Politik

29.09.2023

Wohnungsbau: Das Politikversagen

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Es sollten einmal 400.000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden, um dem eklatanten Wohnraummangel hierzulande entgegenzuwirken. Jetzt hat sich der Bund bei seinem Wohnungsgipfel auf die Hälfte, also 200.000, festgelegt. Selbst das ist ein ambitioniertes Ziel. Denn wegen gestiegener Bauzinsen und weiterhin hoher Immobilienpreise können die Maßnahmen, die die Runde um Bundeskanzler Olaf Scholz beschlossen hat, die Wohnungsnot nicht ansatzweise lindern. Deutschlandweit fehlen rund 700.000 Wohnungen – Tendenz steigend.

Viel zu lange wurde in Deutschland seitens der Politik der Wohnraummangel ignoriert. Das begann schon in der Großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel. Wenn Nachfolger Scholz – damals Bundesfinanzminister – jetzt mit der Rekordsumme von 18 Milliarden Euro alle Vorhaben bis 2027 realisieren will, darf man skeptisch sein. Woher soll das Geld kommen?

Positiv ist immerhin, dass jetzt mehr Familien einen Anspruch auf ein zinsvergünstigtes Baudarlehen haben. Denn die Einkommensgrenze dafür wird angehoben: von 60.000 Euro auf 90.000 Euro im Jahr. Bisher war die Maßnahme eher ein Reinfall. Denn seit Beginn des Programms im März dieses Jahres wurden lediglich 200 Anträge gestellt.

Weil die Immobilienpreise jedoch viel zu stark gestiegen sind, werden auch mit einem zu versteuernden Einkommen von 90.000 Euro lediglich Familien im ländlichen Raum profitieren. Denn nur dort sind die Preise entsprechend niedrig, um über die staatliche Förderung Wohneigentum schaffen zu können.

Positiv ist auch, dass man vom überzogenen Energieeffizienzstandard EH 40 für Neubauten abrückt. Dieser besagt, dass Neubauten nur noch 40 Prozent der Energie verbrauchen dürfen, die bisher Standard war – um das zu erreichen, fallen aber Mehrkosten bis zu 100.000 Euro an. Das schreckt viele Bauwillige ab.

Ein gravierendes Problem lösen die Berliner Beschlüsse aber nicht. Deutschlandweit fehlen rund 300.000 Fachkräfte im Baugewerbe. Zwar kann man Häuser inzwischen auch im 3D-Druck erstellen, doch gibt es bisher zu wenig Firmen, die auf dieses innovative Verfahren spezialisiert sind. Die Wohnungsnot wird bleiben.

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.