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Himmelsleiter oder Tortur? Die Passauer Mariahilf-Wallfahrer müssen 321 Stufen überwinden, um ihre „Bitten auf den Berg zu tragen“ – manche tun es wie früher auch heute noch auf Knien. Mancher hinterlässt ein Votivbild. (Foto: SZ Photo)

15.07.2024

Mirakel dank Maria

Geheimnisvolle Visionen, ein Cranach-Bild, seine Kopie und die Anfänge der Passauer Mariahilf-Wallfahrt

Einst pilgerten die Griechen nach Epidauros. Zu Tausenden suchten sie Erlösung von Krankheit, Angst und Seelenqualen beim Heiligtum des Asklepios. Als Gott der Heilkunst, Sohn des Apollo und Enkel des Göttervaters Zeus rangierte er weit oben im Pantheon der griechischen Götter. Kein Wunder, dass dem Asklepieion in Epidauros spätestens seit dem Ende des 5. Jahrhunderts der Ruf eines Massenwallfahrtsorts vorauseilte. Nicht weniger als 300 Tochterwallfahrten, verstreut über den gesamten Mittelmeerraum, wurden von dort aus begründet.

Lauter Läuse am Leib

Fast alle Pilger sollen sich nach ihrem Epidaurosgang wieder kerngesund gefühlt haben, manche sogar wie neugeboren. So jedenfalls erzählten es einst die zahlreichen Votivtafeln des Asklepios-Heiligtums. Zunächst auf Holz geschrieben, später in Stein, Terrakotta und Metall gehauen, zeugen noch heute etliche Inschriften auf vier große Stelen von den dortigen Wunderheilungen. Nicht weniger als 70 davon konnten von der Forschung mittlerweile entziffert werden. Auch jene Geschichte eines Geplagten namens Kleinatas von Theben. Mit einer „gewaltigen Menge von Läusen an seinem Leib“ soll er in Epidauros angekommen sein. Doch um seine Plage loszuwerden, musste er erst einmal das gesamte Programm der geistigen und körperlichen Übungen absolvieren. Schließlich versank Kleinatas in einen tiefen Heilschlaf. „Es träumte ihm, der Gott ziehe ihn aus, stelle ihn nackt aufrecht hin und fege mit einem Besen die Läuse von seinem Leib. Als es Tag geworden, kam er wieder gesund aus dem Heiligtum heraus.“

Maria: Mira und Mirakel

Immer wieder werden Vergleiche zwischen den Inschriften über die Wunderheiligen von Epidauros und den Berichten über Spontanheilungen kranker Pilger in den Mirakelbüchern süddeutscher Wallfahrtsorte gezogen. „Ein Wunderding ist ein ungemeine Würckung der Natur, welche von der rechten, und gewohnlichen Weiß abweichtet“, lehrte 1651 der Dillinger Theologieprofessor Georg Stengel. Andere Gelehrte sprachen von Ereignissen „contra naturam“, von widernatürlichen Phänomenen, hinter denen der Allmächtige walte. Als wichtigste Mittlerin zwischen Himmel und Erde gilt in der katholischen Kirche bis heute Maria, die Muttergottes. Selbst Gnadenbilder und Statuen von ihr können „Mira“ und „Mirakel“ wirken, also Wunder und Gebeterhörungen. Nicht von ungefähr verehren die katholischen Gläubigen bis heute Marienbildnisse ebenso wie Marienplas­tiken. Seit 1616 figuriert die Muttergottes sogar als Patrona Bavariae – nicht nur an der Westfassade der Münchner Residenz, sondern auch auf unzähligen Altären, Stadtplätzen, Säulen, Brunnen, Wappen und Gemälden.

