Alle wollen plötzlich Wärmepumpen. Im Neubau sind sie längst Standard, vorgeschrieben sind sie aber nicht. Doch die allermeisten Häuser, die in Deutschland stehen, sind alt und wurden vor 1978 gebaut – ohne Wärmepumpe.
Doch wie genau funktioniert eigentlich so ein Teil? Es macht sich Wärme aus der Umwelt zunutze. Je nach Bauart entzieht die Pumpe entweder der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser die Wärme. Diese Wärme trifft in der Pumpe auf ein Kältemittel, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft. Ein Verdichter erhöht den Druck und somit auch die Temperatur dieses Dampfes, wodurch die Wärme dann in das Heizsystem des Gebäudes strömt.
Um diese Wärme der Umgebung zu entziehen und sie nutzen zu können, wird Strom benötigt. So sind für die Erzeugung einer Kilowattstunde (kWh) Wärme rund 75 Prozent Umgebungswärme und 25 Prozent Strom nötig.
Wärmepumpen gelten als wartungsarm, haben eine lange Lebensdauer und erzeugen keine direkten Emissionen. So lassen sich bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus pro Jahr 4635 Kilogramm CO2 vermeiden. Um diese Menge CO2 zu kompensieren, wären 371 Bäume nötig.
Eine teure Angelegenheit – doch es gibt Zuschüsse
Allerdings ist eine Wärmepumpe nicht gerade billig. Je nach Aufwand und Größe der Anlage sind laut Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK (Sanitär, Heizung und Klima) Bayern, zwischen 25.000 Euro und 75.000 Euro fällig. So schlägt zum Beispiel allein die meist bis zu 99 Meter tiefe Bohrung mit 8500 Euro bis 9500 Euro zu Buche. Nötig ist sie, um das Wärmepotenzial des Grundwassers nutzen zu können. Wenn eine zweite Bohrung dazukommt, ist man auch schnell bei 12.000 Euro.
Deshalb kann man vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für Wärmepumpen in Bestandsbauten immer mindestens 35 Prozent der förderfähigen Kosten als Förderung erhalten, da diese als besonders energieeffiziente Heizungen gelten. Durch die Einführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Anfang 2021 ist die Förderung für Wärmepumpen in einigen Bereichen noch gestiegen. Wer eine alte Ölheizung austauscht, bekommt nun 40 bis 45 Prozent der Kosten über das BAFA-Programm „Heizen mit erneuerbaren Energien“ erstattet. Die restlichen Kosten finanziert man aus eigener Tasche oder mit einem günstigen Darlehen aus dem KfW-Programm 167.
Bei den Herstellern wie Wolf aus Mainburg (Landkreis Kelheim) oder Vaillant aus Remscheid in Nordrhein-Westfalen spürt man derzeit die große Nachfrage nach Wärmepumpen. Noch können sie ausreichend Geräte liefern. Ob das so bleibt, ist fraglich. Denn Lieferkettenprobleme, steigende Energie- und Rohstoffpreise, der weitere Verlauf der Corona-Pandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine machen Prognosen schwierig.
Habeck will 500.000 Wärmepumpen im Jahr
Angetrieben wird die Nachfrage nach Wärmepumpen auch von der Bundesregierung. Denn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will 500.000 Wärmepumpen pro Jahr realisieren. Andere, ebenfalls ökologische Heizsysteme wie etwa Holzheizungen oder Solarthermie scheinen im Hause Habeck eher nachrangig zu sein. Tatsächlich haben Biomasse, Tiefengeothermie und Wasserstoff mit Blick auf die Energiewende aber durchaus ihre Berechtigung.
Die Heizungsbranche ist erbost wegen der Fixierung auf die Wärmepumpe. Bayerns SHK-Hauptgeschäftsführer Schwarz beklagt, es sei völlig ungeklärt, woher der Strom für die Wärmepumpen kommen soll. Denn in den nächsten zehn bis 25 Jahren wird Energie voraussichtlich nicht komplett regenerativ erzeugt werden können – was, so kritisiert Schwarz, „man aber den Endverbrauchern suggeriert“.
Und Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW), warnt, dass es im Winter, wenn die Wärmepumpen auf Höchstlast laufen, in Bayern zu einer Stromlücke kommen wird. Denn es werde weder die Sonne ausreichend scheinen noch der Wind ausreichend wehen, um zuverlässig Photovoltaik- beziehungsweise Windstrom erzeugen zu können.
Man braucht Fachleute - doch die sind rar
Ein weiteres Problem in puncto Wärmepumpe: Um deren Größe richtig auszulegen, kommt man um Fachleute nicht herum. Sie müssen die benötigte Leistung der Anlage und die Effizienz des Hauses ausrechnen. Auch das bereits bestehende System, also Heizkörper, Fußbodenheizung oder Wandflächenheizung, muss in die Berechnungen einfließen. Dann muss geklärt werden, wo die Pumpe platziert wird, damit sie weder eine Lärmbelästigung darstellt noch im Weg steht.
Die entsprechenden Fachleute sind jedoch rar und die nötigen Handwerker für den Einbau ebenfalls. So moniert VBEW-Hauptgeschäftsführer Fischer: „Der Fachkräftemangel ist nicht nur bei der Installation von Wärmepumpen ein großer Bremser bei der Energiewende. Überall mangelt es an Handwerkern.“ Daher ist die Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass die SHK-Branche bei der Nachwuchsgewinnung unterstützt wird. Etwa über finanzielle Förderung der beruflichen Bildung, die Freistellung der Betriebe von den Kosten der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung oder der Modernisierung der beruflichen Bildungsstätten. Bayerns SHK-Hauptgeschäftsführer Schwarz fordert zudem eine wohnortnahe Beschulung der Lehrlinge.
Ein weiteres Hemmnis ist die Bürokratie. Denn nach dem Einbau einer Wärmepumpe wird die Kundschaft aufgefordert, darzulegen, ob der Einbau erfolgreich war: Die sogenannte Jahresarbeitszahl muss ausgerechnet werden. Sie gibt das Verhältnis zwischen zugeführtem Strom und der tatsächlich erzeugten Heizungswärme über die Dauer eines Jahres wieder. Detaillierte Angaben zum Gebäude sind gefragt, über Heizungsenergie, Stromaufnahme und Vorlauftemperatur.
Fazit: Die Energiewende lässt sich nicht mal eben so verordnen. Hier muss noch sehr viel nachgedacht werden, Zwischenschritte sind nötig und vor allem: Praktikabilität.
(Ralph Schweinfurth)
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