Politik

ChatGPT boomt – und verschlingt gewaltige Rechnerleistungen. (Foto: Picture alliance/ZUMAPRESS, David Tramontan)

01.08.2025

KI-Boom: Trump klotzt, Deutschland kleckert - Bayern braucht mehr Rechenzentren

Wenn Bayern im KI-Rennen mithalten will, braucht es weitere Milliardeninvestitionen und günstigeren Strom

Donald Trump liebt Übertreibungen. Ob es um ihm genehme Politiker geht, US-Duschköpfe, Autos oder sonst was – großartig oder anderweitig super ist beim US-Präsidenten so ziemlich alles, sogar mancher Diktator. Es sind also Zweifel angebracht, wenn er die eigenen KI-Pläne als „großartigstes KI-Infrastrukturprojekt der Geschichte“ feiert. Doch im Bereich künstliche Intelligenz greift Washington unter dem Namen „Stargate“ tatsächlich tief in die Staatskasse: Eine halbe Billion US-Dollar sollen bis 2029 in die Technologie fließen, welche die Welt noch stärker revolutionieren könnte als Buchdruck und Dampfmaschine.

Trump will vor allem „kolossale Datenzentren“ hochziehen. So hofft er, den Vorsprung der Amerikaner im KI-Rennen vor China und Europa weiter zu vergrößern. Und was macht Deutschland? Bereits heute ist die Bundesrepublik im weltweiten Bauboom neuer Rechenzentren deutlich zurückgefallen. Zuletzt befand sich kein einziger deutscher Standort unter den 20 Regionen mit den größten Rechenkapazitäten. Im vergangenen Jahr war immerhin noch Frankfurt in dem Ranking vertreten – jedoch kein bayerischer Standort. Ein Problem angesichts der für KI-Anwendungen wie ChatGPT und KI-Forschung immer größer werdenden notwendigen Rechenleistungen.

Immense Versorgungslücke

Die Beratungsagentur Deloitte warnt in einer Studie vor einer immensen Versorgungslücke. „Deutschland muss seine KI-Infrastruktur und Rechenzentren massiv ausbauen, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und nationale Souveränität zu sichern“, heißt es darin. Es müssten bis 2030 bis zu 60 Milliarden Euro investiert werden. Der Studie zufolge soll sich der Bedarf an KI-fähiger Rechenzentrumsleistung bis 2030 verdreifachen. Klar ist: Sich auf die USA oder Diktaturen wie China zu verlassen, ist im Bereich kritischer Infrastruktur hochgefährlich.

Doch Gegensteuern ist nicht leicht. Fachleute sehen neben dem hohen Investitionsbedarf auch die Stromversorgung als Problem. „Unternehmen siedeln ihre Rechenzentren da an, wo der Strom günstig ist“, sagt Benjamin Adjei, Digitalexperte der Landtags-Grünen. In den USA etwa investiert Google in Mega-Rechenzentren, die ihren Strom direkt aus riesigen Wind- und Solarparks beziehen. In Deutschland seien Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gegenüber Bayern im Vorteil, so Adjei. Er fordert verstärkte Anstrengungen des Freistaats.

Netzausbau beschleunigen

Eine Sprecherin des FW-geführten bayerischen Wirtschaftsministeriums sagt, das Ministerium setze sich für einen beschleunigten Netzausbau ein. Der Freistaat habe die Bezirksregierungen als Genehmigungsbehörden für den Stromnetzausbau zuletzt „personell signifikant verstärkt“. Auch befinde man sich „im engen Austausch mit den Marktakteuren der Rechenzentren-Branche“. Die Staatsregierung befürworte den Abbau regulatorischer Hürden.

Abgesehen von den Defiziten bei den Rechenzentren ist Deutschland und insbesondere Bayern im Bereich KI relativ gut aufgestellt. In einer Stanford-Studie belegt Deutschland dank signifikanter Forschung Platz acht – hinter den USA, China und Frankreich, jedoch vor Südkorea. Im Freistaat sitzen diverse vielversprechende KI-Firmen wie die Helsing GmbH in München, die im Bereich Rüstung entwickelt.

Mit der Hightech Agenda Bayern fördert der Freistaat Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im KI-Bereich. Die Innovationsoffensive hat ein Volumen von gut 5,5 Milliarden Euro. Bayern schuf dafür mehrere Dutzend KI-Professuren. Die Anstrengungen zeigen Wirkung: ChatGPT-Entwickler OpenAI hat sein erstes Büro in München eröffnet. Bei der Eröffnung sprach sich Ministerpräsident Markus Söder gegen eine zu starke KI-Regulierung aus. „Freiheit des Geistes, die sollte an erster Stelle stehen“, so der CSU-Politiker.
(Tobias Lill)

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