„Maria hilf!“ als Schlachtruf

„An der Seite der Innstadt siehet man von weitem jenseits der Donau auf einem Berge eine Kirche. Sie wird ,Mariahilf‘ genannt, wo ein wunderthätiges Marienbild zu finden ist, von dem thörichter Weise Hülfe erwartet wird.“ Als der Berliner Spätaufklärer Friedrich Nikolai um 1780 nach Passau kam, war das Gnadenbild Mariahilf nach wie vor ein beliebtes Pilgerziel. Wie einst in Epidauros blühte die Wallfahrt hoch hinauf zum Schulerberg – und dies seit 1624. Nach dem Sieg eines polnisch-deutschen Ersatzheers über die Türken am Wiener Kahlenberg im Jahr 1683 kamen zahlreiche Tochterwallfahrten hinzu. Unter dem Schlachtruf „Maria hilf!“ hatte die christliche Allianz der zweiten Türkenbelagerung Wiens ein jähes Ende gesetzt und mit dem Kaiserhaus das ganze Habsburgerreich gerettet. Von heute auf morgen avancierte das Passauer Gnadenbild Mariahilf zur Reichsikone und zum Modell für die Gründung von über 500 Pilgerfilialen. Allen voran Wien, München und Innsbruck entwickelten sich zu weiteren Zentren des Mariahilf-Kultes. Schließlich gelangte die „Madonna di Passavia“ sogar bis nach Bisceglie bei Bari in Süditalien. 1747 folgte der Bau der Wallfahrtskapelle. „Sumptibus en populi surgunt nova templa Mariae Passaviae“ steht auf der Inschrift über dem Hauptportal geschrieben. Das heißt auf Deutsch: „Hier erhebt sich der neue Tempel der Maria Passavia, der auf Kosten des Volkes errichtet wurde.“

Aufschlussreicher Gnaden-Lustgarten

Wie einst die alten Griechen bei Asklepios sagten die Passauer Wallfahrer bei Maria vor allem Dank für die Erlösung von ihren Gebrechen. Und hier wie dort wurde jede Wunderheilung genau registriert. In Passau dienten dazu keine Inschriften und Stelen, sondern sogenannte Mirakelbücher. Fast an jedem Wallfahrtsort der Barockzeit wurden solche Folianten geführt. Leider sind die ers­ten Passauer Exemplare beim großen Stadtbrand von 1662 vernichtet worden. Immerhin wurden Auszüge daraus noch ein Jahr zuvor publiziert: im Band 1 des Gnaden-Lustgarten des Prokop von Templin (1608 bis 1680). Nicht weniger als 539 Leidensgeschichten und Gebetserhörungen der Zeit von 1625 bis 1649 breitet der wortgewaltige Kapuzinerprediger darin aus. Viele dieser Berichte wirken plastisch, unmittelbar, lebendig und voller Atem, zugleich aber etwas formelhaft, schematisch und standardisiert. Jedes Detail einer Wunderheilung wurde mit buchhalterischer Penibilität festgehalten und minutiös beschrieben. Selbstverständlich gehörte die Nennung der Zeugen sowie von Ort und Zeit des Mirakels dazu. Als Zeugen traten namentlich „Burger“ von Stand und Ansehen hervor. Wie in einer Urkunde wurden sie Namen für Namen registriert, versehen mit Angaben zu Herkunft, Stand und Beruf. Wohlhabende Wirte, Brauereibesitzer sowie hohe Amtsleute des Passauer Bischofs waren auffällig häufig dabei. Doch angeführt wurde das Zeugenaufgebot stets von der Geistlichkeit.

„Seines Gesichts beraubt“

Zum Dank für die Gebetserhörungen stifteten die Begnadeten gerne bemalte Votivtafeln. Genaueres erfahren wir aus dem Gnaden-Lustgarten. Zum Beispiel über „Gottfried Hoffmann, Burger und Tuchmacher“ zu Krumau in Südböhmen. Drei Wochen „nach seiner Hochzeit Anno 1626“ war „er seines Gesichts beraubt worden“ und „drey viertel Jahr lang blind verblieben“. Auch die Ärzte konnten nicht mehr weiterhelfen, bis er sich „mit einem Opffer nach Mariahülf zu Passaw verlobte“. Wiederholt rief er „Gott und sein werthe Muetter“ an und „flehte um Hylf und Beistandt“. Und siehe da: „Von Tag zu Tag konnte er besser sehen, schreiben und lesen.“ Schließlich, am 9. Juli 1629, löste er sein Gelöbnis ein. Mit seiner Ehefrau und „drey Burgern zu Krumaw“ begab er sich auf „Kirchfahrt und Opffer“ nach Mariahilf. Selbstverständlich mussten auch hier die Formalitäten stimmen. Alles musste möglichst genau bezeugt, protokolliert und beurkundet werden. „Zu mehrer Bestätigung“ von Kirchgang und Gebetserhörung pilgerte Hoffmann daher ein Jahr später nochmals nach Passau. Zuerst stand die Stiftung eines Votivbilds an. Daraufhin wurden die angeforderten Schriftzeugnisse ausgestellt. Schließlich erhielt der Tuchmacher aus Krumau „eine verfertigte Attestation von seinem Beichtvater“. Leichten Herzens und besten Gewissens kehrte Hoffmann anschließend wieder in seinen Heimatort zurück.

