Politik

27.03.2023

Verkehrsstreik: Das große Chaos auf der Straße bleibt aus

Ein Warnstreik im Verkehrssektor hat am Montag weite Teile des Nah- und Fernverkehrs im Freistaat zum Stillstand gebracht. Zumindest auf den Straßen blieb das ganz große Chaos aber aus – wohl auch dank Homeoffice

Der großangelegte Warnstreik mehrerer Gewerkschaften hat am Montag den öffentlichen Verkehr in Bayern in großen Teilen lahmgelegt. Viele Busse, Trams, U- und S-Bahnen, Regional- und Fernzüge und die meisten Flugzeuge blieben stehen. "Es läuft nichts", sagte der stellvertretende Landesbezirksleiter von Verdi, Sinan Öztürk, am späten Montagvormittag. Die Beteiligung am Warnstreik sei sehr hoch.

Wer zur Arbeit wollte, musste am Montag also auf Auto, Fahrrad, Roller oder ähnliches umsteigen. Die Auswirkungen auf den Straßenverkehr hielten sich ersten Erkenntnissen zufolge aber in Grenzen. Der ADAC beobachtete am frühen Morgen zwar mehr kleine Staus auf den Autobahnen, im Verlauf des Vormittags beruhigte sich die Lage aber deutlich. Die Menschen hätten sich offenbar auf den Warnstreik eingestellt, sagte eine ADAC-Sprecherin: "Wer kann, ist im Homeoffice geblieben."

Der Verkehrsdatenspezialist TomTom stellte für München und Nürnberg zwar einen deutlichen Anstieg bei der durchschnittlichen Fahrzeiten und der Zahl der Staus im Stadtgebiet fest. In beiden Städten war allerdings noch schlechtes Wetter zum Warnstreik hinzugekommen.
Verdi hatte zusammen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. In Bayern waren der Bahnverkehr, Flughäfen, Nahverkehr, Wasserstraßen und Autobahnmeistereien betroffen.

Im kommunalen Nahverkehr waren unter anderem Mitarbeiter in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth, Fürth, Erlangen, Ingolstadt, Passau und Landshut zum Warnstreik aufgerufen. In München fielen U-Bahn und Tram aus, nur bei den Bussen fuhr laut Verkehrsgesellschaft MVG etwa die Hälfte der Fahrzeuge. Auch S-Bahn und Regionalzüge waren betroffen, die in den Bereich der EVG fallen. Der Fernverkehr der Bahn wurde eingestellt.

Die Münchner S-Bahn nahm zumindest auf der Stammstrecke schon zur Mittagszeit wieder einen ausgedünnten Pendelbetrieb auf. Mehrere Eisenbahnunternehmen kündigten am Nachmittag an, in Teilen des Freistaats wieder erste Regionalzüge fahren lassen zu wollen.

Auch Einzelhandel spürt den Streik

Der Warnstreik machte sich zuvor auch in den Innenstädten und beim Handel bemerkbar: Viele größere Häuser etwa in München arbeiteten nur mit einer Notbesetzung, sagte ein Sprecher des Handelsverbandes Bayern. In wenigen Fällen blieben Geschäfte sogar geschlossen. Vor allem in Großstädten und dort im Innenstadtbereich rechnete er mit deutlich weniger Käuferinnen und Käufern. Das deckt sich mit Daten des Anbieters Hystreet, der die Besucherfrequenzen in Einkaufsstraßen misst: Hier blieben die Zahlen in vielen bayerischen Shoppingmeilen am Montag teils deutlich hinter den für den Wochentag typischen Werten zurück.

An den Flughäfen München und Nürnberg fiel der normale Passagierverkehr aus. Bayernweit waren Zehntausende Passagiere betroffen. "Es sind keine Passagiere unterwegs", sagte eine Sprecherin der Flughafen München Verkehrsleitung. "Es startet und landet nichts. Es ist fast ein bisschen gespenstisch." Der Flughafen Memmingen blieb vom Streik dagegen verschont. Ebenso die am Nürnberger Flughafen stationierten Rettungsflieger.

Selbst die Justiz war betroffen: Der Wirecard-Prozess um die Milliarden-Pleite des Unternehmens konnte am Montag nur mit gut einstündiger Verspätung beginnen und musste frühzeitig enden.

Schülerinnen und Schüler konnten unter bestimmten Bedingungen dem Unterricht fern bleiben, wie Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bereits im Vorfeld gesagt hatte. "Für Schülerinnen und Schüler, die wegen ausfallender Busse und Bahnen nicht zur Schule kommen können und sonst keine Fahrtmöglichkeit haben, gibt es Sonderregelungen: Sie können am Montag zuhause bleiben."

Mit den Warnstreiks wollen Verdi und EVG den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifrunden erhöhen. Für den kommunalen Nahverkehr in Bayern werden die Gespräche am Donnerstag fortgesetzt. Er ist nicht Teil der seit Montag laufenden Verhandlungen für den öffentlichen Dienst. (Christof Rührmair, Angelika Resenhoeft und Frederick Mersi, dpa)

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