Politik

CSU-Chef Markus Söder. (Foto: dpa)

25.06.2025

´Wie tief kann man eigentlich sinken´ - Shitstorm gegen Söder in Sozialen Medien wegen Interview mit rechtem Portal

In den Sozialen Medien gibt es einen Shitstorm gegen CSU-Chef Markus Söder. Der hatte dem umstrittenen rechten Portal "Nius" ein Interview gegeben. Jetzt muss er sich anhören, dass dies dem Amt des Ministerpräsidenten "unwürdig" sei. Und auch die Grünen attackieren ihn. Doch Söder wehrt sich und bekommt auch Zuspruch

In den Sozialen Medien gibt es massive Kritik an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Grund ist, dass dieser dem rechten Online-Portal „Nius“ ein längeres Interview gegeben hat. Allein bei X wurde der CSU-Chef seit Freitag in Dutzenden Tweets scharf attackiert. Söder sei „ganz unten angekommen“, posteten mehrere Nutzer. Ein anderer fragte: „Wie tief kann man eigentlich sinken?“ Und ein weiterer Kommentator schrieb: „Ich kann mich seit Stunden nicht entscheiden, was ich schlimmer finde: Dass Markus Söder ernsthaft diesem Hetzmedium Nius ein Interview gibt oder diese fürchterlichen Schuhe samt Hose.“

Rechtskonservativ bis rechtspopulistisch

Söder müsse es besser wissen, so das Credo vieler. Die saarländische Piratenpartei sprach gar von einer "Schande für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten".

„Nius“ gilt je nach Sichtweise als rechtskonservativ oder rechtspopulistisch. Kritiker bezeichnen das Portal auf X sogar als rechtsextrem – ohne jedoch stichhaltige Beweise für diese Behauptung beizubringen. Nichtsdestotrotz ist das Medium, dessen Chefredakteur der ehemalige „Bild“-Mann Julian Reichelt ist, nicht unumstritten. Neben berechtigter Kritik an Missständen etwa in der Migrationspolitik oder bei der Meinungsfreiheit fällt das Medium durch eine starke Zuspitzung auf. Kritiker werfen „Nius“ teils einseitige Recherche und einen regelrechten Kreuzzug insbesondere gegen die Grünen vor.

"Respektabel"

Landtagsvizepräsident Ludwig Hartman (Grüne) sagte der Staatszeitung am Donnerstag: „Wer mit einem Medium spricht, das es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, der zeigt, wie wenig er von Qualitätsjournalismus hält.“

Die Staatskanzlei und die CSU-Zentrale äußerten sich auf BSZ-Anfrage vom Montag nicht. Söder sagte aber bei einer Pressekonferenz am selben Tag: „Es ist wichtig, dass man erklärt, dass man kommuniziert." Man könne nicht erwarten, wenn man den Dialog verweigere, dass man am Ende irgendeine Überzeugunsgarbeit leiste. „Sie alle erleben doch, wie die Realität aussieht." Er wies den Vorwurf, am rechten Rand zu fischen, zurück. „Das ist mitten in der bürgerlichen Gesellschaft."

Vereinzelt bekam der Ministerpräsident auch Lob für seine Offenheit bei der Wahl der Interviewpartner. Es sei "respektabel, dass er zu Nius gegangen ist", schrieb ein Kommentator.

Fakt ist: Söder zeigt beinahe überall im Netz Präsenz. Und aus demokratietheoretischer, aber auch machtpolitischer Perspektive ist es sicher nicht ratsam, Online-Angebote wie „Nius“, die auch Wähler erreichen, die sich längst von den etablierten Medien verabschiedet haben, alleine AfD-Politikern zu überlassen. Der Preis ist allerdings ein Ansteigen der Reichweite solcher Medien. (Tobias Lill)

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde zwischenzeitlich um ein Statement des Landtagsvizepräsidenten Ludwig Hartman (Grüne) ergänzt.

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