Politik

18.04.2019

Windkraft in Bayern: Schwieriges Recycling

Ein Kommentar von André Paul

20 Jahre lang war das im Jahr 2000 von der rot-grünen Bundesregierung erlassene Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Goldgrube für die Betreiber von Windkraftanlagen. Doch nächstes Jahr läuft die festgelegte Bezuschussung von 6,4 Cent pro Kilowattstunde aus. Das wird zur Folge haben, dass viele Anlagen nicht mehr rentabel sind. Obendrein sind zahlreiche Windspargel bis dahin technisch veraltet.

Es muss also im großen Stil demontiert werden. Der Bundesverband Windenergie rechnet bis 2025 mit 1000 bis 2500 Abrissen – pro Jahr. In Bayern, das stark auf eine dezentrale Betreibung der Anlagen gesetzt hat, sind davon auch viele Kommunen betroffen, die – meist in Zweckverbänden – als Eigner fungieren. Hinzu kommt eine Vielzahl an Privatleuten.

Doch ein Windrad zu entsorgen ist keine einfache Angelegenheit. Das liegt vor allem an den Rotorblättern. Denn diese bestehen in der Regel aus Glasfaserkunststoffen. Doch weil diese nicht verrotten, dürfen sie nicht in Deponien gelagert werden. Verbrennen lassen sie sich ebenfalls nicht. Die Kommunen sind deshalb in doppelter Hinsicht in der Bredouille, denn häufig sind sie die Betreiber der Deponien.

Aiwanger und Glauber sind leider auf Tauchstation

Spätestens jetzt wären der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger oder sein Parteifreund Thorsten Glauber aus dem Umweltministerium mit Ideen gefordert. Doch die beiden Freie Wähler-Politiker machen sich in der Angelegenheit einen schlanken Fuß. Man vertraue „auf die Innovationskraft der Abfallwirtschaft“, heißt es aus beiden Ressorts. Diese würde ganz bestimmt bei der Verschrottung alter Anlagen in Nord- und Ostdeutschland „wertvolle Erfahrungen“ sammeln – welche sich der Freistaat dann zunutze machen könne.

Mit Verlaub: Das ist reichlich blauäugig. Denn bisher gibt es in ganz Deutschland nur ein einziges Unternehmen, das sich aufs Recycling von Rotorblättern spezialisiert hat – und das in Bremen sitzt.

Es fertigt Brennstoffe für die Zementindustrie daraus. Und die Auftragsbücher der Bremer Firma Auftragsbücher sind proppenvoll. Mutig zu hoffen, dass da mal eben jedes Jahr einige hundert Windspargel aus dem Süden dazwischengeschoben werden können.

Kommentare (2)

  1. Ratio am 30.04.2019
    Sehr geehrter Herr Paul,

    zugegeben, das Recycling von Glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) ist eine Herausforderung.
    Übriges, laut Wikipedia wird der größte Teil von Glasfaserverbundstoffen nicht für Windkraftanlagen verwendet, sondern in der Transportindustrie. Der Fahrzeug, Flugzeug und Schiffs- und Bootsbau nutzen ebenfalls im hohen Maße zum Verbrauch von GFK und dem Deponie bzw. Recycling-Problem bei.

    Ihrer Ablehnung von Windkraftanlagen lässt sich in Ihrem Kommentar nicht verbergen. Gut, dass es für GFK-Recycling erste Lösungen gibt, im Gegensatz zum Recycling und zur Deponie von Abfällen aus der Kernenergieindustrie (Stichwort Endlager) oder der Emission von CO2 in aus fossilen Kraftwerken in die Umwelt. CO2 wird ebenfalls nicht recycelnd, sondern in Atmosphäre der Allgemeinheit deponiert in der Hoffnung, dass zukünftige Generationen das Problem lösen oder mit möglichen Folgen leben lernen.

    In dieser Frage sind aber nicht nur Aiwanger und Glauber gefordert, sondern die gesamte Staatsregierung.
  2. Schuster am 30.04.2019
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    viele Mitbürger, aber auch scheinbar der Autor des Kommentars "Windkraft in Bayern - Schwieriges Recycling" scheinen die Grundkonzepte der Marktwirtschaft nicht verstanden zu haben. Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Bei steigender Nachfrage steigt der Preis, aber auch in der Regel das Angebot. Also keine Angst, es werden ausreichende Kapazitäten zum Recycling angeboten werden, allerdings zu einem etwas höherem Preis, wenn nicht aufgrund des größeren Marktvolumens weitere Unternehmen dieses Geschäftsfeld erschließen.
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