Am Realitätsgehalt solcher Wunderheilungen ließ und lässt sich natürlich zweifeln. Umso realer waren die von Prokop von Templin geschilderten Leiden. Jedenfalls liest sich sein Gnaden-Lustgarten wie ein Katalog menschlicher Hinfälligkeit, Drangsal, Not, Gefährdung und Todesangst. Und viele Einzelschicksale erinnern an jene, die bereits auf den Inschriften der Stelen von Epidauros begegneten. Noch immer litten die Zeitgenossen an Krankheiten, die schon die alten Griechen plagten. Ganz vorne stand die „laidig infektion der Pest“. In Passau und dem Herzogtum Bay­ern muss es 1634 besonders schlimm gewesen sein. Tausende Menschen überlebten die Seuche nicht. Ebenfalls tödliche Folgen hatten oft Fleckfieber, „Ungarisches Fieber“, „unheylsame Blattern“ sowie „Blutgang“ und Wurmerkrankungen.

„Todsgefährliche Kindsnöte“

Nicht selten gerieten die Betroffenen in große Lebensgefahr. Wegen häufiger „todsgefährlicher Kindsnöte“ war das Risiko bei Frauen unter 40 Jahren besonders hoch. Auch Apolonia Bauer aus Andorf in Oberösterreich wusste ein Lied davon zu singen. Bei der Geburt ihres Sohnes im Juli 1630 soll sie „einen solchen Schmerzen erlitten haben, daß man an ihrem und des Kindes Leben gezweifelt“ habe. Und doch soll sie „in solchem Leyd“ noch in der Lage gewesen sein, das Gelöbnis für „ein silbernes Opfer und Kirchfahrt zu Maria Hilf“ ob Passau zu leisten. So jedenfalls berichtet es wieder einmal der Gnaden-Lustgarten. Sogleich kam das Gnadenbild Apolonia und ihrem Kind in „übernatürlicher Weis“ zu Hilfe. Beide wurden wieder gesund, sodass einem Kirchgang nach Mariahilf nichts mehr im Wege stand.
Über alledem schwebte die Angst vor dem plötzlichen Tod. „Vor Pest, Hunger und Krieg sowie einem plötzlichen, unvorbereiteten und schlechten Tod bewahre uns oh Herr.“ Auch die Passauer Infektionsordnung von 1625 endet mit jener uralten Litanei, und nirgendwo wurde sie so häufig angestimmt wie vor dem Gnadenbild in der Mariahilf-Kirche. Von einem Gnaden-Lustgarten drum herum, in dem „jederman“ voll „Seelen-Ergetzung herumbspazierte“, konnte jedenfalls nicht die Rede sein. Schon allein der Aufstieg zur Wallfahrtsstätte hoch oben über der Passauer Innstadt war und ist für die meisten Pilger kein Zuckerlecken. Nicht weniger als 321 Stufen zählt die steinerne, überdachte Stiege auf den steilen Berg hinauf. „Stiegen abbeten“, „Seine Bitten auf den Berg tragen“, nennen die Pilger diesen Brauch noch heute. Andere bringen ihn auf die Formel: „321 Stiegen sind gleich 321 Gebete.“ Auf Knien bewegen sie sich die „Himmelsleiter“ hinauf, andere rutschen lieber, wieder andere gehen aufrecht, knien nur beim Gebet.

Vom Gräber- zum Bilderkult

Lange Zeit zählten Madonnenbilder und -plastiken nicht zu den bevorzugten Pilgerzielen. Umso größere Magnetwirkung übten im Früh- und Hochmittelalter die Gräber von Heiligen und Märtyrern aus. Seit den Zeiten des Kirchenvaters Augustinus (354 bis 430) spielte der Grabkult innerhalb der christlichen Kultur eine hervorragende Rolle. „In Sankt Jakob von Compostela hat er seinen bedeutendsten Vertreter gefunden“, so der frühere Würzburger Ethnologe Dieter Harmening. Noch heute nehmen Tausende den mehrere Hundert bis Tausend Kilometer langen Weg zum Reliquienschrein des Apos­tels Jakob in Santiago de Compostela auf sich. 2023 sollen es 446 035 Pilger aus der ganzen Welt gewesen sein.

