Politik

Ausgehend von den USA macht sich auch in Europa die „Doomsday-Prepper“-Szene breit: Man sammelt Lebensmittelvorräte, baut einen Bunker und übt sich im Überlebenskampf. (Foto: dpa)

23.02.2018

Wenn Untergangsapostel Waffen horten

Die Prepper-Szene könnte sich als ähnlich gefährlich erweisen wie die lange verharmlosten Reichsbürger

Dass man auf den Jüngsten Tag vorbereitet sein müsse, diese Mahnung gehörte jahrhundertelang zum Repertoire der christlichen Predigt. Nur wer ein gottgefälliges Leben führe, könne vor dem Jüngsten Gericht bestehen. Ausgerechnet jetzt, da die Panikmache von der Kanzel herab aus der Mode gekommen ist, kehren die Endzeitszenarien auf anderem Wege zurück. Ausgehend von den USA macht sich auch in Europa die „Doomsday-Prepper“-Szene breit, Leute, die sich auf den Jüngsten Tag (englisch „doomsday“) vorbereiten („to be prepared“). Man sammelt Lebensmittelvorräte, baut einen Bunker und übt sich im Überlebenskampf. Kriminell wird die Sache, wenn sich das Survivaltraining gegen den politischen Gegner richtet, wenn Waffen gehortet und Todeslisten erstellt werden.

So geschehen in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gab es im vergangenen Sommer Hausdurchsuchungen bei zwei Männern, die der Generalbundesanwalt der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verdächtigt. Die beiden, einer von ihnen ist Polizeibeamter, sollen aufgrund der ihrer Meinung nach verfehlten Flüchtlingspolitik den „Zusammenbruch der staatlichen Ordnung befürchtet“ und sich mit Lebensmitteln sowie Munition für bereits vorhandene Waffen eingedeckt haben. Der Generalbundesanwalt erklärte: „Darüber hinaus sollen die Beschuldigten den von ihnen befürchteten Krisenfall als Chance gesehen haben, Vertreter des politisch linken Spektrums festzusetzen und mit ihren Waffen zu töten.“ Sie hätten bereits eine Namensliste erstellt.

Es war vermutlich dieser Fall, der die Innenministerkonferenz dazu brachte, sich im Dezember mit der Prepper-Szene zu befassen, nicht zuletzt, weil die Parallele mit den Reichsbürgern nicht zu übersehen ist.

Der Münchner SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter hat kürzlich bezüglich der Prepper bei der Staatsregierung nachgefragt. Die Antwort: Zwar habe man nur von sechs Personen Kenntnis, die sowohl den Preppern als auch den Reichsbürgern zuzuordnen seien, eine Verbindung der Prepper zum Rechtsextremismus sei nicht bekannt. Auf Ritters Frage nach Waffen- oder Munitionsfunden bei bayerischen Preppern antwortet Staatssekretär Gerhard Eck (CSU), man habe von der Armbrust bis zum geladenen großkalibrigen Revolver allerlei Bedrohliches gefunden.

Ritter betont, es liege ihm fern, Bürger zu kriminalisieren, die einen eisernen Vorrat für den Katastrophenfall zuhause hätten: „Das ist sogar vorbildlich!“ Doch müsse man hellhörig sein, wenn Untergangsszenarien beschworen und Waffen gehortet werden. Ritter verweist auf ein Urteil des Münchner Verwaltungsgerichts vom 2.8.2017, mit dem einem Oberbayern der Besitz von Waffen verboten wurde. Der Mann gehört ganz offensichtlich sowohl der Reichsbürger- als auch der Prepperszene an. Das Urteil zitiert ihn mit den Worten, Bayern werde „von Ausländern, Asylanten und Schläfern überrollt“. In diesem „postapokalyptischen Zeitalter“ würden nur diejenigen überleben, „die am besten vorbereitet sind“, wobei der Mann auf sein Waffenlager im Keller verwies.

Man kann nur hoffen, dass das Innenministerium nicht den gleichen Fehler begeht wie bei den Reichsbürgern. Die wurden jahrelang als harmlose Querulanten abgetan. Bis einer von ihnen am 19. Oktober 2016 in Mittelfranken einen Polizisten erschoss. (Florian Sendtner)

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