Politik

08.12.2017

Zwei Köche, ein Brei

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Das mit der Doppelspitze klappt am besten in den Alpen. Hat ein und derselbe Berg zwei Gipfel, stehen diese in voller Eintracht Seite an Seite und fallen ganz bestimmt nicht übereinander her. Derart unbeweglich sind unsere Politiker nicht. Bilden zwei von ihnen eine Doppelspitze, ist sofort anzunehmen, dass sie sich gegenseitig nicht ausstehen können. Wenn sie es könnten, fiele es einem von ihnen nicht so schwer, sich dem anderen des lieben Friedens wegen unterzuordnen.

Zwei mustergültige Doppelspitzenpolitiker haben wir jetzt in Bayern. Horst Seehofer ist noch nicht so schwach, dass ihn Markus Söder in Pension schicken dürfte, und Markus Söder nicht so stark, dass die große Schar der Halbfreunde sich mit seiner Doppelrolle abfände, mit einer Herrschaft über die Apparate der Staatsverwaltung wie der Parteihierarchie. Was aber alle dem künftigen Ministerpräsidenten wirklich zutrauen, ist eine originelle Dauerdistanzierung zum weiterhin amtierenden CSU-Chef. Spiegelbildlich ist anzunehmen, dass es den bleibenden Parteivorsitzenden jucken wird, über die Arbeit in der Staatskanzlei mit offenkundiger Fachkompetenz gallige Kurzkommentare abzugeben. Außerdem wimmelt es in Deutschland von Leuten, die einem Krach zwischen Söder und Seehofer einen hohen Unterhaltungswert beimessen und sich über häusliche Probleme innerhalb der Union freuen.

Doppelspitze: Nur theoretisch herrlich

Die Doppelspitze bietet ein Musterbeispiel für das Verhältnis von Theorie und Praxis. Theoretisch ist es herrlich, wenn ein und derselbe Mensch seine geballte Kraft auf die Lösung einer einzigen Aufgabe konzentriert. Praktisch ist es so, dass der erfolgreiche Politiker in einem zweiten erfolgreichen Politiker seiner Couleur den Nebenbuhler wittert. Ihn hat er dauernd vor der Nase, ihn, mit dem er Zusammenarbeit vortäuschen muss. Die CSU hatte da einst noch Glück: Theo Waigel, Partei, und Edmund Stoiber, Staat, konnten sich zwar nicht leiden, waren aber im Hass nicht so begabt wie Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder. Als Kanzler bewies dieser seine Hochbegabung, indem er schließlich dafür sorgte, dass ein Mann nach seinem Geschmack, Franz Müntefering, SPD-Vorsitzender wurde. Das ist eine Macht, die Markus Söder vorerst noch fehlt.

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