Parallel zum älteren Reliquien- und Märtyrerkult entwickelte sich seit dem 13. Jahrhundert eine neue Vorliebe für Bilder und Figuren am Gnadenort. Ganz vorne stand die Gottesmutter Maria. Auch der Gebetsruf „Maria hilf“ war den Zeitgenossen des Spätmittelalters längst vertraut. Und doch dauerte es noch Jahrhunderte, bis Papst Pius V. 1572 das Fest „Maria Hilfe der Christen“ verkündete. Den Anlass bot der Sieg der „Heiligen Liga“ über die osmanische Flotte in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571. Indes verhallte die päpstliche Jubelpropaganda nach dem Triumph der Christenheit über die Söhne des Halbmonds ziemlich rasch. Nördlich der Alpen kam sie erst gar nicht an, denn noch war dort der Boden für die Botschaft der Gegenreformation nicht bereitet. Vor allem die neuen katholischen Reformorden der Jesuiten und Kapuziner sollten diese Aufgabe übernehmen. Mit ihren Volksmissionen versuchten sie gleichermaßen die Eliten wie den „gemeinen Mann“ zu erreichen, bis sie sich auch in Passau niederließen. Zunächst 1612 die Jesuiten in der Altstadt, dann 1615 die Kapuziner in der Innstadt.

Am Anfang stand eine Vision

Ein großer Kapuzinerfreund war von Anfang an Marquard von Schwendi (1574 bis 1634). Nachdem er als Student durch die Schule der katholischen Reform gegangen war, sammelte er vielfältige praktische Erfahrungen als Domherr und Propst in mehreren Diözesen. Schließlich stieg er zum Dechant, zum Vorsteher des Passauer Domkapitels,  auf. Als rechte Hand und „Administrator“ des meist abwesenden Bischofs und österreichischen Erzherzogs Leopold V. leitete er die Geschicke des Bistums bis zu seinem Tod 1634.

Gerne verbrachte der Naturliebhaber die freien Stunden in seinem großen Garten. Für Schwendi war es jedes Mal wie eine Flucht in eine andere Welt, die Flucht in einen Garten Eden en miniature. Auf dem rechten Innufer gelegen, reichte sein kleines irdisches Paradies bis fast hinauf zur Anhöhe des Schulerbergs, des späteren Mariahilf-Berges. Vielleicht war es einer jener lauen Sommerabende des Jahres 1622, als er in der Dämmerung völlig unerwartet etwas Seltsames wahrnahm. Beim Blick zur Anhöhe sah er auf einmal „viel unterschiedlicher Liechter, also in der Ordnung gerichtet, als wann sie processionaliter herumbgiengen“. Mehrmals sollte sich seine Vision wiederholen und jedes Mal glaubte er, vor seinen Augen ziehe eine geisterhafte Prozession von Lichtern zur Anhöhe hinauf.

Ein Gnadenbild geht auf Reisen

So steht am Anfang der Wallfahrt nach Mariahilf ob Passau kein Gelöbnis, keine Kirche, kein Bild, sondern eine wunderliche Vision. Später kam noch ein Gemälde hinzu. Kein Original, sondern die Kopie eines Marienbilds von 1537 aus der Wittenberger Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren (1472 bis 1553). Das Motiv ist schlicht und strahlt mit seinen weichen, nuancenreichen Farbtönen eine Anmut aus, wie sie nur wenigen Madonnendarstellungen zu eigen ist. Keine Himmelskönigin mit Krone ist da zu sehen, sondern eine ganz nach der Art des Volkes gekleidete, sitzende Maria. Vor tiefdunklem Hintergrund, ohne Heiligenschein, etwas nach links geneigt mit dem Jesuskind im Schoß, richtet sie ihren sanften Blick zum Betrachter.
Wie und auf welchen Wegen das Original von Wittenberg nach Dresden und dann weiter nach Passau gelangte, ist nirgendwo aktenkundig. Umso dichter wuchert darüber bis heute der Legendenkranz des Gnaden-Lustgarten. Demnach soll sich Bischof Leopold von Passau 1611 auf diplomatischer Mission beim sächsischen Kurfürsten Johann Georg aufgehalten haben. Als Freund der Musen besichtigte er die dortige Kunst- und Schatzkammer, bis er jenes „Bildnuß Maria der Jungfrawen“ erblickte. Leopold zeigte sich offenbar sogleich angetan. Jedenfalls „gefiel es ihme der massen wol“, dass er von den zahlreich angebotenen Gastgeschenken „nichts anders aus allen, als dises Mariabild zu haben verlangte“.
Zunächst nahm Leopold das Gnadenbild mit nach Passau und zeigte es seinem Administrator. Schwendi soll vom Anblick der schützenden Madonna mit dem Jesuskind mehr als angetan gewesen sein. Wie „gefangen“ fühlte sich der geistliche Herr von der „Schöne und Anmütigkeit der Mutter Gottes“, weiß der Gnaden-Lustgarten zu berichten. In seiner Verzückung ließ der Domdechant sofort eine Kopie malen. Über ein Jahrzehnt blieb sie in seinem Privatbesitz, während das Original nach Leopolds Übernahme der Statthalterschaft in Tirol 1619 nach Innsbruck wanderte. Dort, im heutigen Dom St. Jakob, kann das Cranach-Original noch heute bestaunt werden.

