Kommunales

Am 15. März werden in Bayern unter anderem die Rathauschefs gewählt. (Foto: Tobias Hase, dpa)

16.09.2019

Spannend wie selten

Kommunalwahlen 2020: In einigen bayerischen Großstädten verzichten beliebte Rathauschefs auf einen erneute Kandidatur

Die Kommunalwahlen am 15. März 2020 sind auch in einigen bayerischen Großstädten so spannend wie selten. Zum Beispiel in Nürnberg und Augsburg, wo erfahrene und beliebte Rathauschefs auf eine neuerliche Kandidatur verzichten. Einige Städte im Überblick:

MÜNCHEN:
Eigentlich müsste Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für eine weitere Amtszeit gesetzt sein. Die große Frage ist aber, ob ihm das historische SPD-Tief in Bayern einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Die Sozialdemokraten verweisen hoffnungsvoll darauf, dass eine OB-Wahl immer zuallererst eine Persönlichkeitswahl sei - deshalb müsse sich Reiter, der in der Bevölkerung durchaus beliebt und angesehen ist, keine Sorgen machen. CSU und Grüne setzen dagegen darauf, dass die grundsätzliche politische Stimmung ihren jeweiligen Kandidatinnen Zugewinne beschwert und vielleicht sogar Chancen auf den OB-Sessel eröffnet. Die CSU schickt die Kommunalreferentin Kristina Frank ins Rennen, die Grünen haben ihre Fraktionsvorsitzende Katrin Habenschaden nominiert. Spannend wird auch die Frage, wie die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat künftig aussehen - 2014 hatte die CSU hier vor der SPD und, nochmals merklich dahinter, den Grünen gelegen. Das könnte nach den nächsten Wahlen ganz anders aussehen.

NÜRNBERG:
Nach dem überraschenden Rückzug des seit 2002 amtierenden SPD-Oberbürgermeisters Ulrich Maly rechnen sich in Nürnberg auch CSU und Grüne Chancen auf den Chefposten im Rathaus aus. Denn der beliebte Maly, der als kommunaler Fachmann in den vergangenen Jahren auch eine wichtige Stimme der bayerischen Sozialdemokraten insgesamt war, hinterlässt seinem Nachfolgekandidaten Thorsten Brehm ein fast übermächtiges Erbe. Von dem bisher kaum bekannten Brehm wird nun erwartet, dass er die große Koalition im Stadtrat zugunsten eines rot-grünen Bündnisses ablösen würde, wenn sich eine entsprechende Mehrheit ergäbe. Die CSU schickt mit Stadtratsfraktionschef Marcus König (38) und Kulturreferentin Julia Lehner (65) ein Duo in den Wahlkampf. Die Grünen wollen mit der hochschulpolitischen Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Verena Osgyan, den OB-Sessel erobern.

AUGSBURG:
In Augsburg regieren seit der Wahl 2014 die drei größten Parteien in einer gemeinsamen Koalition. CSU-Oberbürgermeister Kurt Gribl schmiedete nicht nur ein Bündnis mit der SPD, er nahm auch die Grünen noch dazu, obwohl er deren Stimmen nicht gebraucht hätte. Die schwarz-rot-grüne Koalition verfügt im Stadtrat über 48 von 60 Sitzen. Spannend wird der Urnengang 2020, weil der beliebte OB Gribl nicht mehr antritt. Die Kandidaten der drei aktuellen Koalitionäre gelten nun auch als Favoriten auf seine Nachfolge: Die CSU hat Bürgermeisterin Eva Weber aufgestellt, die Sozialdemokraten schicken Ordnungsreferent Dirk Wurm ins Rennen, und für die Grünen tritt Fraktionschefin Martina Wild in Bayerns drittgrößter Stadt an.

REGENSBURG:
Sechs Kandidaten gehen in Regensburg ins Rennen um den Posten als Rathaus-Chef. Darunter der suspendierte Amtsinhaber Joachim Wolbergs. Er kam 2014 für die SPD mit gut 70 Prozent der Stimmen in einer Stichwahl ins Amt. Die Annahme von Spenden eines Bauunternehmers für den Wahlkampf brachte ihn ins Visier der Staatsanwaltschaft und vor Gericht. Seit zweieinhalb Jahren ist er deswegen suspendiert. 2020 tritt er für den von ihm mitbegründeten Wahlverein Brücke an. Seine Ex-Partei, die SPD, schickt Gertrud Maltz-Schwarzfischer ins Rennen. Sie ist Zweite Bürgermeisterin und führt zurzeit die Amtsgeschäfte. Für die CSU tritt die Bundestagsabgeordnete Astrid Freudenstein an, für die Grünen Stefan Christoph, und für die FDP wirbt Horst Meierhofer um Stimmen. Christian Janele ist Kandidat der Christlich-Sozialen Bürger (CSB).

LANDSHUT:
In Landshut regiert der FDP-Politiker Alexander Putz. Er tritt 2020 zur Wiederwahl an. Gegen ihn ins Rennen gehen für die CSU Thomas Haslinger, für die Grünen deren bisherige Landeschefin Sigi Hagl, für die SPD Patricia Steinberger sowie für die Landshuter Mitte (LM) Tilmann von Kuepach. Erstmals hat in Landshut auch die ÖDP mit Stefan Müller-Kroehling einen Kandidaten nominiert. Somit kämpfen sechs Interessenten um den Einzug ins Landshuter Rathaus-Chefzimmer.

BAMBERG:
Aktuell ist in Bamberg Andreas Starke (SPD) Oberbürgermeister, er hat das Amt seit 2006 inne. Starke will für eine dritte Amtszeit kandidieren, seine offizielle Nominierung findet voraussichtlich Ende Oktober statt. Außerdem kandidiert Christian Lange (CSU), der mit mehr als 90 Prozent von seiner Partei aufgestellt wurde. Für die Grünen hat sich der 31-jährige Jonas Glüsenkamp aufstellen lassen. Er ist in Bamberg durch die Gründung der "Initiative Radentscheid" und die "Initiative für den Hauptsmoorwald" bekannt, saß aber noch nicht im Stadtrat. Im Herbst will außerdem die Linke Liste eine/n Kandidat/in aufstellen.

WÜRZBURG:
Die unterfränkische Stadt weist eine Besonderheit auf: OB Christian Schuchardt ist der einzige CDU-Bürgermeister in Bayern. Schuchardt stammt aus Hessen und trat dort in die CDU ein. Der 50-jährige OB kandidiert nun erneut. Seine Chancen dürften nicht schlecht stehen - eigentlich. Der OB wird von vielen Bürgern und Kollegen geschätzt. Würzburg ist aber auch eine Hochschulstadt mit vielen jungen Leuten und hat sich in jüngster Zeit offenbar zu einer Hochburg der Grünen entwickelt. Bei der Landtagswahl 2018 ging das Direktmandat an den Grünen-Politiker Patrick Friedl. Auch bei der Europawahl im Mai konnten die Grünen etwas mehr Wähler für sich gewinnen als die CSU. Daher scheint auch die Möglichkeit eines künftigen Grünen-OBs realistisch. Die Grünen würden gerne den 44-jährigen Martin Heilig als Stadtoberhaupt sehen. Die SPD schickt die bisherige Europaabgeordnete Kerstin Westphal ins Rennen.
(dpa)

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