Am Ende half auch ihr Parteipromi-Status nichts. Mit zwei Wahlschlappen hat die bayerische SPD am Samstag bei ihrem Nürnberger Listenparteitag der Juso-Bundesvorsitzenden Johanna Uekermann eine kräftige Watschen verpasst - und damit ihre rasante Politkarriere erst mal ausgebremst. Uekermann steht seit Dezember 2013 an der Spitze der SPD-Nachwuchsorganisation.
Nun ist ihre Hoffnung auf ein Bundestagsmandat nahezu auf den Nullpunkt gesunken. Mit Platz 26 auf der SPD-Landesliste rangiert die Niederbayerin, sollte die Landes-SPD ein ähnlich schlechtes Ergebnis einfahren wie 2013, allenfalls auf einem Nachrückerplatz.
Uekermann schwankte anschließend zwischen Wut und Enttäuschung: "Das ist eine vertane Chance der Bayern-SPD", sagte sie. "Das ist eine klare Ansage, dass nicht zählt, was man kann oder wofür man steht, sondern alles dem Regionalproporz untergeordnet wird." Jetzt brauche sie erst mal Zeit, nachzudenken, wie es mit ihrem Engagement bei der Bayern-SPD weitergehe.
Was die studierte Politologin wohl besonders hart traf: Nachdem sie schon gegen die im Allgäu beliebte Kemptenerin Katharina Schrader eine Kampfabstimmung um den aussichtsreichen Listenplatz 22 verlor, zog sie kurz darauf selbst gegen die überregional weitgehend unbekannte Bürgermeisterin der unterfränkischen Gemeinde Kleinrinderfeld, Eva Maria Linsenbreder, den Kürzeren.
Uekermann: "Fatales Signal"
Später legte Uekermann in einer Erklärung nach: "Die Bayern-SPD hat mit der heutigen Entscheidung ein fatales Signal gesetzt. Sie hat demonstriert, dass es ihr nicht um inhaltliches Profil geht, nicht darum, mit bundesweit bekannten Persönlichkeiten anzutreten und auch nicht darum, die Jusos als Vertreter der Jugend in der SPD auf der Liste zu repräsentieren."
Tatsächlich offenbart der "Fall Uekermann" einmal mehr Macht und Einfluss der Bezirksvorsitzenden bei den Sozialdemokraten im Freistaat. Die legten vor allem auf eine ausreichende Präsenz ihrer Region auf der Landesliste und damit später auch im Bundestag Wert.
Dabei scheuten die Provinzfürsten auch nicht vor einem Konflikt mit dem Landesvorstand zurück. Der hätte nämlich Uekermann gerne auf dem aussichtsreichen Platz 22 gesehen, die Rechnung aber nicht mit den SPD-Bezirken gemacht. Die wollten dort lieber die Allgäuerin Schrader wissen, die sie dann auch durchsetzten.
Ungestüme Vorgehensweise
Einige SPD-Delegierte machen dagegen eher Uekermanns ungestüme Vorgehensweise auf dem Parteitag für ihr Scheitern verantwortlich: "Nach Nürnberg zu kommen und mit einer Kampfabstimmung um Platz 4 zu drohen, wenn man ihr nicht den Platz 22 zusichert - das haben einige Delegierte als Erpressung empfunden", schildert ein Insider die Stimmung unter den Genossen.
Ein anderer Delegierter macht klar: Jüngere aufstrebende Genossen hätten es bei der Bayern-SPD

derzeit eben schwer. Abgesehen davon, dass diese wegen ihres schwachen Abschneidens 2013 mit 22 Bundestagsabgeordneten kaum noch Karriere-Sprungbrett sein könne, habe sie ihr Bundestagspersonal bereits 2013 kräftig verjüngt.
Wie auch immer: Uekermann, die bereits mit 14 Jahren der SPD beitrat und heute von manchen Sozialdemokraten als große Hoffnungsträgerin gehandelt wird, droht damit bereits zum zweiten Mal der Sprung in den Bundestag zu misslingen. 2013 kam die ambitionierte Jungpolitikerin als Direktkandidatin in ihrer niederbayerischen Heimat lediglich auf 17,6 Prozent der Erststimmen. Um über die Landesliste in den Bundestag einzuziehen, reichte ihr damaliger Platz 38 nicht.
Der Vorsitzende der Bayern-SPD, Florian Pronold, wird die bayerischen Sozialdemokraten im Bundestagswahlkampf anführen. Mit großer Mehrheit wählten die Delegierten den 43 Jahre alten niederbayerischen Politiker zum Spitzenkandidaten. Für den parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbauministerium votierten 89,3 Prozent der 141 Delegierten.
Auf Platz zwei der Landesliste rangiert die Bayreutherin Anette Kramme, sie erhielt 84,9 Prozent der Delegiertenstimmen. Ihr folgt der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Martin Burkert, der mit 94,2 Prozent eines der besten Wahlergebnisse erzielte. (
Klaus Tscharnke, dpa)
Foto (dpa): Florian Pronold führt die bayerischen Sozialdemokraten im Bundestagswahlkamp an.
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