Von der Vision zum Gelübde

Wunder soll das Gnadenbild nach seinem Eintreffen in Passau noch keine gewirkt haben. Und doch musste es irgendwie etwas mit jenen rätselhaften Lichtvisionen Schwendis von 1622 zu tun gehabt haben. Gleich mehrmals soll sich vor seinen Augen jenes Schauspiel der „Gesichter mit den herumbgehenden Lichtern“ wiederholt haben. Schließlich berichteten ihm „fromme und andächtige Personen“ von ersten Marienerscheinungen. „Vielmahlen an den Sambstag Nachten“ soll „die glorwürdigste Mutter Gottes Maria mit vielen Adelichen Jungfrauen begleitet, in grossem Glantz und Herrlichkeit auf dem Innstrom abfahrend und als dann wiederumb verschwindend gesehen“ worden sein.

Rasch entwickelte sich aus jenen Visionen ein frommes Gelübde. Noch im selben Jahr 1622 ließ Schwendi auf der Anhöhe des Schulerbergs „ein klein hölzern Capell oder Eremitorium“ errichten. Genau dort, hoch oben über der Stadt, fand auch die Kopie seines Gnadenbilds Maria­hilf eine neue Heimat. Aus seinem privaten Heiligtum sollte künftig eines für alle Menschen werden. Allen voran diejenigen Zeitgenossen, die noch zweifelten oder weiterhin mit der Religion Martin Luthers sympathisierten, wollte Schwendi damit erreichen. Zweifelnde und Abtrünnige gab es damals zuhauf, besonders unter den Adeligen, Bürgern und Bauern im benachbarten „Österreich ob der Enns“ sowie im Königreich Böhmen ... (Martin Hille)

Lesen Sie den vollständigen, reich bebilderten Beitrag in der Ausgabe Juli/August 2024 des BSZ-Onlinemagazins UNSER BAYERN. Sie können die komplette, 40-seitige Ausgabe downloaden unter www.bayerische-staatszeitung.deFür BSZ-Abonnenten ist dieser Service kostenlos, sonst 3 Euro pro Ausgabe. 

Abbildungen (von oben):
Kirche und Kloster der Wallfahrtsstätte „Mariahilf“ über der Pas sauer Innstadt. Seit 1622/24 entwickelte sich dieser Ort zur prominentesten Pilgerstätte des süddeutsch-österreichisch-böhmischen Raumes. (Foto: dpa/Istvan Bajzat)

Das Original des Gnadenbilds Maria mit dem Kind von Lucas Cranach dem Älteren von 1537 befindet sich heute im Innsbrucker Dom St. Jakob. Wahrscheinlich 1611 erwarb es der Passauer Bischof und spätere Statthalter von Tirol, Erzherzog Leopold V., nach dem Besuch der Schatzkammer des sächsischen Kurfürsten in Dresden. Folgendes Bild: In Passau wird seit 1622/24 eine der gelungensten Kopien des Gemäldes verehrt. In Auftrag gegeben hatte sie Marquard von Schwendi, der Initiator und Förderer der Passauer Mariahilf-Wallfahrt. (Fotos: SZ Photo)

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