, pflanzlichen Ernährung vertraut machen. Kitas und Schulen sind perfekte Orte für junge Menschen, um pflanzliche Gerichte kennenzulernen und auszuprobieren. Tiere als fühlende und leidensfähige Mitgeschöpfe zu begreifen, ist für Kinder zudem ein wichtiger Schritt, um sich zu empathischen Mitmenschen zu entwickeln. Allein in Deutschland werden jedes Jahr knapp 800 Millionen fühlende Landlebewesen für die Ernährungsindustrie getötet. Hinzu kommen unzählige Wassertiere.
In jeder Haltungsform, auch in Biobetrieben, werden Tierkinder ihren Familien entrissen, sie werden gequält und ausgebeutet, obwohl wir uns rein pflanzlich ernähren können – gesund, lecker und klimaschonend.
Wir fordern deshalb die Einführung eines rein pflanzlichen, also veganen, Angebots in Bayerns (Deutschlands) Kita- und Schulmensen.
NEIN
Christine Singer, Landesbäuerin und Vorsitzende der Landfrauengruppe des Bayerischen Bauernverbandes
Eines vorweg: Ich bin nicht gegen vegetarisches Kita- beziehungsweise Schulessen. Worum es mir geht, ist eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung für unsere Kinder. Und dazu gehören für mich pflanzliche Lebensmittel, aber eben auch tierische. Eine kritische Diskussion über das Fleischessen ist das eine. Doch auch in einem aufgeheizten Umfeld dürfen die Ernährungsbedürfnisse der Kinder nicht unter die Räder kommen.
Denn auch wenn sich der gesellschaftliche und mediale Blick auf tierische Lebensmittel ändert, haben sich die Bedürfnisse der Kinder nicht verändert. Und genau deshalb liegt mir sehr, sehr viel an der Ausgewogenheit und an der Wahlfreiheit in der Gemeinschaftsverpflegung. Und in Kitas und Schulen ist das aus ernährungsphysiologischen Gründen besonders wichtig. Denn den Empfehlungen aller Fachgesellschaften im Ernährungsbereich zufolge war und ist eine ausgewogene Mischkost, die sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte – und dazu zählt auch Fleisch in Maßen – enthält, entscheidend für das gesunde Aufwachsen von Kindern. Wichtig bei den Speiseplänen in Kitas und Schulen ist, dass Kinder gesund und abwechslungsreich ernährt werden. Dass mit einem hohen Anteil von frischen, regionalen und saisonalen Naturprodukten gekocht wird. Und dass bei Kindern so gute, gesunde Ernährungsgewohnheiten entstehen.
Der Wert der Lebensmittel, die wir im eigenen Land erzeugen, hat für mich einen hohen Stellenwert, der sich auch in der Ernährungsbildung widerspiegeln sollte. Wir in Bayern sind in der glücklichen Lage, alle diese für eine ausgewogene Ernährung nötigen Lebensmittel in ausreichender Menge und in höchster Qualität zu erzeugen. Und selbst eine vegetarische Ernährung mit Milch, Milchprodukten und Eiern kann nur dann nachhaltig sein, wenn die Tiere, die diese Produkte produzieren, auch gegessen werden. Auch dieser Kreislaufgedanke darf nicht außer Acht gelassen werden. Alles andere wäre Lebensmittelverschwendung auf höchstem Niveau, und davon haben wir in Deutschland ja leider schon viel zu viel.
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!