Politik

Die Bundesregierung beobachtet viele dezentrale Cyber-Aktivitäten von Aktivisten gegen einzelne Ziele in Deutschland. (Foto: dpa/Nicolas Armer)

25.03.2022

Sorge vor russischen Rache-Hackerangriffen

Vor allem kritische Infrastrukturen stehen im Fokus – Bayerns Digitalministerin Gerlach (CSU) fordert Cyber-Gegenschläge

Viele Menschen, die eine Webseite besitzen, wurden dieser Tage darüber informiert, dass der Virenschutz des russischen Anbieters Kaspersky durch eine andere Software ersetzt wurde. Was die meisten User schnell weggeklickt haben dürften, ist eine direkte Folge von Putins Krieg gegen die Ukraine. Denn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt, dass Kaspersky vom russischen Militär oder Nachrichtendienst dazu gezwungen werden könnte, die Systeme seiner Kundschaft anzugreifen oder auszuspähen. 

Fachleute befürchten zudem russische Rache-Hacks auf kritische Infrastrukturen (Kritis) wie Verkehr, Energieversorger und Krankenhäuser als Teil der Kriegsführung. Der US-Geheimdienst warnt bereits vor einem möglichen Großangriff. Das Bundesinnenministerium spricht von einer „erhöhten Gefährdungslage“. Eine Kampagne gebe es zwar noch nicht. „Wir sehen aber vielfältige Formen des Hacktivismus, also dezentrale Cyber-Aktivitäten von Aktivisten gegen einzelne Ziele“, erklärt eine Sprecherin von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) der Staatszeitung

Angesichts der Bedrohung hat sich Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) für sogenannte Hackbacks, also digitale Gegenschläge, nach einem Cyberangriff ausgesprochen. Auch fordert sie die Ampel-Koalition auf, einen Teil der 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr in die Cyberabwehr zu investieren.

In Berlin kommen die bayerischen Vorschläge nicht gut an. Digitalisierung scheine immer noch nicht Gerlachs „Spezialbereich“ zu sein, ätzt der digitalpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Manuel Höferlin. Es könne nie mit absoluter Sicherheit gesagt werden, woher ein Cyberangriff komme. Der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz (Grüne) hält einen Hackback gar für verfassungsrechtlich nicht umsetzbar und warnt vor einer „digitalen Rüstungsspirale“. Auch die Forderung, die 100 Milliarden Euro umzuschichten, lehnt die Ampel-Regierung ab. Das Internet habe keine Grenzen, insofern sei auch nicht die Bundeswehr für die Verteidigung zuständig. 

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz hat bisher noch keine erhöhte Zahl von Cyberangriffen auf den Freistaat registriert. Angesichts der aktuellen Situation werde aber Unternehmen, Forschungseinrichtungen und kritischen Infrastrukturen „nachdrücklich“ empfohlen, die IT-Infrastruktur zu verstärken, regelmäßige Back-ups durchzuführen und sich beraten zu lassen. 

Privatpersonen rät Stefan Brunthaler von der Münchner Bundeswehruniversität, in der aktuellen Situation nicht nur beim Virenschutz, sondern generell beim Kauf von Software auf die Herkunft zu achten. Vieles stammt aus Russland oder China. „Der chinesische Konzern Tencent hat zum Beispiel viele Computerspiele erworben und könnte daher, zumindest theoretisch, Einfluss auf viele Computersysteme nehmen“, erklärt er.

Generell lägen wichtige Teile von Software, Hardware und Diensten, die wir täglich verwenden, außerhalb der europäischen Einflusssphäre. Bis zur digitalen Souveränität und damit mehr Sicherheit ist es also noch ein weiter Weg. (David Lohmann)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Braucht es mehr Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.